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"Uns sind die Bedln runtergelaufen"

Von Manfred Wolf, 07. März 2022, 07:50 Uhr
"Uns sind die Bedln runtergelaufen"
Sigi Danner und Alex Donner mit den beiden Fahnen, die sie vom Bürgermeister geschenkt bekommen haben. Bild: ZAK

ZWETTL AN DER RODL. Krieg in der Ukraine: Alex Donner und der Verein "Zwettler Aktionsteam" haben einen privaten Hilfstransport für die Ukraine organisiert – zu dritt sind sie dann am Freitag in die Ukraine gefahren und haben die Waren abgeliefert.

Sonntagvormittag, Alex Donner sitzt gerade im Vereinshaus des Zwettler Aktionsteams, als die OÖN ihn erwischen. Erst seit 2.30 Uhr sind er, Lena Schartner und Sigi Danner zurück. Zurück aus der Ukraine. Emotional noch aufgewühlt erzählt der 43-jährige Schulwart der Gemeinde, wie es dazu kam, dass er einen spontanen Hilfstransport aufgestellt hat und welche Hochs und Tiefs er auf dieser 25-stündigen "Reise" erlebt hat ... Aus dem Gespräch wurde ein emotionaler Monolog ...

"Schon als der Krieg losging, wollte ich helfen, aber ich wusste nicht, wie? Ich dachte mir, ich kann ja nicht ins Kriegsgebiet fahren. Aber dann kam alles anders. Als unsere Direktorin von einer Hilfsaktion aus Ottensheim erzählte, haben wir ausgemacht, dass auch wir, die Volksschule und unser Verein, das Zwettler Aktionsteam, uns beteiligen. Also haben wir eine Vorstandssitzung einberufen und einen Spendenaufruf über die sozialen Medien ausgeschickt, 15 Minuten danach waren die ersten Spenden da. Aber was jetzt? Also habe ich die Lena Schartner gefragt, sie wohnt in Zwettl und stammt aus der Ukraine, ob wir für ihr Dorf spenden können – und dann ist es mir irgendwann geschossen, was, wenn wir selber runterfahren? Ich hab sie gefragt, ob sie mitfährt. Zuerst war es still, dann hat sie aber schnell ja gesagt und mit dem Bürgermeister von Irschawa, ihrem Heimatdorf, telefoniert."

"Uns sind die Bedln runtergelaufen"
Die abgewogenen Hilfsgüter wurden in Irschawa abgeliefert – in der Mitte: Lena Schartner. Bild: ZAK

Dann kam die Aktion so richtig ins Rollen: Alex Donner hat einen Freund gebeten, dass er seinen Kleintransporter auf Vordermann bringt, während im Hintergrund unzählige Menschen aus der Gemeinde und aus Nachbarorten Sach- und Geldspenden zum Vereinslokal brachten.

"Eine Gruppe von Jugendlichen hat uns ihr Taschengeld gebracht, zig Privatspenden – eine mit 500 Euro – sind eingegangen, unser Vereinslokal ist voll mit Spenden wie Schlafsäcken, Batterien, Taschenlampen, Babynahrung, Medikamenten ... Unsere Ärztin, Astrid Hofbauer, war da und hat alle Medikamente überprüft – diese Hilfsbereitschaft war unglaublich! Am Freitag haben wir pausenlos alles verpackt, zweisprachig beschriftet und abgewogen, das muss sein. Die Maschinerie ist ununterbrochen gelaufen und am Freitag sind wir dann um 20.30 Uhr losgefahren, ein Freund, der Sigi Danner, die Lena und ich."

Donners Frau, seine fünf Kinder, der Sohn von Sigi Danner und der Mann von Lena Schartner waren bei der Abfahrt dabei und dann kam den drei erstmals die entscheidende Frage in den Sinn:

"Ist das richtig? Ich meine, wir fahren ins Kriegsgebiet! Aber die Frage war schnell beantwortet und dann funktionierst du eh ... ich muss aufpassen, dass ich nicht emotional werde ... An der Grenze sind wir mit Kalaschnikows begrüßt worden. Für den Fall, dass wir nicht in die Ukraine einreisen dürfen, war auch schon alles organisiert: Dann hätte der Bürgermeister des Dorfes die Waren abgeholt. Aber wir durften nach einer genauen Kontrolle weiter. Teils auf Straßen mit so tiefen Schlaglöchern, da kannst du dich reinsetzen. Wir waren das einzige Fahrzeug, das in diese Richtung gefahren ist, alle anderen sind uns entgegengekommen. Ein paar Mal sind wir stehen geblieben und haben geweint. Als wir um 8.30 Uhr dort gewesen sind, wurden wir vom Bürgermeister empfangen. Und einem Hotelbetreiber, der in seinem Hotel 600 Flüchtlinge – Frauen und Kinder – untergebracht hat. Etwas weiter weg haben wir Rauch gesehen und ... tatatata tatatata ... Artilleriefeuer gehört ... Die Menschen dort haben gesagt, dass sie sich das nie gedacht hätten, dass ihre Brüder sie angreifen würden..."

