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Verliert Katar seine Winter-WM 2022?

Von Alexander Zambarloukos, 21. Juni 2019, 12:04 Uhr
Verliert Katar seine Winter-WM 2022?
Michel Platini (APA) Bild: APA/AFP/ZAKARIA ABDELKAFI

PARIS. Manipulationsverdacht: Der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini wurde 15 Stunden lang verhört, Ex-FIFA-Boss Sepp Blatter belastet ihn. Jetzt bringt sich England ins Spiel.

Michel Platini ist wieder auf freiem Fuß, aber gezeichnet vom knallharten Verhör in der Anti-Korruptionsbehörde im französischen Nanterre, einem Vorort von Paris. Die 15-stündige Befragung zu diversen EM- und WM-Vergaben hat dem ehemaligen UEFA-Präsidenten, der noch bis Oktober für alle Fußballämter gesperrt ist, härter zugesetzt als so manches Match während seiner aktiven Karriere. "Ich bin gekommen und wurde in Gewahrsam genommen. Das tut weh. Es war viel Lärm um nichts. Ich verstehe nicht, was ich in dieser Geschichte gemacht hatte", sagte der 63-Jährige.

Der Vorwurf der Käuflichkeit und Manipulation schwebt trotz des Herunterspielens der Causa wie ein Damoklesschwert über Platini, der erklären musste, wie das damals war mit der Vergabe der EURO 2016 an Frankreich, der WM 2018 an Russland und – aktuell wohl am brisantesten – jener 2022 an Katar. Es ist nicht mehr ganz aus der Welt, dass dem Land an der Ostküste der arabischen Halbinsel die Titelkämpfe nachträglich entzogen werden. Das wäre eine Premiere.

England, das bei der Vergabe 2018 gegen Russland das Nachsehen hat, wird als Ersatz-Ausrichter ins Spiel gebracht.

Sinneswandel?

Katar bekam am 2. Dezember 2010 – damals völlig überraschend und nicht nachvollziehbar – im vierten und finalen Wahlgang mit 14:8 Stimmen gegenüber den USA den Zuschlag für die WM 2022. Vor dem 23. November 2010, dem Tag, an dem sich Platini mit dem damaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und Tamim bin Hamad, dem damaligen Kronprinz und heutigen Emir Katars, im Elysée-Palast zum Mittagessen getroffen hatte, soll die Tendenz noch anders ausgesehen haben. Man spricht von zumindest vier (einschließlich Platini) der insgesamt 22 Stimmberechtigten, die quasi über Nacht zu Katar-Fans geworden waren.

"Für den Frieden"

Der ehemalige FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (83), der am 21. Dezember 2015 wegen Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung gesperrt wurde, belastet Platini und ganz besonders Sarkozy. "Ich erinnere mich noch gut, wie Michel mich damals angerufen hat. Wir hatten ja einen Konsens in der FIFA, wonach die WM 2018 nach Russland und die WM 2022 in die USA geht – im Sinne eines Handschlags für den Frieden. Aber dann sagte Michel mir plötzlich, dass Sarkozy gebeten habe, dass er und seine Freunde für Katar stimmen", berichtete der Schweizer.

Platinis Äußerungen stehen in Widerspruch zu jenen Blatters. Der Franzose hatte betont, dass Katar stets seine erste Wahl gewesen sei. Sarkozy soll in einem "Ja" für Katar einen größeren wirtschaftlichen Nutzen für Frankreich gesehen haben.

Lassen sich Absprachen (und auch Geldflüsse) vor dem Votum beweisen, wäre Katar auf der Stelle die WM 2022 los. Der Fußball-Weltverband FIFA müsste das Turnier neu ausschreiben und neu abstimmen lassen.

"Es ist noch nicht zu spät"

Die damals unterlegenen USA werden nicht kurzfristig einspringen, die Amerikaner richten das Turnier 2026 gemeinsam mit Kanada und Mexiko aus. Englische Medien sehen die WM 2022, die dann nicht wie geplant im Winter (21. November bis 18. Dezember), sondern traditionell im Sommer stattfinden soll, "reif für die Insel".

