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Kurzarbeit um sechs Monate verlängert: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Von Roland Vielhaber, 30. Juli 2020, 00:04 Uhr
FACC
Beim Innviertler Flugzeugzulieferer FACC läuft die Kurzarbeit noch. Bild: Volker Weihbold

WIEN. Mindestarbeitszeit auf 30 Prozent angehoben, Pflicht zur "Weiterbildungsbereitschaft"

"Die Firmen haben Planungssicherheit, es kostet die Republik aber auch einiges. Ich hätte die Kurzarbeit aber nicht um sechs Monate, sondern vorerst einmal bis Oktober verlängert – und mir dann die Situation angeschaut", sagt der Linzer Ökonom Friedrich Schneider. Eine wesentliche Neuerung des gestern vom Ministerrat präsentierten neuen Modells, um möglichst viele Menschen in Beschäftigung zu halten: Mitarbeiter in Kurzarbeit müssen bereit sein, sich weiterzubilden, wenn das vom Unternehmen angeboten wird. Angehoben wird die Mindestarbeitszeit.

Warum wurde ein neues Kurzarbeitsmodell ausgearbeitet?

Das wegen der Corona-Krise eingeführte Kurzarbeitsmodell läuft im September aus. Vor dem Sommerministerrat wurde das von den Sozialpartnern verhandelte Modell von der Regierung abgesegnet. Die Corona-Kurzarbeit wird um einen Monat bis Ende September verlängert. Das neue Modell gilt ab 1. Oktober und kann für sechs Monate beantragt werden.

Was sind die Eckpunkte des neues Modells?

Die Mindestarbeitszeit wird von zehn auf 30 Prozent angehoben, sie kann aber in Sonderfällen mit Zustimmung der Sozialpartner unterschritten werden. Die Höchstarbeitszeit beträgt 80 Prozent. Beschäftigte in Kurzarbeit bekommen weiter 80 bis 90 Prozent des Nettoeinkommens. Unternehmen müssen die tatsächlich erbrachte Arbeitsleistung bezahlen, für die Differenz kommt wie bisher das Arbeitsmarktservice (AMS) auf. Und: Es soll kein Durchwinken der Kurzarbeit geben, die Kontrollen werden verstärkt.

Was bedeutet Pflicht zur "Weiterbildungsbereitschaft"?

Die von Wirtschaftsvertretern geforderte Weiterbildungspflicht kommt nicht. Mitarbeiter müssen aber bereit sein, in der Kurzarbeitszeit eine Weiterbildung zu machen, wenn dies vom Unternehmen angeboten wird. Sollten sie wieder im Betrieb gebraucht werden, sollen sie die Ausbildung binnen 18 Monaten nachholen können.

Sollen Vier für einen fünften Job weniger arbeiten?

Solidarität soll, so die Grünen, groß geschrieben werden. Wenn etwa vier Personen ihre Arbeitszeit um je 20 Prozent verringern und dafür eine fünfte Person angestellt wird, erhalten die Beschäftigten vom AMS die Hälfte ihres Einkommensausfalls. "Das lässt Böses ahnen. Der Sinn der Kurzarbeit kann es nicht sein, eine staatlich subventionierte Arbeitszeitverkürzung umzusetzen. Andererseits: Noch sind nicht mal vier der veranschlagten zwölf Milliarden Euro für die Kurzarbeit ausbezahlt. Es gibt also noch Spielraum", sagt Franz Schellhorn, Leiter der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agende Austria auf OÖN-Anfrage.

Ist die Kurzarbeit ein Allheilmittel?

432.000 Menschen sind arbeitslos, 474.000 in Kurzarbeit. Verschiebt sich die Problematik der Arbeitslosigkeit mit der Kurzarbeit nicht bloß nach hinten? Schellhorn: "Eine Verlängerung der Kurzarbeit kann kurzfristige Arbeitslosigkeit verhindern. Aber langfristige Folgen des Konjunktureinbruchs kann sie nicht abwenden." Wie viel die Corona-Kurzarbeit bis Ende März kosten wird, ist offen. 

