Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Überwachungspaket: Rechtsanwälte höchst skeptisch

Von nachrichten.at/apa, 02. April 2018, 10:17 Uhr
Rupert Wolff
Rupert Wolff Bild: APA

WIEN. Die Rechtsanwälte stehen auch dem neuen "Sicherheitspaket" höchst skeptisch gegenüber. Nur wenig sei verbessert, einiges sogar verschärft worden.

Nach wie vor fehle weitgehend die richterliche Kontrolle. Damit "reihen wir uns in die Reihe jener Länder ein, die - wie Ungarn oder Polen - Angst vor ihren eigenen Bürgern haben", sagte Rupert Wolff im APA-Gespräch.

Der Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages hält die Kritik aufrecht, dass Österreich mit diesem Paket einen Schritt Richtung Überwachungsstaat setzt - auch wenn er den Verzicht auf "Sicherheitsforen" begrüßt. Auch mit den von Schwarz-Blau neu aufgelegten Gesetzesvorhaben - der erste Vorstoß der ÖVP war in der Großen Koalition an der SPÖ gescheitert - werden der Polizei zahlreiche neue Überwachungsmöglichkeiten an die Hand gegeben, und dies zum größten Teil ohne richterliche Kontrolle. Weiterhin ist eine Nachfolgeregelung für die - vom Europäischen Gerichtshof und vom Verfassungsgerichtshof gekippte - Vorratsdatenspeicherung vorgesehen, und zwar unter dem Namen "Quick Freeze".

"Da haben wir den Eindruck, dass man versucht, etwas zu verschleiern, indem man den bösen Namen nicht mehr erwähnt", merkte Wolff an. Er ist überzeugt, dass auch diese Regelung wieder aufgehoben wird - würden doch die EuGH-Vorgaben nicht eingehalten: Der Polizei würde mit "Quick Freeze" eine nicht anlassbezogene breitflächige Einsicht in Verbindungsdaten ermöglicht - und das nicht nur für schwere Straftaten, sondern schon ab der sehr niedrigen Schwelle der sechsmonatigen Strafdrohung. Die Frist, binnen der Telekomanbieter Verbindungsdaten aufzeichnen müssen, sei noch dazu von einem halben auf ein Jahr verlängert worden.

Ebenso verlängert seien in der Neuauflage die Fristen für die Speicherung von Video- und Tonaufnahmen privater Rechtsträger wie ÖBB, Busunternehmen oder Einkaufszentren sowie für die Verkehrsüberwachungs-Aufzeichnungen der Asfinag. Letztere gingen "in Wahrheit weit über die Erfassung der Kennzeichen hinaus", bis hin zur Identität des Lenkers könne die Polizei hier alles erheben, kritisierte Wolff die breitflächigen Überwachungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum. Mit der Registrierung der Prepaid-Karten für Handys würden "5,1 Millionen Menschen unter Generalverdacht gestellt".

Der gravierendste Eingriff in die Privatsphäre sei aber nach wie vor der "Bundestrojaner". Die Anwälte hätten zwar Verständnis dafür, dass die Sicherheitsbehörden auch WhatsApp und Skype überwachen wollen. Aber nicht dafür, dass den Behörden unter diesem Vorwand ermöglicht wird, den gesamten Datenbestand und -verkehr eines Computers oder Smartphones auszulesen - mittels Spyware, die entweder per Einbruch in die Wohnung oder unter Ausnützung von Sicherheitslücken im Betriebssystems installiert wird. "Eigentlich muss ein Staat Interesse haben, dass solche Sicherheitslücken geschlossen werden - und nicht daran, dass es möglichst viele Lücken gibt", konstatierte Wolff.

