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Causa Ischgl - Keine Anklagen nach Ausbreitung des Coronavirus

Von nachrichten.at/apa, 24. November 2021, 12:10 Uhr
In dem Tiroler Wintersportort Ischgl war es zu Beginn der Pandemie zu einem größeren Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 gekommen. Bild: Reuters

INNSBRUCK. Die Staatsanwaltschaft hat die strafrechtlichen Ermittlungen in der Causa Ischgl eingestellt. "Es kommt zu keiner Anklage", teilte die Behörde am Mittwoch mit. Es gebe keine Beweise dafür, "dass jemand schuldhaft etwas getan oder unterlassen hätte, das zu einer Erhöhung der Ansteckungsgefahr geführt hätte", hieß es in der Begründung.

Das Ermittlungsergebnis der Anklagebehörde - das bereits Ende Mai 2021 feststand - sei nun auch durch die Oberstaatsanwaltschaft Innsbruck, das Justizministerium und vom Weisungsrat geprüft worden. Im Verfahren wurden fünf Personen als Beschuldigte geführt. Dem Vernehmen nach handelte es sich dabei um Landesamtsdirektor Herbert Forster, den Landecker Bezirkshauptmann Markus Maaß, den Ischgler Bürgermeister Werner Kurz sowie zwei Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft.

Akt umfasst 15.000 Seiten

Der Akt umfasste 15.000 Seiten, insgesamt wurden 27 Personen durch die Staatsanwaltschaft vernommen. Geprüft worden seien "insbesondere die Maßnahmen nach Bekanntwerden der ersten Infektionsfälle, die Erlassung und Umsetzung von Verordnungen über Schließung von Lokalen, des Skibetriebes und die weiteren Verkehrsbeschränkungen in Ischgl bzw. die Quarantäne im Paznauntal".

Der vielfach getätigte Vorwurf der "Vertuschung" erhärtete sich laut Einstellungsbegründung nicht. Vielmehr sei auf "sämtliche Hinweise reagiert" und auch in Presseaussendungen kommuniziert worden. "Eine derartige 'Vertuschung' wäre unter Berücksichtigung des oben dargestellten Ablaufs (Anzeigepflicht, Test durch 'Screening Team' oder Amtsarzt) auch kaum möglich gewesen", hieß es weiter.

Zudem wurde nicht festgestellt, dass Maßnahmen aus wirtschaftlichen Interessen hintangehalten worden seien. Denn der Großteil der Urlauber-Anreisen sei "(auch) in Ischgl zwischen 06.03.2020 und 08.03.2020, somit vor bzw. binnen 24 Stunden nach der positiven Testung des Barkeepers (des Kitzloch, Anm.), der tatsächlich der erste positiv Getestete in Ischgl war" erfolgt. Dass das Ansteckungsrisiko von Tourismusverbänden, Gemeinden, Land Tirol und Tirol Werbung als "gering" bezeichnet wurde, habe den "damaligen Kenntnisstand" wiedergegeben. Die Behörde verwies hier auf Einschätzungen des deutschen Robert-Koch-Institutes.

Kommunikations- und Informationsfehler

Ebenfalls nicht strafrechtlich fassbar - trotz festgestellter Kommunikations- und Informationsfehler - seien die teils chaotischen Zustände bei der Abreise aus dem Paznauntal kurz nach der Verkündung der Quarantäne bei einer Pressekonferenz durch die Bundesregierung am 13. März 2020. "Der oftmals geäußerten Kritik, dass die ausländischen Gäste ungetestet abgereist sind, ist entgegenzuhalten, dass dies bei den damaligen Testkapazitäten der Virologie in Innsbruck zumindest mehrere Wochen in Anspruch genommen hätte." Nach den damaligen Contact Tracing-Vorgaben sei dies auch nicht vorgesehen gewesen.

Kolba kritisiert Entscheidung

Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzvereins (VSV), der im Namen von Betroffenen auf zivilrechtlichem Wege Klagen eingereicht hat, kritisierte die Entscheidung der Staatsanwaltschaft in einer Aussendung. "Wir halten diese Einstellung des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens für falsch und werden zunächst eine Begründung verlangen und nach Prüfung dieser Begründung gegebenenfalls fristgerecht einen Fortführungsantrag einbringen", kündigte er an. "Gravierende Behördenfehler" würden sich "lückenlos nachweisen" lassen, meinte er.

Die Staatsanwaltschaft habe Fehler auf Ebene der Bundesregierung offenbar außer Acht gelassen, er verwies auf das "chaotische Abreisen Tausender Gäste" am 13. März 2020. Die damaligen Mitglieder der Bundesregierung hätten als Zeugen gehört werden müssen, sagte Kolba. "Ich habe den Eindruck, dass hier ein Behördenskandal weitgehend vertuscht werden soll", übte er Kritik an der Entscheidung der Justiz.

Die Verhandlungen auf zivilgerichtlicher Ebene wegen der Amtshaftungsklage gegen die Republik sind aufgrund des Lockdowns in Österreich vertagt worden, informierte der VSV zudem am Mittwoch. Die nächsten mündlichen Tagsatzungen in der Causa waren für den 1. Dezember beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien (ZRS Wien) anberaumt. Nun hat das Gericht die Termine wegen der Pandemie auf 14. März 2022 verschoben. Weitere Verschiebungen könnten laut VSV folgen.

