Mit Bard will Google ChatGPT den Kampf ansagen
MOUNTAIN VIEW. Google lässt Nutzer seinen Chatbot Bard ausprobieren. Dieser ist noch in einer frühen Testphase - und verbreitet unter anderem Fake News über sich selbst.
Im Kampf um die Vormachtstellung rund um generative künstliche Intelligenz hat Google seinen ChatGPT-Konkurrenten Bard ins Rennen geschickt. Der Chatbot befindet sich zwar noch in einer frühen Entwicklungsphase, seit Dienstag können sich Nutzer aus den USA und Großbritannien aber für den Beta-Test anmelden. "Es handelt sich um ein frühes Experiment, das den Userinnen und Usern die Zusammenarbeit mit generativer KI ermöglicht", schrieben die Google-Manager Sissie Hsiao (Vizepräsientin Product) und Eli Collins (Vizepräsident Research) in einem Blog-Eintrag.
Der Suchmaschinen-Gigant ist in der KI-Forschung seit Jahren in einer Führungsposition, hatte es bis jetzt aber nicht gewagt, die Systeme für einen Zugriff von außen zu öffnen. Nun dürfte sich Google gezwungen sehen, mit Bard in die Offensive zu gehen. Das dürfte vor allem an der medialen Dauerpräsenz des kalifornischen Start-ups OpenAI liegen, dessen Chatbot ChatGPT seit Monaten stets für – positive wie negative – Schlagzeilen gut ist. ChatGPT existiert in seiner vierten Version, mittlerweile konnte sich OpenAI Milliardeninvestitionen von Microsoft sichern.
Bei Google sieht man Bard als "Ergänzung" zur Suchmaschine an. Der Chatbot sei eine direkte Schnittstelle zu einem großen Sprachmodell, schreiben Hsiao und Collins. Bard sei so konzipiert, dass man die Suche einfach aufrufen könne, um die Antworten zu überprüfen oder Quellen im Internet zu erkunden. Bei einem Klick auf "Google it" könne man Vorschläge für Suchanfragen sehen. Die Suche werde in einem neuen Tab geöffnet, damit man relevante Ergebnisse finden und tiefer gehen könne. Bard läuft auf einer abgespeckten und optimierten Version des Sprachmodells LaMDA und soll im Laufe der Zeit mit neueren, leistungsfähigeren Modellen aktualisiert werden.
Wem ist hier noch zu trauen?
Derzeit gibt Bard nur in englischer Sprache Auskunft, in Zukunft sollen neben weiteren Sprachen auch Funktionen wie Codierung hinzukommen. "Mit Ihrem Feedback wird Bard immer besser und besser werden", geben sich die Google-Verantwortlichen optimistisch. "Bard kann ungenaue oder unangemessene Antworten geben", heißt es weiter.
Und fast scheint es, als hätte sich Bard alle Mühe gegeben, diese Warnung mit einem Beispiel zu untermauern. Ein Nutzer fragte den Chatbot mit ironischem Unterton, wie lange es wohl dauern würde, bis Google Bard wieder abgeschaltet wird. Bards Antwort: "Google Bard wurde bereits abgeschaltet." Als Begründung und Quelle für diese Fehlinformation gab Bard einen als Scherz gemeinten User-Kommentar auf der Social-News-Webseite "Hacker News" an. Immerhin kann sich Google trösten: Die Microsoft-Suchmaschine Bing AI, die ChatGPT als KI verwendet, kam zu demselben falschen Schluss.