Razzia in Spar-Zentrale: Verdacht auf Preisabsprache

Nachdem vor einem Jahr die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) die Rewe-Zentrale in Wiener Neudorf (Niederösterreich) durchsucht hatte, ist seit zwei Tagen der Konkurrent Spar aus Salzburg an der Reihe. Spar ging in einer ersten Stellungnahme von „keinem direkten Auslöser“ aus und sprach von einer „der vielen Überprüfungen, die die BWB jedes Jahr in allen Wirtschaftsbereichen durchführt“.

Die BWB selbst stellt die Sachlage anders dar. „Nach Beschwerden unter anderem aus der Industrie gibt es einen begründeten Verdacht auf Preisabsprachen“, sagt BWB-Sprecherin Veronika Haubner im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Wie aus Insiderkreisen bestätigt, gibt es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den Hausdurchsuchungen bei Rewe und jenen bei Spar. Bei den Ermittlungen im Bierkartell, die mit einer Geldbuße von insgesamt 1,1 Millionen Euro gegen drei Brauereien endeten, ortete die BWB auch Verdachtsmomente gegen Lebensmitteleinzelhändler. Sie sollen mit Lieferanten Preise abgesprochen haben. Seither wurden 15 Hausdurchsuchungen bei Händlern und Lieferanten durchgeführt. Neben dem Rewe-Konzern wurde unter anderem bei der Vorarlberger Kette Sutterlüty (an der Rewe zu 24,9 Prozent beteiligt ist) und zuletzt bei MPreis in Tirol ermittelt.

Neben vermuteten Absprachen bei Bier sollen zahlreiche weitere Produktgruppen betroffen sein, darunter etwa Milch und Kaffee. Die Beschwerden aus der Industrie sollen von Unternehmen kommen, die „bei den Absprachen nicht mitspielen“ würden, heißt es aus der Branche.

Wie lange die Hausdurchsuchung in der Spar-Zentrale noch dauern werde, könne man laut Haubner derzeit noch nicht sagen. „Wir sind aber im Interesse aller bestrebt, dass die Durchsuchung so schnell wie möglich über die Bühne geht“, sagt die BWB-Sprecherin. Spar werde „selbstverständlich alles, was gefordert ist, offen legen“, teilte Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann mit.

Verdacht bei Rewe erhärtet?

Die Ermittlungen gegen Rewe gehen indes in die Zielgerade. „Wir führen derzeit Gespräche mit dem Konzern“, sagt Haubner. Das stützt Vermutungen aus der Branche, dass die BWB bei Rewe fündig geworden sei und ein Ergebnis kurz bevorstünde. Mit Hinweis auf das laufende Verfahren wollte die BWB das nicht bestätigen. (stef)

 

Lebensmittelhandel

Die Bundeswettbewerbsbehörde hat den Lebensmitteleinzelhandel schon länger im Visier. Grund dafür ist nicht zuletzt die Tatsache, dass der österreichische Markt äußerst konzentriert ist. Mehr als 80 Prozent werden von Rewe, Spar und Hofer kontrolliert. Im Jahr 2008 hegte die BWB bereits den Verdacht auf Preisabsprachen bei Milch. Trotz Einvernahmen reichten die Hinweise nicht für eine Anklage.