Video: Geflüchtete berichten

Die Dankbarkeit war gewaltig. Vom Bürgermeister bekamen sie zwei unterschriebene ukrainische Fahnen als Geschenk, auf denen er geschrieben hat: "Danke Volksschule und ZAK, Frieden!"

Nachdem alles ausgeladen war und nach dem Essen – eigens für sie wurde ein Huhn geschlachtet – ging es um 13 Uhr wieder zurück nach Hause. Zurück in den Frieden. Doch zuvor hatten sie an der Grenze noch einmal eine lange Wartezeit.

"Irgendwann bei Sonnenaufgang sind wir dann stehengeblieben. Uns sind die Bedln runtergelaufen. Wir waren von der Dankbarkeit, den Eindrücken so gerührt. Wie die Menschen dort zusammenhalten, das ist ein Wahnsinn, die würden ihr Land nicht verlassen, sie sagen: ‚Wenn wir sterben, dann ist das so ...‘. Da denkst du dir schon, kümmert euch daheim nicht um so Kleinigkeiten, wenn 800 Kilometer weiter so ein Scheißkrieg ist ..."

Dass keine Versicherung diese Aktion decken würde, dass alles in seiner Verantwortung liegt, das war Alex Donner bewusst.

"Ohne die Lena wäre es nicht möglich gewesen, wenn du nicht jemanden dabeihast, der ukrainisch spricht, dann kommst du da nie wieder raus. Aber ein bissl was muss man im Leben auch riskieren, a bissl was musst du dich trauen."

"Papa, ich bin stolz auf dich", hat eine seiner Töchter noch vor der Abfahrt zu Alex Donner gesagt. Nicht nur sie. Im ganzen Ort blicken sie gerade stolz auf Alex, Lena und Sigi.

Bild: OÖN Grafik

Die Route: Von Zwettl/Rodl nach Irschawa sind es rund 850 Kilometer. Abfahrt war Freitag um 20.30 Uhr, Ankunft 8.30 Uhr. Die Rückfahrt traten die drei um 13 Uhr an, daheim waren sie gestern um 2.30 Uhr.

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Autor
Manfred Wolf
Ressortleiter Lokales
Manfred Wolf

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33  Kommentare
33  Kommentare
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DLiner (1.069 Kommentare)
am 07.03.2022 16:39

Ich hoff, ich hab nicht als Einzige beim schnell hinschauen "Beidln" g'lesn...

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( Kommentare)
am 07.03.2022 20:07

Frau liest halt immer was sie lesen will🤣🤣🤣

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DLiner (1.069 Kommentare)
am 08.03.2022 07:18

Jo na, wahrscheinlich liegt's eh an mir.

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pomml2 (601 Kommentare)
am 07.03.2022 16:01

Alter Schwede !
Hut Ab !
DANKE !

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maierei (1.174 Kommentare)
am 07.03.2022 15:41

Mir kommen auch die Tränen wenn ich an den Tankstellen vorbei fahre

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pomml2 (601 Kommentare)
am 07.03.2022 16:01

Dann fahrens doch mitn Radl sie Jammerer !

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MannerW (2.554 Kommentare)
am 07.03.2022 16:33

Wenn DAS Ihre größten Sorgen sind! 😤

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maierei (1.174 Kommentare)
am 07.03.2022 18:11

Schön, wenn sie beide keine anderen Sorgen haben...

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Allegra (445 Kommentare)
am 07.03.2022 13:22

Sand eahn d Bedl awagruna oda sands Preissn?

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gabrielalex (14 Kommentare)
am 07.03.2022 13:22

Super Alex, ganz große Sache.....
Das zeit Mut, Charakter und viel Herz.

lg aus Neußerling

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haraldkoenig (1.150 Kommentare)
am 07.03.2022 11:52

Was ist/sind Bedln?

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gutmensch (16.712 Kommentare)
am 07.03.2022 11:55

Tränen

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haraldkoenig (1.150 Kommentare)
am 07.03.2022 14:35

Oh Danke, noch nie gehört zu vor

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netmitmir (12.413 Kommentare)
am 07.03.2022 17:56

Sans ned von da ?

