SCHLADMING. Wie Marcel Hirscher in Schladming alle verstaubt hat.
Jubelnde Menschenmassen, beeindruckte Konkurrenten und ein strahlender Sieger, der seinen Hintermännern eine Sektdusche verabreicht – der Nachtslalom von Schladming wurde am Dienstag zur großen Marcel-Hirscher-Sause. Nachdem sein Team ein Materialproblem aussortieren konnte, glänzte der 29-jährige Salzburger auf der spiegelglatten Planai wieder als souveräner Dominator im Flutlicht. Der Vorsprung auf den Rest der Ski-Welt betrug 1,21 Sekunden. Dabei hatte Hirscher im zweiten Durchgang das Risiko sogar gedrosselt, wie er am Tag danach in seiner Renn-Analyse verriet.
"Im ersten Durchgang habe ich richtig Gas gegeben und hatte eine Riesengaudi dabei. Im zweiten habe ich ebenso begonnen, doch ab der Hälfte bin ich etwas vom Gas gegangen, um nicht sinnlos zu riskieren", schreibt Hirscher in seinem Blog.
Nähere Details zum Materialproblem, das ihm in den vergangenen Wochen fast den Nerv gezogen hat, verrät er allerdings nicht. Offensichtlich handelte es sich nur um eine Kleinigkeit beim Set-up im Schuh- und Bindungsbereich – kleine Ursache, große Wirkung. Auf der Planai war der designierte achtfache Weltcup-Gesamtsieger (er hat 484 Punkte Vorsprung auf Verfolger Alexis Pinturault) wieder eine Klasse für sich – zur rechten Zeit am richtigen Platz. Hirscher: "Schladming ist einzigartig und von der Atmosphäre und der Stimmung das beste Rennen der Welt. Man kann nur Danke sagen, dass wir in Österreich solche Rennen haben."
Als Belohnung für die bestandenen Stresstests in Kitzbühel und Schladming taucht der Jung-Vater zwei Tage ab. Freitag und Samstag wird wieder trainiert, um am Sonntag beim Riesentorlauf in Garmisch die Erfolgsspur zu verlängern. Dann möchte Hirscher seine Akkus wieder aufladen. Der Flug zur Ski-WM in Åre ist erst für den 13. Februar geplant. Zwei Tage später wird Hirscher dort aufzeigen, wenn man Riesentorlauf-Gold verteilt.
Das Teamwork des Seriensiegers
Marcel Hirscher
Immer wieder betont der 29-jährige Salzburger, dass hinter seinen Erfolgen eine perfekt aufgestellte Mannschaft steht. „Mir helfen wahrscheinlich 50 Leute, damit ich schnell Ski fahre“, sagte er kürzlich in einem Interview mit André Heller (ORF, „Menschenkinder“). Den inneren Kreis bilden 13 Hintermänner.
Ferdinand Hirscher
Der ehemalige Hüttenwirt, Landescup-Skifahrer und kunstsinnige Tüftler ist mehr als eine Vaterfigur. Der 63-Jährige redet beim Material und der Trainingsgestaltung ein gewichtiges Wort mit.
Mike Pircher
Der 43-jährige Schladminger ist nach verschiedenen Trainertätigkeiten beim ÖSV seit 2012 Hirschers exklusiver „Schneetrainer“. Er war selbst aktiver Rennläufer, musste aber seine Karriere nach einem Trümmerbruch im Oberschenkel früh beenden. Seit Dezember ist er wie Hirscher Jung-Vater. Zweiter „Schneetrainer“ ist Mark Mitter.
Josef Percht
Als der Mann der Biathletin Jekaterina Jurlowa-Percht im November 2016 Vater wurde, war er gerade mit Hirscher in Levi unterwegs. Der 45-jährige Masseur kümmert sich auch darum, dass in den Hotels die richtige Ernährung möglich ist. Ebenfalls im Physio-Team ist Martin Auracher vom OsteoZentrum Schliersee, wo unter anderem auch Felix Neureuther, Manuel Feller oder Max Franz Stammgäste sind. Für die körperlichen Grundlagen sind die Fitmacher Gernot Schweitzer und Clemens Diwald verantwortlich.
Thomas Graggaber
2016 wurde der ehemalige Skirennläufer von Atomic-Rennchef Christian Höflehner für das „Team Hirscher“ abgestellt. Der 38-Jährige wird bei seiner Arbeit von Lukas Rottinger unterstützt. Besonders gefragt waren zuletzt Hirschers Schuh-Spezialisten Andreas Dudek und Hannes Holzmann.
Stefan Illek
Der Wahl-Oberösterreicher ist mehr als nur ein kompetenter Medienmann an Hirschers Seite. Der 43-Jährige ist auch ein enger Vertrauter. Illek wird am Saisonende das Team verlassen.
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