Der Top-Favorit hat schon gewonnen
WENGEN. 90. Lauberhornrennen: Matthias Mayer startet heute (12.30 Uhr, ORF 1) als Sieger der Wengen-Kombination in die längste Abfahrt. Vincent Kriechmayr ist Titelverteidiger.
Matthias Mayer hat sich lautstark in Stellung gebracht. Der Doppel-Olympiasieger eröffnete die 90. Lauberhornrennen in Wengen mit einem überraschenden Erfolg in der Kombination, heute (12.30 Uhr, ORF 1) greift der 29-jährige Kärntner auch nach dem Triumph in der mit 4270 Metern längsten Abfahrt im Ski-Zirkus. Der "Mothl" startet als Top-Favorit in den Speed-Klassiker, auf den er sich mit Bestzeiten im zweiten Training und im ersten Teil der Kombi blendend eingestimmt hat.
"Ich hab’s gut erwischt, es ist brutal und auch total verblüffend für mich, dass ich da in der Kombi als einziger Abfahrer vor der Slalom-Bagage war. Mein Abfahrtsrennen war perfekt", freute sich Mayer über seinen siebenten Weltcupsieg. Es war der erste, den er nicht in Abfahrt oder Super-G erobert hat. Alexis Pinturault musste mit Rang zwei Vorlieb nehmen, der Franzose darf sich aber mit der Weltcupführung trösten.
Triumphfahrt vor 37.000 Fans
Vincent Kriechmayr kam in der Kombination als Zehnter und zweitbester Österreicher ins Ziel. "Wer nichts riskiert, kann nichts gewinnen", lautet das Motto des Gramastettners, der der Wengen-Abfahrt am 19. Jänner 2019 vor 37.000 Zuschauern nach einem gewagten Ski-Wechsel den Stempel aufgedrückt hat.
Auch fast auf den Tag genau ein Jahr später muss man mit dem zweimaligen WM-Medaillengewinner von Åre heute rechnen. Aber allen ist klar: Es gibt hier zahllose Passagen, in denen man das Rennen vergeigen kann.
Im Vorjahr war "Vinc" im finalen Sektor der mit Abstand Schnellste. "Das Ziel-S ist mir wirklich sehr gut gelungen, die schwierigen Passagen zuvor sind mir nicht zu hundert Prozent geglückt. Deshalb war ich mir auch nicht sicher, ob es reichen würde", erinnert sich Kriechmayr, der für seinen verwegenen Ritt 2:28,36 Minuten benötigte. Damit lag der Oberösterreicher 14 Hundertstel vor Beat Feuz (Sui).
Ganz fehlerfrei kommt hier in Wengen niemand durch. Für den legendären Schweizer Ex-Rennfahrer und Pistenbauer Bernhard Russi sind schon die ersten harmlos anmutenden 20 Fahrsekunden – bestehend aus Gleitstücken und lang gezogenen Kurven – "trügerisch". Nachsatz: "Du brauchst hervorragende Beschleunigungs- und Gleitfähigkeiten."
Spielt das Material im oberen Teil nicht mit, ist das Rennen schon verloren. Wenn nicht, finden sich noch ausreichend andere Fallen. Zum Beispiel der Russi-Sprung, der Weiten bis zu 50 Meter gestattet. Oder der Hundschopf, bei dem die Ski-Asse durch ein Felstor ins Leere "hüpfen".
Nicht zu vergessen die Minschkante – benannt nach dem Schweizer Jos Minsch, der sich 1965 das Becken brach. Im Canadian Corner stürzten 1975 die "Ahornblätter" Ken Read und David Irvin. Im Hanneggschuss braucht es Mut, hier hat der Franzose Johan Clarey 2013 mit 161,9 km/h die höchste je gemessene Geschwindigkeit im Weltcup erreicht.
Dafür sollte das sogenannte Österreicherloch keine gröbere Problemzone mehr darstellen. Die Buckel, die 1954 gleich sieben rot-weiß-rote Asse (darunter Anderl Molterer und Wengen-Debütant Toni Sailer) abgeworfen hatten, sind längst abgetragen worden.
Wir dürfen gespannt sein, was das Jubiläum bringt. (alex)
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