Für den VSV sind diese Verschiebungen nicht nachvollziehbar. Bisher seien alle Zivilverhandlungen nach Abwicklung weniger Formalitäten geschlossen worden. Beweissicherungsanträge - etwa die Einvernahme von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) - wurden von den Gerichten abgewiesen. "Eine solche Formal-Verhandlung könnte ohne weiteres - in Pandemie-Zeiten - auch über Online-Plattformen abgehalten werden, geht es doch gerade nicht darum, etwa Zeugen persönlich zu hören", ärgerte sich Kolba. "Wir werden daher nun - statt der Verschiebung - Verhandlungen via Online-Plattform beantragen."

Ischgl zu Beginn der Pandemie

In dem Tiroler Wintersportort Ischgl war es zu Beginn der Pandemie zu einem größeren Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 gekommen. Die ersten Fälle wurden Anfang März 2020 bekannt, die Ansteckungen sollen vor allem in Apres-Ski-Lokalen passiert sein. Den Behörden war vorgeworfen worden, zu spät und nicht umfassend genug reagiert zu haben. Ein bereits präsentierter Expertenbericht sah kein Versagen, aber Fehleinschätzungen der Behörden. Druck aus der Tourismuswirtschaft auf Entscheidungsträger wurde nicht festgestellt.

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20  Kommentare
20  Kommentare
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Orlando2312 (22.320 Kommentare)
am 25.11.2021 12:40

Wie einst beim Seilbahnunglück.

Es sind alle unschuldig.

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kpader (11.506 Kommentare)
am 25.11.2021 07:18

Da verliert man das Vertrauen in unser Rechtssystem.

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Soehne (932 Kommentare)
am 24.11.2021 17:47

Ist richtig so.
Selber party machen und dann jammern.

Ist ja schon wie in Amerika. Wenn einer auf die heissr Herdplatte greift ist ja auch der hersteller schuld

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 24.11.2021 22:43

Man hat eben geglaubt die Tiroler geben ein leichtes Ziel und einen schwachen Sündenbock ab und dann hat man es halt probiert - kost ja nix.
Die Berufsvernaderer und Anpatzer - die leben davon - das ist ihr Geschäftsmodell - die Niedertracht.
Und sie gehen ja noch in die zweite Runde.

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snooker (4.427 Kommentare)
am 24.11.2021 17:30

Wenn nach eineinhalb Jahren nichts gefunden wird, soll eingestellt werden.

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hasta (2.848 Kommentare)
am 24.11.2021 16:05

So ein Urteil kann nur vorkommen wenn alle - auch der Staatsanwalt - an einem Strang ziehen.
Bevor in Tirol ein türkiser ÖVP-Politiker verurteilt wird, schmelzen die Berge.

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tim29tim (3.244 Kommentare)
am 24.11.2021 15:38

Wieder wird eine Untersuchung nach zahlreichen Leaks und monatelanger Skandalisierung - in der Hoffnung es könnte Rücktritte geben - eingestellt.

Übrig bleibt eine weiter gespaltene Gesellschaft und Milliardenschäden für den österreichischen Tourismus.

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pprader (1.661 Kommentare)
am 24.11.2021 15:29

Ich liebe Virol und das Kitzloch!

Die haben alles richtig gemacht!

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teja (5.864 Kommentare)
am 24.11.2021 12:55

Die Viroler haben alles richtig gemacht.
Nie mehr Urlaub in Virol.

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Unterhose (2.059 Kommentare)
am 24.11.2021 13:20

Teja, Tirol ist auf sie nicht angewiesen.

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Franz66 (1.056 Kommentare)
am 24.11.2021 12:50

Tirol ist anders; ein Sieg der Adlerrunde.

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venetius (1.249 Kommentare)
am 24.11.2021 12:37

Österreichische Lösung. Sehr vertrauensbildend.

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Gugelbua (31.935 Kommentare)
am 24.11.2021 12:30

Hat man eigentlich China schon verklagt ?🙄
Der Schaden geht ja schon in die Billionen 🤣

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 24.11.2021 22:39

Und erst Norditalien!
Aber da traut man sich nicht, denn da gibst nur Watschen abzuholen.
Nur bei uns trauen sie sich.
Motto dabei:
"Mit voller Hose ist gut stinken"

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ausmaus (767 Kommentare)
am 24.11.2021 12:28

🤣🤣
Staatsanwaltschaft
Oberstaatsanwaltschaft
Justizministerium
Weisungsrat
Bananenrepublik
Der Kniefall vor den Tiroler Tourismus Bergdodeln ist augenscheinlich.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 24.11.2021 22:37

Wer von "Berdodeln" oder "Bananenrepublik" schreibt, der hat einfach seine Tassen nicht mehr im Schrank.

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( Kommentare)
am 24.11.2021 12:28

Tirol, ein türkises Vorzeigeland, da ist das göttliche Gleichgewicht noch gegeben.

Da kann sich der Bund noch etwas abschauen, so geht man mit Verdächtigungen gegen die türkise ÖVP und ihren Dunstkreis halt "richtig" um...

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 24.11.2021 22:36

A geh und weil es nicht in ihren Sinne ist, dann ist die Justiz plötzlich nicht mehr unabhängig - oder was?
Sie haben einfach eine dreckige Gesinnung - gestehen sie sich das ein und geben sie es einfach zu.
Das wäre wenigstens ehrlich.

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kmal (1.032 Kommentare)
am 24.11.2021 12:25

Hätte mich auch gewundert, ist ja alles TÜRKIS.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 24.11.2021 22:33

Nach der piefkinesischen hysterisch inszenierten Treibjagd ist es wohl gut und recht, wenn wieder Vernunft statt hetzerischer Töne die Dinge wieder ordnen.
Bei uns sucht man nicht nach Lösungen SONDERN IMMER NACH SCHULDIGEN!
Motto dabei:
Hängt sie höher - typisch eben wie immer.

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