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Villa: "Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Ried zurück"

Von Thomas Streif, 12. Jänner 2023, 05:48 Uhr
Villa: "Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Ried zurück"
Impulsiv: Offensivspieler Marco Villa wechselte 1999 vom deutschen Bundesligaverein Mönchengladbach ins Innviertel zur SV Ried. Bild: OÖN/Petuely

ROSETO / DÜSSELDORF / RIED. Seit rund 20 Jahren lebt der ehemalige Offensivspieler jetzt schon in Italien

Als eines der größten Talente Deutschlands vom deutschen Traditionsverein Borussia Mönchengladbach zur SV Ried zu wechseln: Was 2022 völlig unrealistisch klingt, gelang dem damaligen SV-Ried-Manager Stefan Reiter im Jahr 1999 mit der Verpflichtung von Marco Villa. Mönchengladbach war wenige Wochen zuvor völlig unerwartet in die zweite Bundesliga abgestiegen, zudem absolvierte Villa, damals gerade einmal 21 Jahre alt, in der Abstiegssaison aufgrund eines Kreuzbandrisses nur wenige Spiele. "Eigentlich hatte ich ein Jahr zuvor schon ein sehr gutes Angebot von Hertha BSC gehabt, aber mein Berater, der damals sehr viel Einfluss auf mich hatte, meinte, ich solle in Gladbach bleiben", erinnert sich Villa im OÖN-Gespräch. "Die Situation nach dem Abstieg war kompliziert und das Interesse anderer Klubs nicht mehr so groß. Dann kam das Angebot aus Ried, und das klang gut. Der Verein hatte 1998 den Cup gewonnen, international gespielt und andere deutsche Spieler, wie Rainer Schütterle oder Dirk Klinge, haben dort gespielt. Also habe ich mich entschlossen, nach Ried zu gehen", sagt Villa.

"Ein mulmiges Gefühl"

An seine ersten Tage im Innviertel erinnert sich der heute 44-Jährige mit einem Schmunzeln zurück: "Ich wurde im Gasthof Zauner einquartiert. Die ersten Nächte hatte ich schon ein eher mulmiges Gefühl und habe mich gefragt, was ich jetzt hier machen soll." Villa wohnte zuvor in der 600.000-Einwohner-Metropole Düsseldorf. Er habe sich dann aber sehr schnell eingelebt. "Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit mit Franz Zauner oder auch Joachim Penninger zurück." Mit Penninger, damals Zeugwart bei den Riedern, hat Villa nach wie vor Kontakt. "Er ist ein toller Mensch." Die Zeit in Ried sei zu Beginn eine andere Welt für ihn gewesen, "aber in dieser hat es mir dann rasch gut gefallen. Nach den ersten Wochen habe ich in einer schönen Wohnung in der Bahnhofstraße gewohnt", sagt Villa, dem in Ried noch eine ganz andere Besonderheit in Erinnerung ist: "Als ich damals in Ried gespielt habe, gab es in der ganzen Stadt nur eine einzige Ampel. Vor ein paar Jahren bin ich mit meiner Familie nach einem Urlaub in Oberösterreich durch die Stadt gefahren. Da ist mir aufgefallen, dass es auch diese eine Ampel nicht mehr gibt. Auch wenn es insgesamt nur ein halbes Jahr war: Ich erinnere mich immer noch gerne an die Zeit im Innviertel zurück. Mit Heinz Hochhauser hatten wir einen außergewöhnlichen Trainer."

Villa: "Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Ried zurück"
Villa erzielte in 22 Bundesligaspielen acht Tore für die SV Ried.

Von Ried nach Athen

In Ried wusste Villa bei seinen 22 Bundesligaeinsätzen mit acht Toren durchaus zu überzeugen, ehe er dann im Jänner in die griechische Hauptstadt Athen wechselte (siehe Info-Kasten unten). Sowohl bei Panathinaikos Athen als auch beim FC Nürnberg wurde der talentierte Offensivspieler immer und immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. "Das hat schon weh getan. Zu merken, dass der eigene Körper nicht mitspielt, ist mühsam. Diese Jahre waren zäh für mich", erinnert sich Villa, der mit seiner Jugendliebe Christina verheiratet und Vater einer Tochter (17) und eines Sohnes (18) ist. "Wir sind mit 14 in der Schule zusammengekommen. Meine Frau Christina war und ist mein Fels in der Brandung", sagt Villa.

Das sportliche Glück kehrte dann 2003 zu Villa zurück. Von Verletzungen geplagt, wechselte er nach Italien, in die Heimat seines Vaters. Dort spielte der Offensivspieler bei mehreren Profivereinen, unter anderem in der zweiten und dritten Liga. "Der Wechsel nach Italien war auch mental eine große Erleichterung. Heute frage ich mich, ob es nicht vielleicht sogar eine Art Flucht für mich war. Irgendwann habe ich einmal gelesen, ich sei eines der zehn größten Talente gewesen, die keine große Karriere gemacht haben", sagt Villa.

Villa: "Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Ried zurück"
Marco Villa vor einigen Jahren mit seinen beiden Kindern

Freundschaft zur Familie Enke

Mit der Kombination aus Leistungssport und mentalem Druck wurde der 44-Jährige im Jahr 2009 brutal konfrontiert. Robert Enke, achtfacher deutscher Nationaltorhüter, nahm sich das Leben.

