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"Warum ist BMW in Steyr? Weil wir fähige Leute haben"

Von Gerald Winterleitner, 02. September 2021, 05:48 Uhr
"Warum ist BMW in Steyr? Weil wir fähige Leute haben"
VP-Spitzenkandidatin Judith Ringer im Wahlkampfbüro beim OÖN-Interview mit Redakteur Gerald Winterleitner Bild: MOSER JOSEF

STEYR. Judith Ringer tourt intensiv durch Steyr, um die VP wieder zur Nummer zwei in der Stadt zu machen. Ihre Themen, um Steyr zukunftsfit zu machen, sind Know How, moderne Mobilität und der Werndl-Geist.

Im Jahr 1997 hatte der zwei Jahre zuvor zum Stadtparteiobmann gekürte Gunter Mayrhofer die Steyrer VP erstmals in eine Gemeinderatswahl geführt. Nun kommt es einem Erdbeben gleich, wenn am 26. September nach 24 Mayrhofer-Jahren mit Judith Ringer nun erstmals eine Frau für die Volkspartei in den Ring steigt. Die 54-jährige Bundesrätin und Geschäftsführerin der "Steyr Trucks Sales and Services International GmbH" soll die 2015 mit einem Verlust von 7,17 Prozentpunkten auf historisch schlechte 14,58 Prozent geschrumpfte VP im Sog von Kanzler Sebastian Kurz wieder zu alter Stärke führen.

Steyrer Zeitung: Wir befinden uns hier im türkisen Wahlkampfbüro. Warum gerade hier?

Judith Ringer: Warum türkis? Ich sehe hier gelb. Das Wahlbüro ist ein Platz, an dem ich mich wohlfühle. Es ist auch ein wichtiges Zeichen, dass es am Stadtplatz ist. Denn Politik soll im Zentrum stehen. Es kann nicht sein, zu sagen, am Stadtplatz darf keine Politik gemacht werden. Das Thema Innenstadtbelebung ist den Bürgern ein Anliegen, sie wollen einen pulsierenden Stadtplatz, das habe ich bei meinen Gesprächen ganz oft gehört. Wir nutzen hier Leerstand.

Gibt es in Steyr abgesehen davon noch einen Lieblingsplatz?

Ganz viele. Ich war acht Jahre im Ausland, da wird man dann noch mehr zur Oberösterreicherin, zur Steyrerin. Das Wasser gefällt mir ganz besonders in Steyr. Und mein Garten ist mein persönlicher Lieblingsplatz, mein Rückzugsort.

Die VP Steyr wurde 2015 vom Wähler mit dem historisch schlechtesten Ergebnis abgewatscht. Warum soll die türkise Ringer nun im roten Steyr besser sein als der schwarze Mayrhofer?

Weil wir neue Impulse setzen, neue Ideen haben für Steyr und intensiv mit der Bevölkerung zusammengearbeitet haben. Das ist unser Erfolgsrezept. Wir schreiben nicht einsam in einem Kammerl ein Programm, sondern wir reden mit den Leuten und fragen, was ist ihnen ein Anliegen.

Der Klimawandel ist zwar global, aber was kann Steyr tun?

Das Zubetonieren in Steyr ist eines der großen Themen. Was am Kasernenareal geplant ist, ist der nackte Wahnsinn. Dass dort die Grünflächen verschwinden sollen, ist unverständlich. Das ist eigentlich die letzte Chance, in Steyr zentral Grünflächen zu schaffen. Mich hat fasziniert, dass hier auch die Grünen nicht aufschreien, sondern zugestimmt haben. Wir waren die einzigen, die dagegen waren.

Steyr könnte bei Neubauten vieles für den Klimaschutz vorschreiben, tut es aber nicht. Warum?

Das kann ich nicht sagen, weil ich noch nicht in der Stadtpolitik bin. Uns ist es aber wichtig und wir werden das angehen. Da geht es um die Zukunft, das ist unser Thema.

Judith Ringer tourt ähnlich intensiv wie Markus Vogl durch die Stadt. Bei beiden ist das Thema mangelnder Bekanntheitsgrad. Ist die Tour gelungen?

Ich hoffe. Es waren viele Gespräche, wir haben viele Rückmeldungen bekommen. Ein Gasthaus hat sogar angerufen, weil es bei der Tour nicht dabei war.

Welche sind die drei wichtigsten Aufgaben für die Stadt?

Mobilität, Modernität und den Stadtplatz sowie die Stadtviertel beleben. Wenn die Bevölkerung älter wird, muss ich mich auch um die Nahversorgung in den Stadtteilen kümmern. Da ist ein belebter Stadtplatz alleine zu wenig.

Könnten Sie Mobilität und Modernität aus Ihrer Sicht erklären?

Radwege etwa sind moderne Mobilität, die Möglichkeit für den Umstieg schaffen. Modernität ist, dass man junge Menschen dazu bringen muss, in Steyr zu bleiben oder zurückzukehren. Es ist super, wenn viele Steyrer auswärts studieren, aber wir brauchen die Rückkehrer. Wir haben eine erfolgreiche FH, aber wir müssen junge Menschen auch dazu bringen, sich hier anzusiedeln. Wir sind die einzige Stadt in Oberösterreich, die schrumpft. Wobei der globale Trend die Urbanisierung ist. Wir müssen moderner, attraktiver werden.

Stadtviertel sollen attraktiver werden, die Bevölkerung wird älter. Ist die Stadt auf den demografischen Wandel vorbereitet?

