Kahr steht als Verlierer da

BLUDENZ. Der juristische Schuss des Ex-ÖSV-Trainers ging nach hinten los.
Mit einer Klage wegen übler Nachrede wollte der mit Missbrauchsvorwürfen konfrontierte Ex-ÖSV-Trainer Charly Kahr seine Unschuld beweisen. Der juristische Schuss ging nach hinten los. Die zwei Beklagten, eine ehemalige Skirennläuferin und ihr Ehemann, sind gestern am Bezirksgericht Bludenz frei gesprochen worden. Kahrs Anwalt Manfred Ainedter meldete umgehend "volle Berufung" an, das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.
Im Mittelpunkt des Prozesses standen zwei WhatsApp-Nachrichten der Eheleute, die sie vor gut einem Jahr an Skilegende Annemarie Moser-Pröll verschickt haben. "CK ("Charly" Kahr, Anm.) hat zusammen mit TS (Toni Sailer, Anm.) viele Mädchen missbraucht und gebrochen", schrieb der erstangeklagte Ehemann. "Dein Entjungferer Charly. Du warst noch keine 16 Jahre alt" die ehemalige Skirennläuferin. Moser-Pröll hatte die Nachrichten an Kahr weitergeleitet. Dieser daraufhin die Verfasser wegen übler Nachrede geklagt.
Am gestrigen zweiten Prozesstag zeichnete die als Zeugin geladene Werdenigg bezüglich der Zustände im Skiteam der 1970er-Jahre abermals ein verheerendes Sittenbild. Die Olympia-Abfahrtsvierte von 1976 berichtete von einer "exzessiven sexuellen Stimmung". Kahr habe nicht die Eignung besessen, Trainer eines Damen-Skiteams zu sein und sei deshalb abgelöst worden. "Er hat seine Macht eingesetzt und missbraucht", sagte Werdenigg. Ebenso beschrieb Werdenigg Alkohol-Exzesse von Kahr . Im Männer-Skiteam hätte ein Masseur junge Frauen unter Vorwänden in Hotels gelockt, wo pornografische Fotos und Filme produziert worden seien. Das entstandene Material sei dann im Skiteam verteilt worden. Kahr habe betrunken damit geprahlt, junge ÖSV-Läuferinnen zu entjungfern, berichtete ein Ex-Journalist im Zeugenstand.
Moser-Pröll, die gestern nicht mehr in den Zeugenstand gerufen wurde, verließ mit dem Satz "Das ist Kasperltheater pur" den Gerichtssaal. Der letzte Vorhang ist noch nicht gefallen.