Wieder Beben in Neuseeland: 65 Tote, Kathedrale eingestürzt
CHRISTCHURCH. Knapp ein halbes Jahr nach einem schweren Erdbeben ist Neuseelands zweitgrößte Stadt Christchurch erneut von einem verheerenden Beben erschüttert worden.
Nach Angaben von Premierminister John Key wurden mindestens 65 Menschen getötet, die Zahl der Opfer könne weiter steigen. Es ist damit das tödlichste Beben seit 80 Jahren in Neuseeland. Key sprach von einer „Tragödie“ für die Stadt und das ganze Land.
Kein Hinweis auf österreichische Opfer
Nach Angaben der Behörden sind noch bis zu 200 Menschen in den Trümmern eingeschlossen. Bis Dienstagmittag gab es keinen Hinweis, dass Österreicher bei dem Erdbeben zu Schaden bekommen sind, hieß es vonseiten des Außenministeriums. Die Rettungsmaßnahmen seien jedoch noch im Gange, so Sprecher Harald Stranzl. Die österreichischen Vertretungen, das Honorarkonsulat in Christchurch sowie die Botschaft in Canberra in Australien, seien bemüht, mit den Österreichern in der betroffenen Region Kontakt aufzunehmen.
Gebäude stürzten ein
Nach Angaben des US-Instituts Geological Survey erschütterte das Beben der Stärke 6,3 Christchurch um 12.51 Uhr Ortszeit (00.51 Uhr MEZ). Zu dem Zeitpunkt waren die Büros, Straßen und Cafes der 340.000 Einwohner zählenden Stadt voll mit Menschen. Mehrere Gebäude, darunter ein vierstöckiger Büroblock für 200 Menschen sowie ein Hostel, stürzten ein, auch die Kathedrale in der Innenstadt. Straßen brachen auf, von der sechsstöckigen Zentrale von Canterbury TV blieben nur noch Trümmer übrig. Zahlreiche Menschen wurden verschüttet, andere von Trümmerteilen erschlagen. Mindestens zwei Linienbusse wurden durch herabfallende Betonteile zertrümmert.
"Schwarzer Tag"
Tausende Menschen rannten in Panik auf die Straße, bevor das Zentrum evakuiert wurde. Rettungskräfte und freiwillige Helfer suchten in den Trümmern nach Verschütteten. Immer wieder mussten sie ihre Arbeit wegen Nachbeben unterbrechen. Diese erreichten teilweise immer noch eine Stärke von 5,6. Medienberichten zufolge schickten Verschüttete verzweifelt SMS an ihre Angehörigen. Tausende Einwohner waren ohne Strom, Handy-Netze waren unterbrochen. Der Flughafen wurde geräumt. Bürgermeister Bob Parker sprach von einem „schwarzen Tag“ und rief einen fünftägigen Notstand aus.
Christchurch war bereits am 4. September von einem Beben der Stärke 7,0 erschüttert worden. Rund 100.000 Häuser wurden damals beschädigt, Menschen aber kamen nicht ums Leben. Nach Angaben von Seismologen war das Beben am Dienstag trotz seiner geringeren Stärke verheerender, weil das Zentrum der Erschütterung näher an der Erdoberfläche lag. Bei vielen Gebäuden dürften zudem die Fundamente bereits beim ersten Beben im September gelitten haben.