Tränen und große Glücksgefühle bei Toursieger Thomas
PARIS. Radsport: 32-jähriger Waliser fuhr nach 3551 Kilometern gestern als Champion in Paris ein.
Nach 3551 harten Kilometern hatte er gestern endlich die Gewissheit – der 32-jährige Waliser Geraint Thomas ist der überragende Gewinner der 105. Auflage der Tour de France. Er sicherte sich das Gelbe Trikot mit 1:51 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Tom Dumoulin und 2:24 auf seinen Sky-Teamkollegen Chris Froome. Fast hätte der Deutsche John Degenkolb, am Mittwoch auch Stargast beim 20. Welser Innenstadt-Kriterium, gestern noch die prestigeträchtige Abschlussetappe nach Paris gewonnen. Er wurde im Zielsprint nur vom Norweger Alexander Kristoff übertrumpft.
Großer Sieger: "Es ist einfach unglaublich. Das letzte Mal, dass ich geweint habe, war bei meiner Hochzeit", gab sich Thomas von den Gefühlen über den überraschenden Triumph überwältigt. Er setzte damit das große Jahrzehnt des Sky-Teams und der britischen Profis bei der Tour de France fort – es war bereits der sechste Gesamtsieg in sieben Jahren: 2012 hatte Bradley Wiggins als erster Brite überhaupt das wichtigste Rennen der Welt gewonnen, Froome 2013, 2015, 2016 und 2017 nachgelegt. Nun also sein langjähriger Edelhelfer. Nach mehr als drei Wochen Kampf in der Ebene und auf dem Berg, auf Kopfsteinpflaster und gegen die Uhr war Thomas der verdiente Sieger. Darüber waren sich Kontrahenten wie Beobachter einig. Der langjährige Helfer von Froome vermied folgenschwere Stürze, bestimmte in den Alpen und Pyrenäen das Tempo und räumte letzte Zweifel mit Rang drei im Zeitfahren am Samstag hinter Dumoulin und Froome aus. "Er war absolut unglaublich in den letzten Wochen", lobte auch Dumoulin. Zu Ehren von Thomas wurden schon am Samstagabend viele Gebäude in Wales gelb angeleuchtet.
Viele Helden: Auch die 105. Tour brachte viele Helden hervor. Etwa den angriffslustigen Franzosen Julian Alaphilippe, der das Bergtrikot souverän einheimste. Oder den Slowenen Primoz Roglic, der den vierten Platz in der Gesamtwertung einfuhr. Den härtesten Weg nach Paris hatte sicher der US-Amerikaner Lawson Craddock hinter sich. Trotz Schulterbruch – erlitten auf der ersten Etappe – kam er als Letzter ins Ziel.
Starke Österreicher: Rot-Weiß-Rot war in Frankreich durch Lukas Pöstlberger, Gregor Mühlberger und Michael Gogl bestens vertreten. Das Trio zeigte sich bis zum letzten Meter immer wieder mit offensiver Fahrweise. "Vor drei Jahren hätte man uns den Vogel gezeigt, wenn wir erzählt hätten, dass wir alle drei zusammen einmal bei der Tour de France fahren", sagte der Wolfsegger Michael Gogl, wichtiger Helfer im Trek-Team um Degenkolb. Pöstlberger und Mühlberger durften mit ihrem Kapitän Sagan über das Punkte-Trikot, sein mittlerweile schon sechstes in der Karriere, jubeln. Nicht bleibende Erinnerung von ihrer ersten Tour für die zwei Österreicher ist auch ein Kurzhaarschnitt, den ihnen der Weltmeister höchstpersönlich verpasst hatte. (fei)
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