Das Gefühl habe ich nicht. Es geschieht zu wenig. Die Nahversorgung in den Stadtteilen ist rückläufig, aber genau das werden die Menschen brauchen.

In Steyr ist auffällig, dass sich der Handel immer stärker auf den Tabor konzentriert.

Da hat man zu wenig geschaut, was wichtig ist für die Leute. Man hat es sich leicht gemacht, auf das konzentriert, was einfach war.

Mit Harald Peham hat die VP einen Vertreter der Radlobby auf ihrer Liste. Braucht es beim Thema Rad mehr Druck?

Es geht um Bewusstseinsbildung. Es ist ein Trend, der kommt, den muss man fördern. Das ist auch touristisch ein großes Thema.

Touristen kommen auch mit dem Zug. Der Steyrer Bahnhof ist nach wie vor eine Katastrophe.

Das sind genau die Dinge, die attraktiver werden müssen. Auch die Busfahrpläne müssen darauf abgestimmt werden. Diese Dinge wären an sich ja einfach zu lösen. Es ist nicht nur der Preis, der zählt. Es muss auch ein Zeitvorteil sein.

Modernität ist für Junge wichtig, eine TU für Steyr wohl auch?

Die ist für Junge ein wesentliches Thema, aber auch für unsere Firmen. Wenn genug geschulte Leute da sind, werden sich auch Firmen ansiedeln. Warum ist BMW damals nach Steyr gekommen? Weil eben die Fachkräfte da waren, das ist unsere Kompetenz Wir müssen daher auch in neuen Bereichen vorne mit dabei sein.

Das führt zu MAN: Dort zittern Hunderte um ihre Existenz. Ist der Standort zukunftsfit?

Dort wurden viele Dinge verschlafen. Als Teil eines Konzerns tu ich mir schwer, als Trendsetter vorne dabei zu sein. Darum ist die Lösung nun gut, dass es nicht mehr einem ausländischen Konzern gehört, sondern der Hauptsitz nun hier ist. Ich bin überzeugt, dass der neue Besitzer andere Akzente setzen wird. Er hat sein Geld investiert. In Steyr leben wir eigentlich immer noch von der Werndl-Kultur. Diesen Spirit brauchen wir wieder. Wir haben fähige Leute in Steyr, mit diesem Know How ist man auch wettbewerbsfähig.

Zur Wettbewerbsfähigkeit gehört für viele die Verkehrsanbindung. Kommt die Westspange?

Ich glaub, die werden wir brauchen. Ich verstehe die Anrainer, aber ich glaube, dass auch dort ein Wandel passiert. Welchen Verkehr brauchen wir, wie entwickelt es sich. Idylle alleine bringt keine attraktiven Arbeitsplätze. Das ist die Herausforderung: Das Thema Klimawandel sozial verträglich umzusetzen. Ein Aus von Verbrennungsmotoren hat halt Konsequenzen. Das heißt auch weniger Arbeitsplätze, bei Elektromotoren etwa ein Drittel weniger. Ich muss auch die Infrastruktur schaffen. Das ist die große Herausforderung, nicht irgendwo Träumereien zu haben. Ich habe nichts davon, wahnsinnig klimaverträglich zu sein, aber die Leute haben keinen Job mehr.

Der Stadtplatz wurde um drei Millionen Euro behübscht. Zufrieden mit dem Ergebnis?

Schaut gut aus, hat aber Schwachstellen. Manches verstehe ich nicht wirklich, etwa die Stufen in Zeiten der Barrierefreiheit. Es wäre sicher mehr möglich gewesen.

Was muss Steyr tun, dass Junge in die Stadt zurückkehren?

Attraktivere Freizeitmöglichkeiten, attraktive Wohnplätze. Junge wandern sofort in Umlandgemeinden ab, weil hier zu wenig da ist.

Steyr hat einen Bauboom, obwohl der Leerstand enorm ist. Junge wandern dennoch ab.

Das Rundherum bei den Wohnungen passt nicht. Den Tabor pflastert man mit Wohnungen voll, aber es gibt kein Grün rundherum. Das interessiert dann keinen. Das wäre eine der Lehren, die wir aus Corona ziehen sollten. Naherholung ist wichtig. Nicht nur dem Nachbarn ins Fenster zu schauen, sondern zumindest einen Baum dazwischen zu haben, einen Spielplatz für die Kinder.

Im Umland finden das junge Steyrer. Sollte Steyr mit den Umlandgemeinden fusionieren?

Um kein Harakiri zu machen: Eine Fusion mit Sierning wäre super. (lacht) Ich glaube aber nicht, dass das die große Lösung ist. Es gibt die Stadt-Umland-Kooperation. Man muss die Region betrachten.

Garsten und Dietach bei Steyr hieße zwei VP-Bürgermeister weniger. Andererseits würde die VP Richtung 30 Prozent gehen und die Region finanziell profitieren.

Wir müssen zuerst schauen, dass wir die Hausaufgaben in Steyr lösen. Die Diskussion gibt es nicht.

Judith Ringer wird vermutlich in den Stadtsenat kommen. Haben Sie ein Wunschressort?

Mit Ressortaufteilungen beschäftige ich mich nicht. Es geht darum, was die Steyrer Bevölkerung will. Alles andere ist Kaffeesudleserei.

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Autor
Gerald Winterleitner
Lokalredakteur Steyr
Gerald Winterleitner

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