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Putins Machtapparat blamiert: Moskauer Schauspieler wieder frei und Schamane eingewiesen

20. September 2019, 17:01 Uhr
Bild: SPUTNIK (X02440)

MOSKAU. Der erst vor wenigen Tagen zu dreieinhalb Jahren Straflager verurteilte Moskauer Schauspieler Pawel Ustinow kommt nach beispiellosem Protest wieder auf freien Fuß. Währenddessen wird ein sibirischer Schamane in eine Psychiatrie eingewiesen, weil er den "Dämon Putin" bekämpfen wolle.

Der Moskauer Schauspieler Pawel Ustinow kommt nach beispiellosem Protest wieder auf freien Fuß. Freigesprochen ist der 23-jährige Serien- und Filmheld nach sieben Wochen in Untersuchungshaft damit zwar noch nicht.

Aber für die russische Zivilgesellschaft, die dem Kreml zuletzt mit Protesten und offenen Briefen einheizte, ist das ein weiterer großer Sieg. Erst im Sommer musste der Machtapparat von Kremlchef Wladimir Putin den Enthüllungsjournalisten Iwan Golunow laufen lassen - ihm hatte die Polizei Drogen untergeschoben, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

Wie im Fall Golunow ist der immer wieder wegen Willkür kritisierte Polizei- und Justizapparat in Russland auch diesmal in Erklärungsnot. Immerhin ist es in Russland äußerst selten, dass jemand, der einmal in die Mühlen der Justiz gerät, so rasch wieder auf freien Fuß kommt. Doch Kremlsprecher Dmitri Peskow will darin nichts Ungewöhnliches sehen - und schon gar nicht eine Vertrauenskrise in das System an sich, wie er in den vergangenen Tagen mehrfach sagte.

Gerade noch sechs Jahre Straflager, jetzt doch wieder frei

Eine Erklärung hatte er aber auch nicht auf die Frage, wie die Staatsanwaltschaft für Ustinow eben noch sechs Jahre Straflager fordern konnte und am Freitag auf einmal keinen Grund mehr sah, ihn überhaupt noch zu inhaftieren. Für den Kreml gilt es als undenkbar, dass er einräumt, dass der öffentliche Druck zu groß geworden ist.

Ansonsten eisern systemtreue Kräfte wie Priester und Showstars und sogar Teile der Kremlpartei Geeintes Russland hatten sich entsetzt gezeigt angesichts des Vorgehens gegen Ustinow. Ein Video zeigt, wie der Mann am 3. August am Tag von nicht erlaubten Oppositionsprotesten auf der Straße telefoniert - plötzlich packen ihn Polizisten und werfen ihn zu Boden. Ein Polizist prügelt dann mit dem Schlagstock auf den wehrlosen Mann ein. Die im Internet verbreiteten Aufnahmen lösten breites Entsetzen aus.

Dagegen hatte ein Polizist vor Gericht ausgesagt, Ustinow habe ihm die Schulter ausgekugelt. Der Uniformierte erhielt eine Beförderung, Ustinow am Montag dreieinhalb Jahre Straflager. Er beteuerte, er sei kein Teilnehmer von Protesten gewesen.

Schamane wollte "Dämon" Putin vertreiben: In Psychiatrie eingewiesen

Ein sibirischer Schamane, der den "Dämon" Wladimir Putin aus dem Kreml vertreiben wollte, ist in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Die Opposition wirft Putin KGB-Methoden vor. Alexander Gabyschew sei am Freitag zur Untersuchung seines Zustands in eine Klinik seiner Heimatrepublik Jakutien gebracht worden, erklärte das örtliche Gesundheitsministerium. Am Vortag war der Schamane auf seinem Weg nach Moskau in der westsibirischen Republik Burjatien festgenommen worden.

