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"Ohne uns hätten wir Metallbüchsen am Stadtplatz"

Von Gerald Winterleitner, 03. September 2021, 00:04 Uhr
"Ohne uns hätten wir Metallbüchsen am Stadtplatz"
FP-Spitzenkandidat Helmut Zöttl beim OÖN-Interview im Schwechater-Gastgarten mit Redakteur Gerald Winterleitner Bild: MOSER JOSEF

STEYR. Helmut Zöttl kämpft gegen den Trend an, dass die FP bei dieser Wahl abstürzen müsste. Der freiheitliche Spitzenkandidat verweist dabei auf die Erfolge der vergangenen zwölf Jahre.

Vor sechs Jahren stieg Helmut Zöttl erstmals für die FP Steyr in den Ring. Mit einem Zugewinn von 9,9 Prozentpunkten auf 26,92 Prozent beziehungsweise 5272 Wählerstimmen machte der damals 44-Jährige die Freiheitlichen zum großen Wahlgewinner. Selbst bei der Bürgermeisterdirektwahl war er knapp an den FP-Rekordhalter Leopold Pfeil herangekommen. Ein ähnliches Husarenstück wird dem blauen Frontmann diesmal kaum gelingen. Für den 50-Jährigen geht es vielmehr darum, die Position als Nummer 2 in Steyr für die FP zu verteidigen.

Steyrer Zeitung: Wir sitzen im lauschigen Schwechater-Gastgarten. Warum gerade hier?

Helmut Zöttl: Ich fühle mich hier wohl. Es ist einer der schönsten Gastgärten in Steyr, mit Kastanienbäumen, gutem Bier und Essen.

Gibt es in Steyr einen Lieblingsplatz?

Ganz Steyr ist schön. Und ich habe das große Glück, am Zusammenfluss von Enns und Steyr zu leben.

Die FP Steyr hat zwei Mal in Folge mehr als neun Prozentpunkte gewonnen. Wie hart wird die Landung am 26. September?

Das kommt darauf an, wonach man uns bewertet. Wenn es um die Arbeit der vergangenen zwölf Jahre geht und der Wähler das honoriert, wird die Landung gar nicht hart, dann müssten wir uns auf demselben Niveau weiterbewegen.

27 Prozent sind realistisch?

Ich bin ein Diener des Volkes.

Haben die Steyrer die blaue Stadtpolitik ausreichend wahrgenommen?

Wenn ich das möchte, nehme ich es wahr. Mein Bauchgefühl sagt, dass die Leute mit mir nicht unzufrieden sind. Natürlich färbt immer auch die Bundespolitik auf das Wahlergebnis ab. Aber wir haben alle unsere Ideen für Steyr umgesetzt. Ich war für Straßensanierungen verantwortlich, da brauchen wir künftig aber mehr Geld. Ich habe mich für Kanalisation eingesetzt. Auch wenn das belächelt wird, es ist aber extrem wichtig, das hat man bei den Unwettern gerade gesehen. Den Taborlift als Gemeinschaftsprojekt haben wir umgesetzt. Und wir haben die Sicherheitskonferenz ins Leben gerufen. Wir haben auch beim Trinkwasser viel Druck gemacht. Es hat Überlegungen für einen autofreien Stadtplatz gegeben, da haben wir uns für das Ringsystem eingesetzt, ohne Sperre der oberen Kaigasse.

Der Stadtplatz wurde um drei Millionen Euro behübscht. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Wir waren die Einzigen, die eine Kostenlimitierung nach oben gefordert haben, ebenso, dass jede Etappe im Gemeinderat und Stadtsenat abgestimmt werden muss. Sonst hätten wir jetzt Metallbüchsen am Stadtplatz. Und ohne uns wären wir mit drei Millionen nie ausgekommen. Die Optik passt.

2015 hat die FP mit dem Asylthema enorm gepunktet. Sticht diese Karte wieder oder steht diesmal Türkis im Weg?

Türkis verspricht nur. Die Aufgriffszahlen steigen ja schon wieder enorm, die Busse fahren. Afghanistan ist nicht lustig, aber für die geopolitische Lage fühle ich mich in Steyr nicht zuständig.

Die drei wichtigsten Aufgaben für die Stadt aus Ihrer Sicht?

Den Wegzug der Bevölkerung stoppen, die nötige Infrastruktur dafür inklusive Westspange und Arbeitsplätzen schaffen. Steyr darf keine Randerscheinung sein, sondern Teil des Zentralraumes. Dann natürlich die Kanalisation. Und als dritten Punkt die Zukunftschancen für die Jugend erhöhen.

