Johann Gschwandtner: Die Arbeit bestimmte sein Leben
Mithelfen, wo immer es geht – das war für Johann Gschwandtner von Kindheit an selbstverständlich.
1938 kommt er in Oberlebing, Allerheiligen im Bezirk Perg, auf einem kleinen Bauernhof zur Welt. Drei Kühe, zehn Hektar Grund, herrlicher Panoramablick auf die Mühlviertler Hügellandschaft. Der Vater geht als Bergmann in die Kamig arbeiten; 1944 wird er im Krieg vermisst, später heißt es, er ist gefallen. Die betagten Großeltern kümmern sich um die drei Kinder, die lungenkranke Mutter ist ein Jahr lang auf Erholung fort. 15 Jahre alt ist Gschwandtner, als sie ihn ans Sterbebett holen lässt. „Du musst dich um die Jüngeren umschauen“, ist ihr letzter Wunsch.
Ende der 50er Jahre lernt er seine Frau Maria bei einem Kinoabend in der Kamig kennen. Sie ist mit den Nachbarmädchen dort, er mit seiner Schwester. Ein wenig kuppeln, ein paar Tanzunterhaltungen in Tragwein: „Wie es halt war“, erinnert sich Maria Gschwandter. Am 1. Juni 1960 heiratet das Paar und macht sich mit Elan ans Werk. Maria Gschwandtner kümmert sich um Haus, Hof und die pflegebedürftigen Großeltern, ihr Mann beginnt in der Kamig.
Die Firma ist zu dieser Zeit einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Von rundherum kommen die rund 600 Mitarbeiter, wie Gschwandtners Vater, Schwiegervater, Bruder. Die ersten Jahre arbeitet Gschwandtner als Holzfahrer, dann viele Jahre untertags. Eine anstrengende Aufgabe, erzählt sein Sohn Johann Gschwandtner junior, Kamig-Mitarbeiter in der dritten Generation. Bis in die 70er Jahre wird das Gestein händisch mit Pickel und Schaufel in der feuchten Grube abgebaut. Aber es ist auch eine schöne Arbeit. Bergleute halten zusammen.
Die letzten der 33 Dienstjahre arbeitet Gschwandtner bei Tageslicht in der Aufbereitung. Ein Sturz vom Zwetschkenbaum macht ihm schwer zu schaffen. Ein erstes Anzeichen für Parkinson und Alzheimer? Nach der Pensionierung macht sich die schleichende Krankheit immer deutlicher bemerkbar.
Gab es ein Leben neben der Arbeit? Kirche, Frühschoppen, Fernsehen, Radio hören, zählt Maria Gschwandtner auf. „Er war immer ein ganz ruhiger. Für’s Fortgehen war er nicht.“
Ein Leben nur für die Arbeit? „Wir haben ja alle zusammenhelfen müssen. Das hat er hingenommen. Und er hat es immer gern gemacht.“