Heereslogistik: "Unser Leistungskatalog wird zurückgefahren werden müssen"
WELS. Zentrum in Wels kämpft mit Personalproblemen und fehlenden Infrastrukturmitteln.
Gibt es Probleme? Diese Frage sollte man Kommandanten beim Bundesheer derzeit eigentlich nicht stellen. Denn bei den fehlenden Finanzmitteln sprengt ein Aufzählen der Probleme regelrecht jeden Rahmen.
So geht es auch dem Chef des Heereslogistikzentrums (HLogZ) in der Welser Hessenkaserne, Oberst Alfred Kaser. Mit derzeit 28 Lehrlingen ist das Logistikzentrum zwar nach wie vor der größte Lehrbetrieb im Bundesheer. Auch 2020 werden wieder in elf Berufen Lehrlinge aufgenommen – unter anderem Kfz-Techniker, Elektroniker, Logistiker oder Verwaltungsassistenten.
Aber: Allein mit Lehrlingen könne der Aderlass bei den Zivilbediensteten bei weitem nicht wettgemacht werden. "Diese stellen 90 Prozent der Beschäftigten dar. Und mehr als die Hälfte davon geht in den nächsten neun Jahren in Pension", sagt Kaser. "Aber Aufnahmen von der Straße werden uns leider keine mehr genehmigt", leidet Kaser unter den Vorgaben aus der Zentrale.
Da nützt es wenig, dass das HLogZ die modernste Lehrwerkstätte sowie zehn Großprüfstände und 20 Werkstätten aller technischen Fachrichtungen betreibt.
Die Konsequenzen durch das fehlende Personal wären für den Betrieb des Logistikzentrums daher absehbar: "Unser Leistungskatalog wird zurückgefahren werden müssen", ist Kaser Realist.
Und das fehlende Personal ist nicht die einzige Großbaustelle beim Heereslogistikzentrum. Eine betrifft die Infrastruktur. Um diese in der Hessenkaserne instand halten zu können, sind Investitionen dringend erforderlich.
Zusammenhalt Luft und Liebe
"Da geht es vor allem um Reparaturen – etwa bei Garagen." Freundlich formuliert würden diese als Provisorium aus den 1960er Jahren nur noch von Luft und Liebe zusammengehalten. Das gilt auch für den großen Hangar aus dem Zweiten Weltkrieg. "Das Tor ist 70 Jahre alt." Dringend sanierungsbedürftig wären zudem die Kompanie-Blöcke sowie die Kanal- und Wasserleitungen im gesamten Kasernen-Areal.
Um Abhilfe zu schaffen, wären in den kommenden fünf Jahren Investitionen in Höhe von mindestens 15 Millionen Euro nötig. Beim derzeitigen Baubudget des Bundesheeres von gerade einmal 80 Millionen Euro sind die Aussichten aber mehr als bescheiden.
Obwohl: Oberösterreich sei in den vergangenen Jahren permanent benachteiligt worden und hätte daher eigentlich ein Anrecht darauf, einmal zum Zug zu kommen. "Wir haben die meisten Garnisonen geschlossen, waren immer vorne dabei bei den Einsparungen. Aber bekommen haben wir dafür nichts", ist Kasers leicht bitterer Rückblick.