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Alles Bio - Geht das?

Von Josef Lehner, 26. Mai 2018, 00:04 Uhr
Woman Looking Inside Fridge Full Of Food And Choosing Apple,Lebensmittel, Gemüse
Frisches Obst ist in Ordnung, bei Smoothies und Fruchtsäften ist aber Vorsicht geboten. Bild: colourbox

WIEN/LINZ. 100 Prozent Bio-Landwirtschaft wären in Österreich machbar, zeigt eine Studie. Dazu müsste sich in der Gesellschaft aber Gravierendes ändern.

Eine flächendeckende Umstellung auf biologische Landwirtschaft würde die Bevölkerung ausreichend mit Nahrung versorgen. Das stellen Martin Schlatzer vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Thomas Lindenthal vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit (Universität für Bodenkultur Wien) in ihrer Studie "100 Prozent Biolandbau in Österreich" fest. Sie wurde diese Woche im Rahmen der ORF-Aktion "Mutter Erde" von Umweltorganisationen, z. B. Global 2000, präsentiert.

Gleich vorweg: Die Rechnung geht nur auf, wenn der Umfang der vermeidbaren Lebensmittelabfälle um 50 Prozent reduziert wird und die Menschen im Schnitt um 25 Prozent weniger Fleisch essen. Die Produktion einer Kalorie Fleisch erfordert nämlich bis zu zehnmal mehr Agrarfläche als die einer Kalorie Nahrungspflanzen.

Ausreichend Kalorien

Die Fakten in der Studie: Die derzeitige Landwirtschaft in Österreich erzeugt pro Jahr eine Energiemenge von 10.800 Milliarden Kilokalorien (kcal) an Nahrungsmitteln. Der Bedarf der 8,8 Millionen Einwohner: 6800 Milliarden. Dieser könnte bei biologischer Wirtschaftsweise (6600 Milliarden kcal) fast gedeckt werden. Sinkt der Fleischkonsum um nur zehn Prozent und reduziert sich der Lebensmittelabfall um ein Viertel, wären schon 100 Prozent gedeckt.

Bei gesunder Ernährung würde jedoch der Fleischverzehr um fast zwei Drittel sinken. Außerdem seien bis zu 50 Prozent der Abfälle vermeidbar. Damit könne die Bevölkerung selbst 2080, wenn sie laut Statistik Austria auf zehn Millionen gestiegen sein wird, biologisch versorgt werden. Parallel verbessere diese Wirtschaftsweise Böden, Artenvielfalt, Wasserqualität und Klimaschutz.

Die Landwirtschaft würde außerdem um 22 bis 35 Prozent profitabler; sie könnte ihre Kosten um 425 Millionen Euro im Jahr senken. Gleichzeitig sänken u. a. die Kosten für Umweltsanierung (Wasser, Klima). Positiv sei die Wirkung auf den Tourismus. „100 Prozent Bio wären eine Win-Win-Situation für Landwirte, Konsumenten und Umwelt“, sagte Leonore Gewessler von Global 2000 bei der Präsentation.

Die OÖNachrichten hörten sich in den einzelnen Wirtschaftssektoren um und erfuhren in Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Lebensmittelhandel überwiegend: „Wir bieten an, was die Verbraucher nachfragen.“ Mit dem aktuellen Konsumverhalten sei ein solcher Systemwechsel nicht möglich, sagt die Innviertler Biobäuerin Gertraud Grabmann. Als Bundesobfrau von Bio Austria verlangt sie, dass die EU mit ihrer künftigen Agrarpolitik die Weichen neu stellt: „Sie muss ihre Verantwortung wahrnehmen.“

Karl Dietachmair, stellvertretender Direktor der Landwirtschaftskammer, fordert „Realismus“ ein: „Es wird der Eindruck erweckt, Umstellung und Versorgung seien gesichert. Dem ist nicht so. Eine Umstellung kann nur erfolgen, wenn es Leute gibt, die die Produkte kaufen und den Mehrpreis zahlen.“ Der Bauer produziere jedenfalls, was gefragt sei und auch fair bezahlt werde.

Wer zahlt den Mehrpreis?