Die Westspange soll kommen?

Sie lockt nicht den überregionalen Verkehr an, das sehe ich nicht so. Ennserstraße, Taborknoten, Seifentruhe würden entlastet werden.

Rad und Öffis werden bedeutender. Passt das Angebot in Steyr?

Beim Thema Rad war ich als damaliger Verkehrsstadtrat einer der ersten, die den Ausbau gefördert haben. Damals wurde ich belächelt.

Der Steyrer Bahnhof ist eine Katastrophe.

Hier kristallisiert sich eine Lösung heraus. Ich bin bei der ÖBB lästig, habe mit Landesrat Steinkellner gerade wieder einen Termin gehabt. Es geht nicht nur um eine Toilette, sondern um eine Gesamtlösung, um die gesamte Infrastruktur.

Klimawandel ist ein globales Problem. Was kann Steyr tun?

Ich schaue mir oft die Hochwassermarken an. 1572 war die Marke eineinhalb Meter über August 2002. Ich nehme an, damals hat es auch viel geregnet. Ich bin vorsichtig, ob das so ein Riesenwandel ist oder ein Auf und Ab. Ob wir Steyrer da so viel Einfluss haben?

Die wissenschaftliche Meinung dazu ist eine grundlegend andere.

Die Wissenschaft hat in den 70ern davor gewarnt, dass eine Eiszeit kommt. Ja, es ziehen sich die Gletscher zurück, aber plötzlich kommen dort Baumstümpfe hervor. Das heißt also, es hat dort oben einmal Bäume gegeben, es hat also immer Schwankungen gegeben. Es gibt Veränderungen, auf die müssen wir Menschen uns einstellen.

Die Stadt könnte bei Neubauten einiges für den Klimaschutz vorschreiben, etwa Photovoltaik oder nicht versiegelte Parkplätze.

Die Frage ist, ob Photovoltaik wirklich so ein Klimaschutz ist. Die kommen aus China, werden nicht umweltfreundlich produziert, die Förderungen dafür gehen nach China. Und wir sollen dann ökologisch sauber sein. Mir ist Umweltschutz aber ein persönliches Bedürfnis, ganz ohne Vorschriften. Ich lasse etwa das Wasser bei mir am Grund versickern, damit der Grundwasserspiegel nicht sinkt.

Bei MAN zittern Hunderte um ihre Existenz. Wie soll der Standort zukunftsfit werden?

Ich muss fast lachen, wenn ich SP-Plakate sehe und es wird gezeigt, wie man um Arbeitsplätze kämpft. Ich habe aus dem Dschungelfunk gehört, dass es im Werk die indirekte Aufforderung gegeben hat, gegen die Übernahme durch Siegfried Wolf zu stimmen. Jetzt hat er das Werk dennoch und plötzlich ist man Arbeitsplatzretter. Ich bin ja auch gespannt, wie das mit den Elektromotoren funktionieren soll, etwa in der Landwirtschaft bei Traktoren. Es gibt nichts Effizienteres als moderne Diesel, alles andere ist Träumerei, das sagen auch Experten. Wir bauen in Steyr bei BMW den besten Dieselmotor der Welt. Die Autos müssen leichter werden. Aber was machen wir? Wir kaufen Elektroautos mit 2,3 Tonnen, das ist nicht richtig.

Die Menschen werden immer älter. Wie muss sich die Stadt auf diesen demografischen Wandel einstellen?

Ich habe gehört, dass aufgrund der Coronakrise die Leute nicht mehr so alt werden. Aber ich bin jedem einzelnen einen schönen Lebensabend vergönnt. Wenn jemand in ein Heim muss, dann muss die Stadt die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellen. Die in Steyr vorhandenen Heime sind gut.

Der Handel konzentriert sich immer mehr auf den Tabor. Was sagen Sie zu dieser Entwicklung?

Der Handel konzentriert sich leider immer mehr aufs Internet, das ist der Fehler. Jeder glaubt, schnell mit dem Handy etwas bestellen zu müssen. Aber die Leute wissen, dass sie sich keinen Gefallen tun, weil etwa die Frau plötzlich ihren Arbeitsplatz verliert. Das Bewusstsein muss sich ändern.

Die Steyrer FP-Spitze mit Helmut Zöttl und Mario Ritter ist bei den Corona-Demos ohne Schutzmaske mitgegangen. Hat es dafür eine Strafe gegeben?

Ich bin mitgegangen, weil ich die Freiheit des Individuums über alles schätze. Die Strafe war der Herr Mayrhofer, weil er mich öffentlich denunziert und angezeigt hat. So etwas würde ich unter Kollegen nie tun. Vielleicht ist ein Verfahren noch im Laufen, ich weiß es nicht.