"Tausend Jahre Ruhe ohne Putin"

Gabyschew war im März zu einem tausende Kilometer langen Fußmarsch nach Moskau aufgebrochen, um den russischen Präsidenten aus dem Kreml zu verbannen. "Gott hat gesagt, Putin sei ein Dämon. Die Natur mag ihn nicht. Wo er sich aufhält, gibt es Naturkatastrophen und Terrorakte", sagte der 51-Jährige im Juli dem Oppositionssender Doschd. Ohne Putin werde es "tausend Jahre Ruhe und Wohlstand" geben, versprach er.

In den vergangenen Wochen wurde der Schamane von einer wachsenden Schar Anhänger begleitet. Seine Mission erregte zunehmend Interesse in den sozialen Netzwerken und in den Medien und sorgte immer wieder für Probleme mit örtlichen Behörden.

Opposition wirft Putin KGB-Methoden vor

In der Nacht zum Donnerstag wurde er schließlich festgenommen, als er mit seinen Gefolgsleuten in der Nähe des Baikalsees campierte. Die Polizei erklärte zunächst, er werde nach Jakutien zurückgeflogen, wo er wegen eines Vergehens gesucht werde. In einem von den örtlichen Medien nach seiner Festnahme veröffentlichten Video erklärte Gabyschew, er sei in der Stadt Jakutsk, habe einen Anwalt und werde korrekt behandelt.

Oppositionsführer Alexej Nawalny warf dem Kreml vor, Gabyschew nach alten KGB-Methoden mundtot machen zu wollen. "Putin wurde von einem Schamanen mit einem Leiterwagen in Angst und Schrecken versetzt und befahl, ihn in einer Irrenanstalt wegzusperren", erklärte Nawalny auf Twitter. Dort könne der 51-Jährige ohne Anklage und Urteil unbegrenzt festgehalten werden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte vor Journalisten, er kenne die Hintergründe von Gabyschews Festnahme nicht.

Schamanen-Anhänger ziehen weiter bis Gabyschew frei ist

Die Anhänger des Schamanen wollen nun ohne ihn weiterziehen. "Wir werden so lange weiterwandern, bis er wieder frei ist", sagte einer von ihnen in einem Internet-Video.

Schamanismus ist eine in Russland vor allem in Sibirien verwurzelte Praxis, mit der Welt der Geister und verstorbener Ahnen in Kontakt zu treten. Aufgabe der Schamanen ist es, Kranke zu heilen, Unheil abzuwenden und Prognosen zu erstellen - mit dem Ziel, die "kosmische Ordnung" wiederherzustellen.

Polizei und Justiz seit Wochen in Kritik

Polizei und Justiz stehen seit Wochen in der Kritik, mit überzogener Härte gegen Teilnehmer der Demonstrationen vorzugehen. Bei den Protesten gegen den Ausschluss Dutzender prominenter Oppositioneller von der Stadtratswahl am 8. September hatte es Tausende Festnahmen gegeben. Mehrere Teilnehmer wurden zu Haft im Straflager verurteilt.

"Das Gerichtssystem hat einmal mehr seine völlige Inkompetenz und berufliche Untauglichkeit demonstriert", sagte der Vize-Chef des Menschenrechtsrats beim russischen Präsidenten, Jewgeni Bobrow, der Agentur Interfax zufolge. Erst die gesellschaftliche Resonanz habe zu einer Korrektur des Urteils geführt.

Die russische Opposition hatte zuletzt immer wieder erklärt, dass die inszenierten Gerichtsverfahren mit harten Urteilen in Moskau als Schauprozesse fungieren sollten, um die Menschen einzuschüchtern. Doch die Denkfabrik Carnegie in Moskau etwa stellte fest, dass sich vor allem junge Menschen inzwischen nicht mehr abschrecken ließen von der Kreml-Politik.

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1  Kommentar
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pepone (60.622 Kommentare)
am 20.09.2019 15:59

mei bitte , lossens den Schamane nach Amerika gehen ...

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