Den aktuellen Mehrpreis von Biolebensmitteln sieht Andreas Haider, Geschäftsführer des Lebensmittelhändlers Unimarkt, für die meisten Konsumenten nicht als Hindernis: „Es gibt aber Bevölkerungsgruppen, für die wir Produkte zum Einstiegspreis anbieten müssten.“ Bei Unimarkt hat Bio derzeit sechs Prozent Umsatzanteil; regionale Produkte sind mit 15 Prozent im Vergleich deutlich stärker nachgefragt.

„Es ist alles eine Frage der Wertigkeit“, sagt Johannes Mayer, der Chef der auf den Agrar- und Lebensmittelmarkt spezialisierten Marktforschung KeyQuest. Viele seien bereit, für Lebensmittel mehr auszugeben. Der Nahrungsanteil bei den Haushaltsausgaben sei mit gut zehn Prozent aber auf einem historischen Tiefstand.

Die Studienautoren deuten an, dass sich die Werte verschieben sollten. Die Landwirtschaft sei national und global mit einer Reihe „großer ökologischer und sozialer Probleme konfrontiert“.
 

Lebensmittelbedarf decken – Was sagen die Vertreter von Bauern, Lebensmittelwirtschaft und Handel?

„Mit den derzeitigen Rahmenbedingungen ginge das nicht. In der EU wird die neue Agrarpolitik beraten. Da braucht es jetzt Mut zur Veränderung.“
Gertraud Grabmann, Bundesobfrau Bio Austria

„In dieser Rechnung sind viele Unbekannte. Bio wächst aber seit Jahren konstant, während der Anteil der Lebensmittelausgaben in den Haushalten gesunken ist.“
Johannes Mayr, KeyQuest Marktforschung

„Unsere Landwirte reagieren auf Marktsignale und erzeugen, was gefragt ist. Derzeit zeigen diese Signale aber teilweise ein Bio-Überangebot, etwa bei Milch.“
Karl Dietachmair, OÖ. Landwirtschaftskammer

„Bio ist fixer Bestandteil unserer Produktion. Was nachgefragt wird, bietet die Wirtschaft an. Der Verbraucher entscheidet, was in den Regalen steht.“
Katharina Koßdorff, Lebensmittelindustrie WKO

„Mittel- bis langfristig muss Ziel sein, alles biologisch zu erzeugen. Wir leben in einem glücklichen Land, wo es machbar und für die meisten bereits leistbar ist.“
Andreas Haider, Geschäftsführer Unimarkt

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8  Kommentare
8  Kommentare
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demokrat (800 Kommentare)
am 27.05.2018 09:21

Diese theoretischen Berechnungen für 100 % Bio, 100 % erneuerbaren Strom usw.,sind doch nur von akademischen Interessse. Es reicht eine Reduktion des Rohstoffverbrauches, Energieverbrauches und Verbrauchs an Kunstdünger und chemischen Pflanzenschutzmittel um etwa 2/3, und das ist schon eine große Herausfordeung. Die Dosis macht das Gift!

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fredi1909 (333 Kommentare)
am 26.05.2018 19:54

Bio legaler Betrug,

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octan98 (120 Kommentare)
am 26.05.2018 19:27

Umweltsanierung... Landwirtschaft...???
Ist die seit mehreren Wochen mit riesigen Abschiebewägen angehäufte Deponie von Pferdemist - geschätzt rund 500 Kubikmeter - eines Puppinger Biobauern noch normal??
Selbiger nebelt wegen der Unmengen von Fliegen diesen Mistwall mitten im hochwassergefährdeten Gebiet mit Insektengift ein...! Und unmittelbar daneben blubbert der EU- und Strombezieher gesponserte Fischaufstieg dahin.
Sehenswert! live in Pupping Brandstatt.

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Gugelbua (32.037 Kommentare)
am 26.05.2018 16:51

für mich ist BIO nur 3 Buchstaben auf einem geduldigen Etikett grinsen

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 26.05.2018 14:39

Die Bio Lüge 🤣😂🤣😂 kommt noch vor der Strom Lüge 🤢

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 26.05.2018 12:18

Das geht auch weltweit - lt. gleicher Quelle, anderes Datum.

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jamei (25.514 Kommentare)
am 26.05.2018 12:05

Hoffentlich ist die Schminke von der Dame im Kühlschrank BIO grinsen

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 26.05.2018 12:18

willst abbeißen?

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