700 Millionen Euro für eine Arbeitsstiftung

Eine Arbeitsstiftung soll ab Herbst die Arbeitnehmer bei der Weiterqualifizierung und Umschulung unterstützen. Man investiere darin bis zu 700 Millionen Euro, erklärte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP). Bis zu 100.000 Menschen sollen davon profitieren. „Qualifizierung ist immer zu begrüßen, genau jetzt ist aber der richtige Zeitpunkt für eine solch groß angelegte Offensive“, sagte Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zur Stiftung. Es handle sich um ein flexibles und klares Paket, sprach Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) von einem „großen Wurf“. Er bewarb auch das Corona-Arbeitszeitmodell, das man als eine Möglichkeit für Unternehmen zusätzlich fördern wolle.

Stimmen zur Kurzarbeit

  • „Die Verlängerung der Kurzarbeit hilft vor allem jenen Branchen, die die Krise noch nicht überstanden haben.“ - Margarete Schramböck, Wirtschaftsministerin
  • „Das Ergebnis ist ein guter Kompromiss. Wir wollten Planungssicherheit für Beschäftigte und Unternehmen, die haben wir mit diesem Paket erreicht.“ - Wolfgang Katzian, ÖGB-Präsident
  • „Ohne Kurzarbeit hätten wir eine Million Menschen ohne Arbeit. Ich hätte die Kurzarbeit aber nur bis Oktober verlängert und mir dann die Situation angeschaut. Kurzarbeit führt auch dazu, dass die Leute mehr Zeit haben und weniger Geld. Das sind zwei Faktoren, dass mehr gepfuscht wird.“ - Friedrich Schneider, Linzer Ökonom
  • „Das ist gut investiertes Geld. Aber es fehlen Lösungen über die sechs Monate hinaus.“ - Josef Muchitsch, SPÖ-Sozialsprecher
  • „Es ist eine praxistaugliche Lösung gelungen. Das sollte uns ausreichend Spielraum geben, um die Herausforderungen gut zu bewältigen.“ - Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung
  • „Die Kurzarbeit ist ein bewährtes Mittel für plötzliche Krisen. Für den Corona-Schock hat sie gut gepasst. Jede Verlängerung mindert aber den positiven Effekt. Eine Übergangslösung darf nicht zum dauerhaften Instrument werden.“ - Franz Schellhorn, Agenda Austria
  • „Planungssicherheit schaut anders aus. Sechs Monate greifen vor allem für die Stadthotellerie viel zu kurz. Da braucht es mindestens das Doppelte.“ - Markus Gratzer, Österreichische Hoteliervereinigung
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Autor
Roland Vielhaber
Redakteur Wirtschaft
Roland Vielhaber

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11  Kommentare
11  Kommentare
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Franz_1967 (510 Kommentare)
am 02.08.2020 13:12

Mir sind jetzt schon 2 Firmen bekann zwar Kurzarbeit angemeldet haben, die meisten aber 100% arbeiten müssen. Also hilft der Steuerzahler dass die Gewinne noch steigen. Hier sollte der Staat durchgreifen. Wer nachweislich länger arbeiten läßt als angemeldet, sollte die erhaltenen Summe 100 fach zurückzahlen müssen, und das 100 fache auch an Strafe

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ReaderI (1.675 Kommentare)
am 30.07.2020 16:04

Kontrolle ist hier sicher dringend nötig, aber auch verpflichtende Weiterbildung für die Mitarbeiter (WiFi, BFI, etc), für die Mitarbeiter. Wer denkt, dass sich in der Arbeitswelt in der Zwischenzeit nichts tut, der irrt gewaltig. Die Unternehmen digitalisieren aus der Not heraus und dann wird unumgänglich, dass Mitarbeiter sich neue Fähigkeiten aneignen. Aber bei weniger als 50 % Arbeit sollte das kein Problem sein. Ausserdem darf man nicht unterschätzen, dass Mitarbeiter, die im Moment nur sehr gering beschäftigt sind, auch ihre Routine verlieren.