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wolfman (4 Kommentare)
am 07.03.2022 12:18

Das Wort "Bedln" wird übrigens am kommenden Samstag in der Kolumne "Sag ámoi" im Wochenende-Magazin genauer erörtert ... zwinkern

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Fritzdafratz (1.803 Kommentare)
am 07.03.2022 12:39

Richtig Tränen sind´s.

Ist aber schlecht geschrieben.
Geneint sind d´ Ped´ln, d´ Perl´n
auf hochdeutsch Perlen.

...glaub´ ih...

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Fritzdafratz (1.803 Kommentare)
am 07.03.2022 12:42

Nana, net Geneint
...`Gemeint´ war´s gemeint

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mehlknödel (3.541 Kommentare)
am 07.03.2022 16:52

Ich würde auch meinen, dass "Perlen" das zugrundeliegende Wort ist.

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maierei (1.174 Kommentare)
am 07.03.2022 15:42

Ich kenn nur Beidln

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 07.03.2022 10:14

"Da denkst du dir schon, kümmert euch daheim nicht um so Kleinigkeiten, wenn 800 Kilometer weiter so ein Scheißkrieg ist ..."

Allen Österreichern ins Stammbuch geschrieben.

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Milka (2.615 Kommentare)
am 07.03.2022 13:20

Wir sollten jetzt also alle Probleme in unserem Land relativieren, weil es wo anders schlimmer ist? Seltsame Einstellung, ich halte es eher damit, erst vor der eigenen Tür zu kehren - das sollten sich die Österreicher ins Stammbuch schreiben😏

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DLiner (1.069 Kommentare)
am 07.03.2022 14:43

Ich glaub, dass es eher so gemeint ist, dass man die Alltags-Ärgerlichkeiten nicht zu schwer nehmen sollte.

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 07.03.2022 14:59

Grandios, was der/die MILKA einem einfachen Satz mit 5 Worten entnehmen kann.

Machen'S bitte weiter, ist so spannend. Ich warte auf Fortsetzung.

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aortner (692 Kommentare)
am 07.03.2022 10:04

Ich gratuliere dem Team ganz herzlich für diese tolle Hilfsaktion! Während USA, EU und NATO nur plappern, wurde hier auf eindrucksvolle Weise aufgezeigt, was hilft eben TUN! Vielen vielen DANK an EUCH!

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Stoiko (1.337 Kommentare)
am 07.03.2022 10:20

Die EU und NATO tun so ziemlich alles, das sie für die Ukraine tun können.
Alles weitere (z.B.: Russische Jets in der Ukraine abschießen) würde zu einer Eskalation und damit zu einem Atomkrieg führen.

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aortner (692 Kommentare)
am 07.03.2022 15:25

Laut Aussage des ukrainischen Botschafters in D ist bis dato von den 450 Mio Euro versprochenen Hilfe für Waffen kein einziger Cent angekommen! Nach zu schauen bei Anne Will von gestern.

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sagenhaft (2.103 Kommentare)
am 08.03.2022 06:25

ach so! man verwendet gar kein eigenes Geld, auch nicht nach dem Krieg weil ein ukrainischer Minister sagte gestern: Dieser Krieg ist nicht der Unsere

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MannerW (2.554 Kommentare)
am 07.03.2022 09:47

Ganz super Aktion! Ich ziehe meinen Hut!

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Stoiko (1.337 Kommentare)
am 07.03.2022 10:21

wahrscheinlich Luftangriffe.
Kann aber auch sein, dass von Transnistrien (Abtrünniges Gebiet von Moldau, de facto russisch) aus geschossen wird.

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sagenhaft (2.103 Kommentare)
am 08.03.2022 06:40

Also ich habe jetzt die Entfernungen gegooglt, Kiew ist von Irschawa so weit weg wie Genf von Linz, Odessa ist so weit weg wie Zuerich von Linz. Irschawa ist von der ungarischen Grenze so weit weg wie Steyr, dass dort die Russen schiessen wuerden ist auszuschliessen!

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Natscho (4.341 Kommentare)
am 08.03.2022 09:09

Wie gesagt: Luftangriffe sind eine Möglichkeit. Und Luftangriffe führen die Russen im ganzen Land durch. Entweder mit Jets oder mit Lenkraketen.

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sagenhaft (2.103 Kommentare)
am 09.03.2022 08:13

ja aber es koennen auch nur NATO Kampfjets in Ungarn geflogen sein und es war der Ueberschallknall. Wieso sind Sie so sicher dass es russische Kanonen waren? Welchen Hinweis haben Sie darauf?

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Puppihaxi (63 Kommentare)
am 07.03.2022 08:12

Respekt !!!!

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