"Es ist noch nicht zu spät für die FIFA, Katar von der Fußball-WM 2022 zu befreien. Es war schon immer krass und zwielichtig, das Turnier in einen wahnsinnig heißen Wüstenstaat ohne Fußballinteresse und mit einer Geschichte von Korruption und Menschenrechtsverletzungen zu bringen. Das Turnier ist noch immer drei Jahre entfernt. Wir haben die Stadien, die Expertise und die Fans. Gebt die WM den Briten", schrieb etwa "The Sun". England hat seit 1966 keine WM veranstaltet.

Für 2022 hatten sich übrigens (neben Katar und den USA) auch Südkorea, Japan und Australien beworben. Dieses Trio war aber bei der Wahl chancenlos.

Sollte Katar tatsächlich das Turnier verlieren, droht der FIFA der wirtschaftliche Ruin. Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe für Bewerbung, Bau von Stadien und weitere infrastrukturelle Großinvestitionen könnten die Folge sein. Katar baut zwölf Arenen und 112 Trainingsplätze mitten in oder am Rande der Wüste, Hotels sprießen aus dem Boden. Viel Lärm um nichts?

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Autor
Alexander Zambarloukos
Redakteur Sport
Alexander Zambarloukos
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5  Kommentare
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jack_candy (7.858 Kommentare)
am 21.06.2019 19:25

Sollte Katar die gekaufte WM wirklich noch verlieren, wäre das die beste Nachricht für den Fußball seit Jahren.

Ob die FIFA deswegen wirklich pleite gehen würde, ist eine andere Frage. Wenn es nur für die skandalöse Einflussnahme von Sarkozy Beweise gäbe, wäre Katar fein raus, denn dann würde die gesamte Schuld bei der FIFA liegen, die wiederum versuchen würde, die Schuld auf Platini und die anderen Funktionäre abzuwälzen, die nach dem Sarkozy-Gespräch auf einmal für Katar waren.

Zudem würde sich die FIFA mit einer Horde von Anwälten jahrelang gegen Schadensersatzzahlungen wehren. Und bis dahin sind dann vielleicht auch Beweise aufgetaucht, dass Katar Funktionäre vor der WM-Vergabe bestochen hat. Denn wie kann sonst irgendwer auf die Idee kommen, eine Fußball-WM in die Wüste zu vergeben?

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Lerchenfeld (5.195 Kommentare)
am 21.06.2019 17:25

Bla bla bla, es wird absolut nichts geschehen, wie üblich, nur wieder Wichtigmacherei einiger Journalisten, Sommerloch Journalismus.

Die FIFA, korrupt bis in die Zehenspitzen und Katar dazu, das wird wieder unter Freunden geregelt und alles bleibt so wie es ist....

Damit ich's nicht vergesse, es gilt auch hier die Unschuldsvermutung. 😝

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Libertine (5.422 Kommentare)
am 21.06.2019 08:01

Die ganze Problematik ist im letzten Absatz beschrieben, Daran kann man erkennen woher der Wind, wahrscheinlich mit Geldscheinen zugefächert wehte. Zum besseren Größenvergleich, wäre das ungefähr so als würde nur in OÖ die WM ausgetragen, während die nächste WM auf einen ganzen Halbkontinent verteilt ist. Muss ich jetzt noch schreiben es gilt die Unschuldsvermutung? Okay ich wär bei uns schon mit einem WM- tauglichen Stadion zufrieden

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beisser (10.412 Kommentare)
am 21.06.2019 10:54

Es ist nicht zuletzt eine fatale Fehlentwicklung daran mitschuld. Indem EM, WM oder Olympische Spiele aus Geldgier von UEFA, FIFA und IOC immer aufgeblähter werden ( noch mehr Teilnehmer bzw. noch mehr Disziplinen), wird die Anzahl möglicher Veranstalter immer kleiner. Entweder man kann sich die Durchführung sowieso nicht leisten, oder die Bevölkerung ist dagegen. Also bleiben meist reiche, korrupte totalitäre Staaten über. Diese fahren über Volksmeinung und Umweltschutz drüber und lassen sich aus Prestigegründen die Zusage der Verbände auch dementsprechend was kosten. Schmiergeld ist da ganz normal. Auch besondere wirtschaftliche Interessen spielen mit. Es besteht ein besonderes Interesse an Veranstaltern bei denen es sich im Vorlauf gut verdienen lässt. So profitierten z.B. vor allem österr. Firmen von den Winterspielen in Sotschi.

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FuerGerechtigkeit (1.462 Kommentare)
am 21.06.2019 05:51

Das wäre ein Traum die WM in England.

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