Drei Rennen noch, und fix ist, dass nichts fix ist

Fix ist dabei, dass bislang noch gar nichts fix ist, was die Titelvergabe in der MotoGP anbelangt. Es ist ein völlig offenes Rennen. Und man würde wohl im Wettbüro richtig viel Geld verdienen, wenn man den Weltmeister am Ende richtig getippt hat. Es ist wohl noch schwieriger, als den US-Präsidenten vorherzusagen.

Ich bin mittlerweile in Valencia angekommen, und wenn man so hinausschaut, dann prasselt der Regen ans Fenster, es ist kalt und unwirtlich. Doch wie wird es am Sonntag sein? Einmal mehr entscheidet die optimale Abstimmung über Erfolg und Misserfolg.

Die Unvorhersehbarkeit der heurigen WM liegt vor allem an der neuen Hinterreifenkonstruktion von Michelin, für die die Teams auf jeder Strecke das optimale Set-up erst finden müssen. Michelin wollte damit eigentlich mehr Kurvenspeed generieren, was alle Hersteller vor Beginn der Saison natürlich begrüßten. Nun aber, mit der eigenartigen Dynamik durch das Coronavirus und den damit völlig anders gewordenen WM-Kalender brachte es viele gewaltig ins Strudeln, was so überhaupt nicht absehbar war und alle vor eine völlig neue Situation stellt. Teams, die an einem Tag top performten, haben am darauffolgenden Rennwochenende richtig abgeleert. Was sicher nicht Sinn der Sache war.

Am besten kam mit diesem Spiel bislang Suzuki zurecht, weshalb man dank dem derzeit führenden Joan Mir zumindest mit einem Auge auf den WM-Titel schielen darf. Nun kommt jedoch das große Aber. Was ist, wenn man dort nun im Hinblick auf den großen möglichen Coup seine Herangehensweise etwas ändert? Sich auf einmal sagt, wir müssen so und so fahren, um Punkte zu sichern, und nicht mehr wie bisher locker frei drauflos düst? Denn das war bislang sicher eines ihrer größten Erfolgsrezepte.

Mit dem Doppel in Valencia fällt auf jeden Fall eine Vorentscheidung. Gut möglich aber, dass wir erst nach Portimao wirklich wissen, was Sache ist.

Was passiert mit Rossi?

Wie beeinträchtigt diese Saison durch Covid-19 ist, muss auch Dauerbrenner Valentino Rossi gerade am eigenen Leib erleben. Die Nachricht von einem weiteren positiven PCR-Test ist eine Hiobsbotschaft, nachdem er bereits die beiden Läufe in Aragon verpasst hat. Auch wenn Yamaha schon Garrett Gerloff, der für sie in der Superbike-WM fährt, als Ersatzfahrer nominiert hat: Noch ist die Tür von Valencia nicht ganz zu für den "Dottore". Vorausgesetzt, er besteht zwei weitere Tests zeitnah vor dem Grand Prix, das Ergebnis seines gestrigen war noch ausständig. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen, dass er bald wieder auf seiner Maschine sitzen kann.

Der gebürtige Lambacher Gustl Auinger ist ehemaliger WM-Pilot und heute TV-Experte bei ServusTV.