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Berge für Pow(d)erfrauen

Von Dominika Meindl, 23. Februar 2019, 00:04 Uhr
Berge für Pow(d)erfrauen
Bild: Anne Kaiser

Bei aller Zuneigung zu den lieben Männern – ab und zu ist es schön, wenn Frauen unter sich bleiben. Ganz besonders schön – und abenteuerlich – war es im Women’s Winter Camp im tief verschneiten Paznauntal.

Auf dem Idjoch ist es so windig und zwider, dass wir plötzlich doch verstehen, warum sich die Russen morgens in der Gondel gleich ein paar Jägermeister in den Schlund gegossen haben. Wir – vier Damen, die einander am Vortag kennengelernt haben, und unser Guide Gregor – versuchen uns ohne Alkohol aufzumuntern, aber das ändert nichts am Whiteout hier oben an der Schweizer Grenze. Gerade will ich mich damit abfinden, beim ersten Mal in Ischgl eben überhaupt nichts von dem gewaltigen Skigebiet zu sehen, gerade hat Gregor vorgeschlagen, eine frühe Mittagsrast und am Nachmittag noch ein wenig Lawinenkunde im Gelände zu machen – da reißt mit einem Mal die Wolkendecke auf. Und wie! Ganz plötzlich erhebt sich steil und prächtig die Verwallgruppe vor uns. Mittagspause und Schneedeckenanalyse lassen wir einvernehmlich ausfallen. So einen Schnee haben wir alle schon lange nicht mehr unter den Latten gehabt!

Welche Hänge lassen sich powdern?

Die weiße Pracht liegt so dick und reichlich, dass wir eher aufpassen müssen, darin nicht steckenzubleiben oder umzufallen. Jetzt sind wir besonders froh um Gregors Expertise, er arbeitet seit Jahrzehnten im Silvrettagebiet als Skilehrer; deswegen weiß er genau, an welchen Hängen wir an diesem Nachmittag am besten powdern können. Steiler als 25 Grad dürfen sie nicht sein, es herrscht Lawinenwarnstufe 4, damit ist der freie Skiraum für uns absolut tabu. Obwohl wir uns also nie weit von den präparierten Pisten entfernen, kommen wir doch auf unsere Kosten. Platz haben wir genug, die Freunde des Jägermeisters amüsieren sich irgendwo auf flacheren Pisten. Meistens fährt der Guide vor, wir folgen einzeln in dem Tempo, das uns zusagt. Gregor sieht zu und hat auf Wunsch ein paar Tipps auf Lager. Die Autorin darf einsehen, dass man auch nach drei Jahrzehnten Tiefschneepraxis noch an der Technik feilen kann. Vor allem aber profitieren die an sich eher aufstiegsorientierten Allgäuer Kolleginnen, die angesichts der Schneemassen noch etwas skeptisch gewirkt haben: Mit jeder Stunde gleiten sie schöner ins Tal. Ich freue mich, die eigene, angejahrte Ausrüstung im Auto gelassen zu haben. Mit den breiten Schaufeln und dem frisch präparierten Belag reichen Auftrieb und Speed, um das weiße Meer zu teilen. Am Abend werden uns nicht nur die Oberschenkel vom Powdern wehtun, sondern auch die Mundwinkel vom Grinsen.

Berge für Pow(d)erfrauen
Freude, dass der Himmel aufriss, als die Damen auf dem Gipfel waren. Bild: Anne Kaiser

Testmaterial vom Feinsten

Am Vortag haben wir uns in der "Expo Area" im Hotel mit Testmaterial eingedeckt. Im Grunde ist es möglich, ganz ohne eigene Ausrüstung anzureisen. Von Helm, Textilien und Lawinenausrüstung bis zur "Hardware" können wir uns alles aussuchen. Das hat freilich seine Tücken – das Honorar für diesen Artikel wandert ohne Umweg in den Erwerb eigener Hagan-Tourenschuhe (so viel regionale Produktplatzierung darf bestimmt sein, Grüße gehen ins Innviertel).

An dreieinhalb Tagen können die maximal 45 Teilnehmerinnen des Winter Camps zwischen Freeriden oder Skitouren wählen. Eineinhalb Tage bewegen wir uns im Skigebiet Galtür, direkt vor der Haustür des Wirler Hofs. Zwei Tage sind für Ischgl reserviert. Das Angebot richtet sich an Einsteigerinnen wie Fortgeschrittene. Tatsächlich ist für jede etwas dabei, es gibt unter uns Schweizer Bergführerinnen, deutsche Freeriderinnen und österreichische Alpinspezialistinnen, aber auch viele motivierte Anfängerinnen. Wer auf der Piste sicher auf dem Ski steht, ist dabei. Viele der Teilnehmerinnen kommen seit Jahren zum Camp nach Galtür, nicht wenige buchen zusätzlich das zweite in Kirchberg.

Die Gruppe ist bunt gemischt, was Herkunft, Alter und Beruf betrifft. Natürlich möchten wir Frauen voreinander gute Figur im Schnee machen, es ist aber – weil wir doch unter uns sind – alles ein wenig entspannter als in gemischten Runden. Schön wär’s im Übrigen, wenn sich der Frauenanteil unter den Guides erhöhte, aber das gilt ganz allgemein für die Branche und spricht absolut nicht gegen die Herren, die uns in diesen Tagen begleiten. Angenehm ist, dass genügend von ihnen engagiert wurden, um die Gruppen klein zu halten. Noch angenehmer ist, dass es darunter ruhige Naturelle wie unseren Gregor gibt, aber auch solche, die nur beim Liftfahren pausieren oder sich gerne zum Après-Ski in Ischgl überreden lassen (wer’s mag). Nette Typen sind sie alle.

Berge für Pow(d)erfrauen
Ein Panorama, nicht zum Sattsehen Bild: dome

Ob Gondel oder eigene Beinkraft nach oben führen, können wir jeden Morgen recht unkompliziert entscheiden – wenn schon die Lawinenlage unsere Optionen stark einschränkt. Das Team bemüht sich nach Kräften und mit Erfolg, uns etwas zu bieten. Und als uns am dritten Tag der Wind wie eine eisige Watsche ins Gesicht fährt und sämtliche Lifte in beiden Skigebieten ihren Betrieb einstellen müssen, ist niemand enttäuscht. Wir sind alle keine Prinzessinnen, aber es muss ja nicht sein, dass man gegen den Wind nur in Rennhocke den Berg hinunterkommt. Außerdem gibt es einen Wellnessbereich, eine tägliche Yogastunde mit der freundlichen Bayerin Andrea oder eine Kurzmassage bei der charmanten Steirerin Irene. Für Interessierte wird allabendlich Theorie zur Praxis serviert, zum Beispiel ein Treffen mit der Profi-Freeriderin Manuela Mandl.

Lawinenkunde – gut so

Viel Wert wird auf Lawinenkunde gelegt, nicht nur an Tagen wie diesen, wo es binnen Stunden Meter vom Himmel schneit. Am ersten Skitag hat Gregor mit uns den Gebrauch von LVS-Geräten, Sonden und Schaufel geübt – als Bergretter hat er genug erlebt, um uns hier Disziplin einzuschärfen –, am vorletzten Abend lädt Chef-Guide Gunther zur theoretischen Lawinenkunde und zum Airbag-Materialtest. Beim Gedanken an das schwere Unglück vor fast genau zwanzig Jahren wird uns mulmig. Draußen tobt und heult der Sturm ums Haus. Bald gewinnt die Behaglichkeit wieder die Oberhand, der gehobenen Kulinarik sei Dank. Das sonntägliche Gala-Menü des Wirler Hofs hilft dabei, nur ja kein Gramm beim Sport abzunehmen, und der "Überraschungsabend" am Ende erschwert den Abschied zusätzlich.

Berge für Pow(d)erfrauen
Lawinen- und Technikkunde durch erfahrene Skilehrer Bild: dome

Als wir – wenig übernächtig und gewiss nicht verkatert – am Abreisetag beim Frühstück noch überlegen, ob wir eine letzte kleine Tour machen sollen, jagt uns der Wirt mit der Mitteilung in die Höhe, dass die Silvrettastraße aus dem Tal hinaus in einer halben Stunde gesperrt werde. Das Organisationsteam bewahrt die Ruhe, gräbt meterhoch verwehte Autos aus, hilft beim Anschieben und bleibt selbst eingeschneit zurück, während alle Teilnehmerinnen es dank ihnen rechtzeitig nach Landeck und sicher nach Hause schaffen.

 

2 Camps

 

Zwei jährliche Women’s Winter Camps richten sich – der Name macht kein Geheimnis – ausschließlich an Frauen. Im Jänner findet es in Galtür und Ischgl statt, im März in den Kitzbüheler Alpen. Auch Freeride- oder Skitouren-Anfängerinnen können teilnehmen, für Profis stehen alle Möglichkeiten offen. Testmaterial gibt es u.a. von Marmot, ABS, Hagan. Die Preise für das Gesamtpaket (inkl. Guiding, Hotel und Skipässen) beginnt in Galtür bei 769 Euro, in Kirchberg bei 699 Euro.

Veranstaltet werden die Winter- (wie auch Sommer-)Camps von der Münchner Agentur „fiedler concepts“.
Für das Camp in Kirchberg in den Kitzbüheler Alpen von 17. bis 20. März sind für schnellentschlossene Damen noch ein paar Plätze frei.
Kontakt: Jessica Peter, Tel: +49 (0)89 / 85 63 456 - 14;
E-Mail: jessica.peter@fiedler-concepts.de
www.womenswintercamp.com

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2  Kommentare
2  Kommentare
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il-capone (10.383 Kommentare)
am 23.02.2019 06:48

Auch Powerfsterilem rauen fuhren bei diesem Raport letzlich nur im sterilem Stadion im Kreis.

Naturfreunde ... ? .... oh 🤔

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il-capone (10.383 Kommentare)
am 23.02.2019 06:49

Auch Powerfrauen fuhren ...

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