"Höchst bedenklich" sei, dass ein Großteil der Überwachungsmaßnahmen (akustische und Videoüberwachungen, auch die Anordnung zum Quick Freeze) ohne gerichtliche Bewilligung und Kontrolle möglich sein soll. Er fordert Spezialsenate bei den Verwaltungsgerichten - für den (großteils betroffenen) Bereich des Sicherheitspolizei- und Telekommunikationsgesetzes. Denn die Kriterien der Rechtsstaatlichkeit seien nur erfüllt, wenn Richter solche Maßnahmen bewilligen müssen, mahnte der Rechtsanwälte-Präsident.

mehr aus Innenpolitik

Cofag-Ausschuss: Bewerbung via Inserat und "die Mutter aller Missverständnisse"

Ex-Verteidigungsminister Robert Lichal ist tot

"Girls’ Day": Helena Mertl aus Steyregg auf "Staatsbesuch" bei Van der Bellen

AK-Wahlen in Ostregion bringen trotz Minus rote Erfolge

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

9  Kommentare
9  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
jago (57.723 Kommentare)
am 02.04.2018 16:38

> Damit "reihen wir uns in die Reihe jener Länder ein, die - wie
> Ungarn oder Polen - Angst vor ihren eigenen Bürgern haben",
> sagte Rupert Wolff im APA-Gespräch.


Eine parlamentarische Demokratie würde sich dadurch auszeichnen, dass die Staatsorgane EXEKUTIVE und JUDIKATIVE Respekt vor der Volksvertretung, der LEGISLATIVE haben.

Die Exekutive vor ihrer Kontrollfunktion und die Judikative, dass sie nach ihren Gesetzen urteilt.

lädt ...
melden
antworten
denkabisserl (3.205 Kommentare)
am 02.04.2018 15:47

Das ist wieder ein populistischer FURZ der Blaunen! Typisch!

lädt ...
melden
antworten
glingo (4.977 Kommentare)
am 02.04.2018 15:44

Ist das das Überwachungspaket gegen das die FPÖ immer so gewettet hat?

lädt ...
melden
antworten
goldfinger1707 (5.658 Kommentare)
am 02.04.2018 14:14

Verständlich, dass dem Herrn die Sache nicht schmeckt. Durch diese Massnahmen werden manch windige Rechtsverdreher mehr nachdenken müssen, wie sie diverse Machenschaften ihrer Klienten als “gute Tat“ dem Gericht verkaufen können...

lädt ...
melden
antworten
kleinerdrache (9.944 Kommentare)
am 02.04.2018 12:27

Unternimmt der "Freistaat" Bayern nicht ähnliches?

lädt ...
melden
antworten
jamei (25.499 Kommentare)
am 02.04.2018 12:39

Sicher - jedoch da ist es bestimmt etwas ganz anderes....

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 02.04.2018 16:45

"Freistaat" ist eine etwas missglückte, zeitgeistige Deutschübersetzung des Wortes "Republik". Das hätte der Republik Österreich genauso passieren können, der Republik Sachsen ist es sogar 1990 passiert grinsen

lädt ...
melden
antworten
mynachrichten1 (15.437 Kommentare)
am 02.04.2018 10:42

in einem Land, in dem Parks(Hessenpark Linz) alle fünf Jahre wieder umgebaut werden, weil man nicht vernünftig mit sozialen Randgruppen umgehen kann mangels geeigneter Maßnahmen.

in einem Land, in dem es viele immer noch leicht haben, im politischen Freundeskreis zu trixen, und die Kontrolle immer weit hinten nach ist, und bisweilen nach X Untersuchungsausschüssen immer noch im Dunklen tappt.

in einem Land, in dem es Bürger bei mutmaßlicher Behördenwillkür mitunter ganz schwer haben, und selbst Bereiche wie Kinderwohlfahrt immer wieder Anlaß zu Anzeigen von Behörden geben.

in einem Land, in dem bald facebook und Co sowieso alles aufzeichnen und man sich darüber keine Gedanken mit Datenschutz macht, da will man gleich wieder ganz was "Belämmerteres" erfinden.

lädt ...
melden
antworten
sol3 (13.727 Kommentare)
am 02.04.2018 10:29

.....in einem Land, in dem Verbrecher mit Freisprüchen davonkommen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen