Prozess: Falsche Polizisten stahlen Begräbnisgeld
WIEN. Bande soll mit Telefon-Trick mindestens 4,5 Millionen Euro erbeutet haben.
Sechs Mitglieder einer Bande, die "alte Leute ausgenommen hat", wie Staatsanwalt Florian Pöschl sagt, mussten sich heute am Wiener Landesgericht für ihre Taten verantworten. Dutzende Opfer wurden mit der Masche hinters Licht geführt, dass Polizisten Bargeld und Schmuck sicherstellen müssten. Vermeintliche Beamte holten die Wertsachen dann tatsächlich ab. Mindestens 4,5 Millionen Euro haben die Kriminellen dadurch erbeutet.
Bisher waren am Landesgericht in dieser Sache nur einige "Geldabholer" verurteilt worden. Nun hatten sich die Mutter und die Schwester des Bandenchefs sowie vier Mitangeklagte vor einem Schöffensenat zu verantworten.
"Schäme mich für meinen Sohn"
Während sich die Mittäter großteils umfassend geständig zeigten, leugneten die 55 bzw. 26 Jahre alten Frauen jede Verantwortung. "Ich schäme mich für meinen Sohn, dass wir unseren Namen befleckt haben und hier sind", sagte die 55-Jährige. Sie und ihre Tochter hätten sich aber nichts zuschulden kommen lassen.
Ihr Sohn, der lange Zeit in Vorarlberg gelebt hat, soll vom Raum Istanbul aus das kriminelle Geschehen steuern. Mittels computertechnisch veränderten Rufnummern wurden gezielt Senioren angerufen, deren Vornamen auf ein entsprechendes Alter hinweisen. "Eine Jacqueline oder einen Justin wird keiner anrufen", sagte der Staatsanwalt. Den Opfern wurde am Telefon weisgemacht, in der Nachbarschaft sei eingebrochen worden, bei den festgenommenen Dieben habe sich eine "Einbruchsliste" gefunden, auf der sich auch ihr Name samt Adresse befinde. Um ihr Geld und ihre Wertsachen zu retten, werde in Kürze ein Kollege von der Polizei vorbeischauen, um das Vermögen vor den Einbrechern in Sicherheit zu bringen.
In Dutzenden Fällen haben Betroffene den falschen Polizisten, die wenige Minuten nach derartigen Telefonaten tatsächlich anklopften, ihren Schmuck und ihre finanziellen Reserven übergeben. "Darunter sogar das Begräbnisgeld, das sie sich auf die Seite gelegt haben, um der Familie nach dem Ableben nicht zur Last zu fallen", empörte sich der Staatsanwalt. Teilweise ließen sich Opfer von den Schwindlern sogar zur Bank chauffieren, wo sie ihre Schließfächer leerräumten und den Inhalt den vermeintlichen Polizisten überreichten.
Der "Strippenzieher" kann von der Justiz vorerst nicht behelligt werden, da er es tunlichst vermeidet, türkischen Boden zu verlassen. Weil es mit der Türkei kein Übereinkommen zur Strafverfolgung der jeweiligen Staatsbürger gibt, ist der Türke für die Wiener Behörden nicht greifbar.
Die Mutter und die Schwester, die im Februar 2020 vor der Übernahme von Beutestücken in Wien verhaftet worden waren, wurden wegen Geldwäsche und einer kriminellen Vereinigung zu je drei Jahren unbedingter Haft nicht rechtskräftig verurteilt. Ein weiterer Mittäter und dessen Sohn fassten rechtskräftige Haftstrafen (je ein Jahr unbedingt) aus.
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2 Gfrastinnen... Das Mami und Schwester mitmachen und sich Beute aushändigen lassen, ohne zu wissen, worum es geht, klingt äh unglaubwürdig.
ist in der Türkei gut angelegt.
Das sind unsere Mitmenschen, denen die eigene Familie heilig ist.
Was dein ist ist auch mein....