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Nonaned (847 Kommentare)
am 30.07.2020 14:32

Es sollte trotz der ganzen Situation, mehr Kontrollen geben. Es gibt einige Firmen die es ausnutzen und die Angestellten können nix dagegen machen, ausser zu kündigen.

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Steuerzahler2000 (4.074 Kommentare)
am 30.07.2020 14:24

Anscheinend hat das AMS genügend Ressourcen übrig wenn es Zeit findet Firmen anzurufen ob diese mit den Kurzarbeitsbestimmungen "zufrieden" sind ....

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Franz_1967 (510 Kommentare)
am 30.07.2020 12:50

Mir sind jetzt schon 2 Firmen bekann zwar Kurzarbeit angemeldet haben, die meisten aber 100% arbeiten müssen. Also hilft der Steuerzahler dass die Gewinne noch steigen. Hier sollte der Staat durchgreifen. Wer nachweislich länger arbeiten läßt als angemeldet, sollte die erhaltenen Summe 100 fach zurückzahlen müssen, und das 100 fache auch an Strafe

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Steuerzahler2000 (4.074 Kommentare)
am 30.07.2020 14:30

Jede Firma muss die tatsächlich gearbeiteten Stunden melden, danach wird berechnet wie viel der gezahlten Förderung zurück gezahlt werden muss.
KEINE Firma kann im vorhinein wissen, wie sich die Arbeitsstunden entwickeln, ist daher gezwungen im vorhinein Kurzarbeit anzumelden - im Nachhinein ist dies nicht möglich.
Regierungen scheinen da "vorausschauender" zu agieren, die geben jetzt schon Geld aus, die erst in Folgejahren als Steuern "eingenommen" werden (oder auch nicht) - haben also die berüchtigte "Glaskugel" im Repertoire ....

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penunce (9.674 Kommentare)
am 30.07.2020 11:51

Spätestens im Herbst 2020, wird auch der Arbeiter der bisher auf Losten der Allgemeinheit tachiniert hat, einen Arbeitsplatz suchen und ein Unternehmer kann dann jubeln, denn endlich findet er mehrere österreichischen Arbeiter, die sich aus Not um eine Stelle bei ihm bewerben werden!
Die Auto - und auch Wohnungsraten sind meist von vielen Österreichern überfällig und die Bank drängt vehement auf Bezahlung! 😜

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spacer (1.513 Kommentare)
am 30.07.2020 13:00

Wenn meine Bank bei mir auch auf eine vehemente Zahlung drängt, dann schlage ich ihr auch eine europäische Lösung vor 😁😁😁

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redniwo (1.429 Kommentare)
am 30.07.2020 09:28

ich meine, dass die kurzarbeit ein richtiger schritt in die richtige richtung ist. deshalb, weil es keine zeit nach corona gegen wird, es wird nur eine zeit mit Corona geben. das bedeutet aber, dass die wirtschaftsleistung dauerhaft zurückgehen wird, insbesondere die befeuerung durch Globalisierung. manche arbeiten werden verstärkt durch automation oder Virtualisierung rationalisiert werden. also weniger arbeit für die menschen. die macht von großkonzernen und großinvestoren wird weniger werden, da genau diese kreise das permanente wirtschaftswachstum und die globale Flexibilität benötigen. man kann hoffen, die transformation zu geringerem wachstum, aber gerechterer anteilhabe am erzeugten profit wird kontinuierlich und nicht allzu schmerzhaft vor sich gehen.

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sagenhaft (2.100 Kommentare)
am 30.07.2020 08:59

Die Unternehmer freuen sich! Eine Regierung die nicht weiss was sie tut, der Wirtschaftskammerchef ein Apparatschik, der Kanzler ahnungslos. Herrlich, was besseres kann einem Unternehmer nicht passieren.

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Bemerker (248 Kommentare)
am 30.07.2020 10:31

Besser wäre:
Herrlich, was besseres kann m a n c h einem Unternehmer nicht passieren.
Und die ganz kleinen Selbstständigen und EPUs fallen weiter um die Überlebenshilfen um,
oder ?

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