Ist die Partei MFG für die FP eine Gefahr auf dem Wählermarkt?

Ich kenne MFG nicht. Wir sind eine gute Basis, die man wählen kann, da weiß man, was man bekommt.

Sollte Steyr mit den Umlandgemeinden fusionieren?

Diese Idee hat es schon gegeben, ist schon alt. Vom Logischen her wäre sie nicht schlecht, ist aber nicht so einfach. Ich weiß nicht, ob Garsten so glücklich wäre, würde man es eingemeinden. Aber je näher die Politik bei den Menschen ist, umso besser ist es. Wo die Leute Zugriff haben, dort wo sie einen Politiker am Wirtshaustisch zwicken können, der soll das spüren. Ein EU-Abgeordneter hat mit dem Wähler eh nichts am Hut, der kennt ihn nicht.

Die FH ist in Steyr eine Erfolgsgeschichte. Soll die TU kommen?

Sicher. Aber wir entscheiden das nicht. Wir können Infrastruktur zur Verfügung stellen. Mehr Bildung ist immer etwas gescheites.

Tut Steyr genug, um Junge in der Stadt zu halten?

Ein Skaterpark alleine ist für mich zu wenig. Jeder soll sich nach seinen Möglichkeiten entwickeln können. Aber beim Studieren verlassen viele Steyr. Da schließt sich der Kreis, dass wir die TU brauchen. Und Arbeitsplätze, Möglichkeiten, dass Junge da bleiben. Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung, für die Karriere.

Steyr tut also zu wenig, sonst würde die Stadt nicht schrumpfen?

Vielleicht haben wir auch die Möglichkeiten bisher nicht. Warum gehen junge Kärntner nach Wien? Weil es nicht schön ist? Nein, weil sie die Infrastruktur nicht haben.

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Autor
Gerald Winterleitner
Lokalredakteur Steyr
Gerald Winterleitner
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3  Kommentare
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PaulEnzendorfer (21 Kommentare)
am 05.09.2021 20:25

Aufgrund der in diesem Interview glasklar erkennbaren und für sich selbst sprechenden Wissendeffizite des FPÖ Spitzenkandidaten Dr. Zöttl, werde ich nur einen Punkt davon ansprechen:

„Die Westspange soll kommen?

Sie lockt nicht den überregionalen Verkehr an, das sehe ich nicht so. Ennserstraße, Taborknoten, Seifentruhe würden entlastet werden.“

Wahrheit oder Lüge?
Nur weil man etwas immer wieder äußert, wird es noch lange nicht zur Wahrheit.
Interessant wäre allerdings warum - trotz angeblicher Entlastung durch die Westspange - die Ennserstraße 4-Spurig ausgebaut werden soll.
Wird also doch nichts mit der versprochenen Entlastung Hr. Dr. Zöttl?
Klares Ergebnis: ENTLASTUNGSLÜGE

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RolandMayr01 (24 Kommentare)
am 04.09.2021 00:06

Ein Stadtrat der Stadt Steyr, der FPÖ Mann Helmut Zöttl leugnet öffentlich die sich anbahnende Klimakatstrophe.
Dazu fällt mir nur ein Wort ein: Bizarr!
Vor kurzem hat die UNO den Weltklimabericht veröffentlicht.
Die Kurzfassung: Reduzieren wir den CO² Ausstoß nicht radikal, wird sich die Atmosphäre der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 5,0 erwärmen.
Das entspricht in etwa in umgekehrter Richtung dem Unterschied zwischen einer Warmzeit und einer Eiszeit, also einer Zeit wie unserer und einer Zeit, in der halb Europa unter einer Eisschicht von einer Dicke von Hunderten Metern begraben war.
António Guterres, der Generalsekretär der UNO sagte im Zuge der Veröffentlichung des Klimaberichtes: „Die Welt steht am Abgrund!“
Falls FPÖ-Stadtrat Zöttl seine Aussagen bezüglich Klima aus parteitaktischen Gründen getätigt hat, ist das absolut unverantwortlich! Falls er das aber wirklich glaubt, fällt mir dazu nur ein: "Selig sind die geistig armen, denn sie wissen nicht was sie tun!"

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hoeninjo (648 Kommentare)
am 03.09.2021 12:30

herr zöttl hat wohl nie eine technische schule besucht, weil sonst würde er den zusammenhang von effizienz und wirkungsgrad kennen! auch sind ihm die begriffe klima und wetter nicht ganz geläufig! aber hauptsache gscheit daher reden ....

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