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Wohin geht Europa?

Von Roman Sandgruber, 11. Mai 2019, 00:04 Uhr
Wohin geht Europa?
Bild: REUTERS

Es gibt viele Europas: das des Europäischen Gewerkschaftsbundes, das des Europarates, das der UEFA, das Israel miteinbezieht, das der Eurovision...

Europa, seine Grenzen, seine Identität und sein Wesen zu beschreiben bereitet ungeahnte Schwierigkeiten. Es ergeht einem wie dem heiligen Augustinus, als er das Wesen der Zeit erklären sollte: "Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es aber einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht." Europa gibt es viele: das Europa der gegenwärtigen EU, das Europa inklusive möglicher Erweiterungsländer und das jener nicht genau definierbaren Staaten, die für eine weitere Erweiterung in Frage kämen.

Es gibt viele Europas: das des Europarates, das des Europäischen Gewerkschaftsbunds, das der UEFA, das Israel einbezieht, das der Eurovision und des europäischen Song Contests mit ganz Nordafrika und nicht zuletzt das Europa der OSZE, das sich über die gesamte Nordhalbkugel von der amerikanischen bis zur russischen Pazifikküste erstreckt. Europa hat keine klar erkennbaren Grenzen. Wo es aufhört, ist je nach Standpunkt verschieden: für Metternich bald hinter dem Rennweg, für die mittelalterliche Christenheit im Heiligen Land, für die Geografen seit dem 18. Jahrhundert am Ural in einer Linie, die einmal zum Bestandteil jedes geografischen Schulwissens gehörte, aber für eine Europadefinition wirklich nicht tauglich ist.

Europa lässt sich nicht naturräumlich, sondern nur kulturell definieren. Es basiert auf der Rechts- und Verwaltungskultur des um das Mittelmeer gelagerten römischen Reiches und dem in diesem Kulturraum entstandenen Christentum. Schon in der Antike erstreckte sich dieses Weltreich über zwei Kulturräume: den griechischen Osten und den lateinischen Westen. Diese Trennlinie pflanzt sich nicht nur in der Spaltung der christlichen Kirchen in einen byzantinisch-orthodoxen und einen lateinisch-katholisch-evangelischen Block fort, sondern ist in Europa immer noch auch als kulturräumliche Grenze manifest, die sich vom Baltikum quer durch die Ukraine bis zur Balkanhalbinsel zieht. Dass sich seit der Frühneuzeit England immer mehr vom Kontinent ab- und seinem Empire und Commonwealth zuwandte, ließ einen dritten europäischen Kulturraum entstehen, den angloamerikanischen.

Derzeit zerfällt die Welt in drei, von der Wirtschaftskraft her annähernd gleich starke Räume: die USA, die EU und Ostasien. Bevölkerungsmäßig ist China größer als die USA, die EU und Russland zusammen. Ökonomisch sind die USA und die EU zwar für sich genommen jeweils noch stärker als China. Aber die alten Industrien zeigen uns, wohin die Reise geht. Auf China entfallen bereits 51 Prozent der Weltroheisen-Erzeugung, dem alten Indikator wirtschaftlicher Stärke. Europa wird zermalmt werden, zwischen China, den USA, dem schlafenden Riesen Russland und der Bevölkerungsbombe Afrika. Nur ein neues Europa, das die drei Teile, in die es zerfallen ist, wieder zusammenführt, kann in diesem Zukunftsszenario bestehen.

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Roman Sandgruber
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