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Die vielen Gesichter von Marrakesch

Von Hannes Fehringer, 07. Oktober 2018, 17:00 Uhr
Die vielen Gesichter von Marrakesch
Die Koutoubia-Moschee ist die größte von Marrakesch. Über Lautsprecher ertönt zu den Gebetszeiten der Ruf des Muezzins. Bild: Angelika Schnadenauer

Die Wahrheit ist im Souk von Marrakesch ein weites Land. Statt sich Wunderlampen aufschwatzen zu lassen, fährt der Schlaumeier in die Neustadt Gueliz in die Shopping-Mall, rät Hannes Fehringer.

Der Basar eignet sich am besten als Unterhaltungsprogramm für eiserne Nur-Schauer und Nichtkäufer. "Hello, ich bin der Kofferträger", stellt sich ein Kerl vor, süßholzraspelt "Austria super!" und schleppt einen durch das Gassengewirr des Souk zu einem Händler, der für herrliche mit Kamelknochen verzierte Blasbalge und Wunderlampen Wucherpreise fordert. Das Hotel Jardins de la Koutoubia muss einer der größten Arbeitgeber in Marrakesch sein, denn im Laufe der Woche lernen wir noch einen Koch und einen Küchengehilfen kennen, die uns als Einheimische die Stadt und dann die Geschäfte der Verwandtschaft zeigen wollen. Die Wahrheit hatte in den Souks von Marrakesch schon 1956 ein kurzes Leben, als Alfred Hitchcock seinen Thriller "Der Mann, der zuviel wusste" drehte. Als wir vor dem Museum der Fotografie stehen, das historische Bilder der "Roten Stadt" zeigt, in der nur ziegelfarbene Fassaden erlaubt sind, ruft uns einer der Händler auf der offenen Straße nach, dass die "Moschee verboten" sei, wir umkehren und unbedingt ihm folgen sollen.

Ehrlichkeit hat Allah hier ungleich verteilt. Die Hinterlist der Markthändler, deren viele um Kundschaft buhlen, hat die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Nordafrikaner nicht ausrotten können. Der Chauffeur der städtischen Linie L12 hat nichts davon, dass er den wenigen Ausländern im Bus die nicht ausgeschilderte Haltestelle zum Jardin Majorelle ansagt, er macht das mit einem Lächeln, weil er die Fremden mag und als frommer Moslem gerne hilft.

Die vielen Gesichter von Marrakesch
Paradies im Jardin Majorelle. Bild: Angelika Schnadenauer

Der Garten ist das Meisterwerk des französischen Malers Jacques Majorelle, dessen Bilder selbst weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Der Garten aber, den er 1923 angelegt hat, verkörpert das, was man sich als Paradies vorstellt. Der Besucher betritt durch einen Bambuswald einen Rundweg durch eine üppige Blütenpracht, Majorelle hat Pflanzen von allen fünf Kontinenten zu einem Feuerwerk der Farben zusammengetragen. 1980 kaufte der französische Modedesigner Yves Saint Laurent gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé den Garten. Dass der schwule Modepionier, der Kreationen schuf, die für alle Menschen leistbar wurden, in der Stadt hochgeehrt wird, zeigt den liberalen Islam, den auch König Mohammed VI. fördert, den seine Gefolgsleute liebevoll nur "M6" nennen.

Längst ist Marrakesch eine Stadt mit zwei Gesichtern: Im Neustadtteil Gueliz trägt kaum ein junger Mann Kaftan und kaum eine junge Frau Burka, die Konsumgesellschaft kauft die neueste Kleidung von "Zara" und "H&M", trinkt Starbucks-Kaffee und geht mit den Stöpseln der neuesten Handys im Ohr in Malls shoppen, die alle Markenartikel der Welt führen.

Während die Jugend in Gueliz abfeiert, fällt es am Freitagabend beim Blick vom Balkon des Cafe de la France am Gauklermarkt Djemaa el Fna auf, dass mehrheitlich alte Leute und mittlere Semester dem Ruf des Muezzins in die Moschee zum Freitagsgebet folgen. Das Spektakel auf dem Platz zur Tageszeit scheint auch schon von gestern: Auch in Marokko ziehen die Schlangenbeschwörer Proteste von Tierschützern auf sich.

Die vielen Gesichter von Marrakesch
Am Abend sind auf dem Gauklermarkt Djemaa el Fna die Schlangenbeschwörer verschwunden, Musikanten spielen auf. Bild: Angelika Schnadenauer

 

Tipps

Koutoubia-Moschee: Ein Abendspaziergang zur Koutoubia-Moschee weiter durch den Garten zum legendären Hotel La Mamounia ist wie ein Traum aus 1001 Nacht. Die Koutoubia-Moschee, die aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, stammt, ist die größte in Marrakesch. An der Spitze des 77 Meter hohen Minaretts befinden sich ein vergoldeter Kugelstab und ein Holzgerüst, das wie ein Galgen aussieht, auf dem früher vor dem Freitagsgebet die grüne Fahne des Propheten gehisst wurde.

Autobus: Das günstigste und auch das beste Verkehrsmittel in der Stadt ist der Autobus. Die städtischen Verkehrsbetriebe Alsa verkehren mit rund 40 Linien durch die Stadt. Eine Einzelfahrt kostet 4 Dirham (40 Cent), ein Netzplan kann vom Internet heruntergeladen werden. Mit Google-Maps kann man sich gut orientieren.

Souk: Wer schon im Souk handeln will, sollte sich zuvor unbedingt ein Bild von den gängigen Preisen der Souvenirs machen.

 

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1  Kommentar
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Gugelbua (31.935 Kommentare)
am 07.10.2018 17:09

Werbung? hier wird uns ein wunderschönes realitätsfernes Touristenindustrie Bild vorgezeichnet grinsen

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