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Epische Begeisterung in Russland

Von Stefan Scholl aus Moskau, 07. Juli 2018, 00:04 Uhr
Epische Begeisterung in Russland
Für die russischen Fans hat Teamtorhüter Igor Akinfejew bereits Kultstatus. Bild: APA/AFP

Vor dem heutigen WM-Viertelfinale (20 Uhr) gegen Kroatien träumt das Gastgeberland bereits vom Titel. Für Kritiker hat die FIFA auf der Welle des Erfolges ihre Hände im Spiel: "Das ist alles getürkt".

Russland freut sich. "Hitler kaputt!", ruft ein junger Mann in weiß-rot-blauer Kriegsbemalung, als er hört, dass er es mit einem Deutschen zu tun hat. Aber danach redet er nur noch über Fußball. Er heißt Nikita und sitzt mit seinem Freund Oleg im Moskauer Café "Schokolodniza". Sie trinken Wodka und Kirschsaft auf ihr Nationalteam. Heute (20 Uhr, ORF eins) spielt Russland in Sotschi gegen Kroatien um den Einzug ins WM-Halbfinale. Die Sbornaja ist in einen WM-Rausch geraten, Fußballbegeisterung und Hurrapatriotismus vermischen sich. Viele Fans aber zwicken sich noch immer skeptisch in den Arm, um zu prüfen, ob sie diese WM nicht träumen.

Nationalheld Akinfejew

"Jetzt können wir jeden schlagen, wir können Weltmeister werden", jubelt Oleg. Aber Nikita grinst schräg. "Das ist alles getürkt, die FIFA hat im Voraus bestimmt, wie dieses Turnier ausgeht." – "So ein Quatsch. Du glaubst doch nicht, dass die Spanier absichtlich verloren haben", entgegnet Oleg.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach von "epischer Begeisterung" und verglich den Jubel nach dem Elfmeter-Krimi gegen die Iberer mit der "Chronik des Jahres 1945", als die Sowjetunion den Krieg gegen Hitlerdeutschland gewann. Der Triumph über Spanien wiederhole die siegreiche Abwehrschlacht gegen die deutsche Großoffensive im Kursker Bogen 1943, schwärmt der nationalpopulistische Duma-Abgeordnete Wladimir Schirinowski.

Die allrussischen Freudengesänge über den ersten Einzug der Sbornaja in ein WM-Viertelfinale seit 1970 übertönten auch die landesweiten Proteste gegen die Erhöhung des Rentenalters. Nach einer Umfrage des Lewada-Meinungsforschungszentrums betrachten 56 Prozent der Russen die WM als das eindrücklichste Ereignis im Juni, nur 31 Prozent sprachen von der Rentenreform. Selbst der Oppositionelle Alexei Nawalny, einer der Organisatoren der Proteste, twitterte nach dem Fußballsieg: "JAAA! Wir müssen zu Demonstrationen mit der Forderung aufrufen, Akinfejew zum Helden Russlands zu erklären." Torwart Igor Akinfejew hatte zwei Strafstöße der Spanier abgewehrt, danach postete ein Internetnutzer: "Ich werde meinen Sohn Igor nennen. Und meine Tochter auch."

Den hoch gerissenen linken Fuß, mit dem Akinfejew den entscheidenden Schuss abwehrte, feierte der Kultrocker Sergei Schnurow in einem Gedicht als "Fuß Gottes". Niemand weiß, welche Siege Russland bei dieser WM noch feiert, und wie sie die Gesellschaft beeinflussen. Aber das Turnier hat das ganze Land in seinen Bann gezogen.

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"Sie hatten nur Riesenglück"

Dabei zweifeln viele Russen weiter an den Künsten ihrer Kicker. "Unsere können keinen Fußball spielen", sagt der Taxifahrer Ruslan, "sie hatten bisher nur Riesenglück." Und Denis, Lagerverwalter und ZSKA Moskau-Fan, schimpft: "Es gibt in Russland keinen Fußball. Nicht Leistung, sondern Schmiergeld zählt." Bekannte, erzählt er, hätten drei Wohnungen in Moskau verkauft, damit ihr Sohn im Profikader von Spartak Moskau spielen dürfe. Und viele Moskauer spekulieren jetzt eifrig, der Kreml habe seinen Einfluss bei der FIFA geltend gemacht, um der Sbornaja den Weg bei dieser WM zu ebnen. In der Nacht nach dem Sieg über Spanien hissten Fans im Stadtzentrum auch "Danke Putin!"-Flaggen.

"Russisch, irrational"

Dabei hat bisher kein FIFA-Schiedsrichter die russische Mannschaft bevorteilt. "Zum ersten Mal seit 1966 haben wir die Möglichkeit, um einen der ersten Plätze zu kämpfen", schreibt das Fachblatt Sportexpress. "Eine einmalige Chance für diese Generation. Die nächste mag erst 2070 wieder kommen." Hier und jetzt könnten die russischen Fußballer "die Geschichte auf den Kopf stellen, sehr russisch, irrational, ohne Logik".

Immer mehr Russen nehmen das Wort "Weltmeister" in den Mund. "Wir hatten Glück, dass die Spanier praktisch ohne Trainer gespielt haben", schränkt Alexei Lebedew, Sportchef der Zeitung Moskowski Komsomoljez, ein. Russlands Chancen auf das Endspiel lägen bei einem Prozent. Welche Chancen er den Russen gegen Spanien gab? "Auch ein Prozent", grinst er.

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5  Kommentare
5  Kommentare
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Grufti2016 (433 Kommentare)
am 07.07.2018 23:02

Jipeee die Kroaten haben die Russen raus gekickt jetzt nur die Inselaffen raus, dann passt das.

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spoe (13.503 Kommentare)
am 07.07.2018 08:46

In Russland ist alles getürkt?
Hat also Erdogan und nicht Putin die Finger im Spiel?

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u25 (4.955 Kommentare)
am 07.07.2018 08:40

Unterschwelliges Russenbashing jetzt auch bei der WM.

Lächerlich.

Was noch fehlt ist das Finale England Russland.

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santabag (5.939 Kommentare)
am 07.07.2018 09:43

Ein Finale Russland : England kann es überhaupt gar nicht geben! Spielplan anschauen, dann denken, dann schreiben ...

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Auslandsrusse (739 Kommentare)
am 07.07.2018 08:28

Warum darf man soviel Schmarrn verbreiten , in dem gleichzeitig die Meinung der RUSSEN diktiert wird.Ein großteil der Russen ist an Fußball nicht mal Interessiert und sind nur froh das soviele Änderungen der Infrastruktur gemacht wurden und es gibt keine diskusionen wegen der NDS ( Mehrwertsteuer).,bis auf ein paar Auslandsgesteuerte Navalin verbrüderte.. Und es könnte wirklich sein das Russland heute die Croaten biegt.Dann wir von einem kleinen Teil der Russen ein Fest gefeiert,so wie bisher ohne Kaotten die die halbe Stadt zertrümmern wie bei den Euro-Spielen immer praktiziert.Hier kann man sich auch nach solchen Spielen auf die Straße trauen,was im Ösiland auch ohen Sportveranstaltungen Abends nicht mehr möglich Ist.HURRA Spornaja Russia.

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