Enke litt, was nur wenige wussten, an Depressionen. Villa war seit der gemeinsamen Zeit in Gladbach einer der besten Freunde von Enke. Bei der bewegenden Trauerfeier war Villa tröstend an der Seite von Enkes Ehefrau Teresa zu sehen. "Ich wusste damals überhaupt nicht, was auf mich zukommt, die mediale Aufmerksamkeit war riesengroß. Ich habe mit Robert Enke immer wieder über den Druck im Leistungssport gesprochen und mir viele Gedanken darüber gemacht." Mit der Familie Enke ist Villa nach wie vor sehr eng befreundet. "Die Tochter ist mein Patenkind, der Kontakt ist mir enorm wichtig. Das wird für immer so bleiben."

Die Sensibilität für die Krankheit Depression sei gestiegen, "aber der Druck im Profisport hat in den vergangenen 15 Jahren noch einmal massiv zugenommen. Die Sportler werden immer mehr zu Marken, was hinter der Fassade, also den Menschen steckt, wird zu wenig hinterfragt."

Villa: "Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Ried zurück"
Marco Villa hat sein Glück in Italien gefunden.

Ein Leben am Meer

In Italien spielte Villa noch bis 2012, mit 34 beendete er seine aktive Karriere. Heute lebt der deutsch-italienische Staatsbürger mit seiner Familie in Roseto, einer 25.000-Einwohner-Stadt am Meer in der Region Abruzzen. "Es gab vor zirka 15 Jahren zwischenzeitlich die Überlegung, nach Deutschland zurückzugehen, aber nachdem wir uns so wohl gefühlt haben und das Schulsystem sehr gut funktionierte, haben wir uns entschieden, zu bleiben, und es noch keinen Tag bereut."

Beruflich ist Villa, der ein BWL-Studium abgeschlossen hat, im Exportbereich tätig. Über die Ergebnisse der SV Ried informiert er sich regelmäßig über das Internet. Intensiver verfolgt er den Erfolgsweg von Oliver Glasner, Michael Angerschmid und Ronald Brunmayr bei Eintracht Frankfurt. Mit dem Trio spielte Villa bei der SV Ried in einer Mannschaft. "Es ist einfach nur wunderbar zu sehen, wie erfolgreich sie sind."

Ein Zehn-Millionen-Schilling-Transferpoker in der Therme Geinberg
Der ehemalige Ried-Manager Stefan Reiter erinnert sich. Bild: Streif

Ein Zehn-Millionen-Schilling-Transferpoker in der Therme Geinberg

Der Verkauf von Marco Villa im Jänner 2000 war einer der größten Deals des langjährigen SV-Ried-Managers Stefan Reiter. Der damals 21-jährige Offensivspieler wechselte im Sommer 1999 ablösefrei ins Innviertel. Durch seine guten Leistungen spielte sich der junge Stürmer wieder ins Rampenlicht von großen Vereinen. Panathinaikos Athen wollte Villa unbedingt holen. In einem Seminarraum der Therme Geinberg kam es zu einem Treffen zwischen Reiter und dem Manager von Panathinaikos. „Der Manager hatte eine Kette mit. Wenn er nervös geworden ist, hat er eine der Kugeln nach unten gezogen“, erinnert sich Reiter im OÖN-Gespräch mit einem Lächeln. „Ich wusste, dass der Grieche ein Rückflugticket hatte. Es war zu merken, dass ihm die Zeit davonläuft. Der Zeitdruck hat uns sicher in die Karten gespielt“, sagt Reiter. Zehn Millionen Schilling bezahlte der Verein aus der griechischen Hauptstadt damals an die SVR. Bis heute ist Villa damit einer der Toptransfers in der Vereinsgeschichte. „Man muss bedenken, dass Villa erst ein halbes Jahr zuvor nach Ried gekommen ist. Dieser Transfer war aus heutiger Sicht fast unvorstellbar“, sagt Reiter. Bei Panathinaikos kam Villa dann verletzungsbedingt nur in wenigen Spielen zum Einsatz.

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Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif
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3  Kommentare
3  Kommentare
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schlag12 (176 Kommentare)
am 12.01.2023 17:16

So einen Manager wie Reiter, der soetwas zu Stande brachte, wirds in Ried höchstwahrscheinlich nie mehr geben.

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GOAL (2.962 Kommentare)
am 12.01.2023 19:06

@schlag 12 wir haben 2023 da ist die Schere zwischen den Kleinen und den Großen im Fussball extrem aufgegangen. Die SVR bleibt zuviel in der Folklore hängen auch ein Stefan Reiter könnte heute am Transfermarkt keine Wunder für die SVR bewirken. Die SVR kann nur in den Nischen wo die Großen nicht fischen interessante Spieler scouten. Das Problem der SVR in der Saison 2022/23 ist das die meisten Transfer nicht zünden. Dem super Transfer Martin und mit Abstrichen Kingsley stehen leider eine Reihe von Flops gegenüber von denen man sich wenn möglich noch rasch trennen sollte. Wer keine Tore schießt und hinten zuviele bekommt steigt ab da braucht es keine Analyse Fussball ist einfach eben kein Schach! Das die SVR nicht schon letzter ist ist der Verdienst von Sam Radlinger so einfach ist es. Cup und Hartberg sind Richtungsweisend geht das schief wird es ungemütlich in Ried und die Diskussionen fangen von vorne an das ist das Fussballgeschäft!

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Akv (3.671 Kommentare)
am 12.01.2023 06:44

Heutzutage wäre ein solcher Transfer für die SVR unvorstellbar. Er war seinerzeit eine Verstärkung, hiermit wünsche ich Villa Alles Gute und es war erfreulich wieder mal was über ihn zu lesen.

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