Innovation funktioniert im Großen wie im Kleinen
LINZ. Ein Lehrgang in der Tabakfabrik zeigt, was ein Linzer Geigenbauer von Ikea und der Konzern von ihm lernen kann.
Wie geht das zusammen? Auf der einen Seite ein Einzelkämpfer, auf der anderen Seite ein weltweit agierender Konzern mit Abertausenden von Mitarbeitern.
Wenn es um Innovation im Unternehmen geht, kann da der eine vom anderen, der Kleine vom Großen und umgekehrt lernen? Mit Sicherheit, und gar nicht so wenig. Das hat zumindest ein OÖN-Gespräch mit Teilnehmern und Organisatoren des Lehrganges „Human Centered Innovation/Design Thinking“ der „Innovation Agent Academy“, einer Kooperation von Pro Active und der Creative Region Linz & Upper Austria, in der Linzer Tabakfabrik ergeben.
„Viele wertvolle Erkenntnisse“
Wie werden aus Ideen reale Produkte und Serviceangebote? Das ist die Kernfrage, der in dem Lehrgang nachgegangen wird, der das Ziel verfolgt, die Potenziale von Personen, Ideen und Organisationen durch Kreativität zu steigern. „Ich habe schon so viele wertvolle Erkenntnisse für mich aus dem Kurs ziehen und auch schon umsetzen können“, sagt der Linzer Geigenbauer Alexander Schütz. Etwa, dass er sich viel genauer ansieht, wie es für einen Kunden wirken könnte, wenn er zu ihm kommt, egal ob für ein Service oder weil er ein Instrument sucht.
Wie er überhaupt den Musiker mehr in den Vordergrund stellt, ohne deshalb Kompromisse bei der Qualität seiner handwerklichen Arbeit einzugehen. Und Schütz denkt weiter: Auf seiner Homepage bringt er Musiker mit Menschen zusammen, die nach Lehrern suchen. „Das funktioniert sehr gut, und all das habe ich durch die Teilnahme am Lehrgang gewonnen.“
Die berufliche Welt von Sabine Kleinhagauer ist eine ganz andere. Sie arbeitet seit 21 Jahren bei Ikea, einem Weltkonzern. „Die Art und Weise, wie wir Innovation betreiben, ist für mich so natürlich.“ Den Kurs bezeichnet sie als eine spannende Reise, die ihr durch den Austausch mit anderen Betrieben wie jenem von Alexander Schütz gezeigt habe, dass Innovation nicht nur natürlich sei, weil es auch eine Frage der Mittel und Ressourcen sei. Aber trotzdem sei es spannend zu sehen, dass Innovationen Prinzipien verfolgen und Schlüsselelemente dafür verantwortlich seien, dass es funktioniere.
Denkweise entscheidend
Ob kleines oder großes Unternehmen – es brauche eine Kultur, um Innovationsprozesse in Gang zu setzen. Es gehe um die Denkweise für Innovation, die beim Geigenbauer Schütz vorhanden sein muss und – im Fall von Ikea – von jedem Mitarbeiter verfolgt werden muss.
Darin sieht auch Academy-Leiterin Katharina Ehrenmüller die größte Herausforderung. „Ohne das entsprechende Mindset bringt die beste Methode nichts. Das wird nie funktionieren.“ Ohne diese im Betrieb verankerte Denkweise und Kultur sei es nur schwer möglich, Innovation voranzutreiben – und das sei völlig unabhängig von der Größe des Unternehmens.
„Die Denkweise muss in der Führungsebene vorhanden sein, vorgelebt werden“, sagt Florian Moosbeckhofer von der WKO.
Hier sieht Geigenbauer Schütz sogar einen Vorteil für die „Kleinen“. „Bei einem großen Unternehmen braucht man viel mehr Energie, die man investieren muss, damit dann wirklich alle Mitarbeiter in die gleiche Richtung denken und handeln. Das ist bei einem kleinen Unternehmen vom Aufwand her natürlich leichter.“
Aber letztlich entscheidet die Einstellung darüber, ob Innovationsprozesse angewendet werden oder nicht. Offen für Zusammenarbeit zu sein, kann da zusätzlich noch ein Motor sein. Und hier sieht Georg Tremetzberger, Chef der Creative Region, bei Schütz und seinen Kollegen große Vorbildwirkung. Denn die jüngeren Geigenbauer würden sich mit Gleichgesinnten verknüpfen und Erfahrungen austauschen. „Diese Offenheit bringt sicher alle weiter“, sagt Tremetzberger, und WKO-Mann Moosbeckhofer bestätigt das. „Was wir merken, ist, dass erfolgreiche Unternehmen kollaborativ denken.“
„Konzept ist aufgegangen“
Der Lehrgang sollte sich also für die Teilnehmer bezahlt machen. Für Ehrenmüller ist das Konzept aufgegangen. Menschen einzuladen, die schon wissen, wie Innovation in der Praxis funktionieren kann, und Teilnehmer zu haben, die nicht nur zuhören, sondern in einem dynamischen Gruppenprozess Möglichkeiten der Zusammenarbeit finden – „das ist viel mehr, als wir uns wünschen können“, so Ehrenmüller. „Wenn durch ein Angebot Mehrwert erzeugt wird und Partnerschaften rasch angewendet werden, dann ergibt das Sinn“, sagt Tremetzberger.