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Lebensretter Defibrillator: Jeder kann das Gerät ohne Schulung bedienen

Von Josef Schuldenzucker, 28. März 2019, 01:04 Uhr
Lebensretter Defibrillator: Jeder kann das Gerät ohne Schulung bedienen
Primar Peter Hohenauer bei einem Defibrillator im Krankenhaus Ried Bild: OÖN/jsz

BEZIRK RIED. Bei einem Kreislaufstillstand sollte sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen werden.

Rund 12.000 Menschen erleiden in Österreich jährlich einen plötzlichen Kreislaufstillstand – etwa 10.000 sterben daran. Viele könnten gerettet werden, wenn sofort nach dem Herzstillstand mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen würde. In den vergangenen Jahren ist das Netz an lebenswichtigen Defibrillatoren im Bezirk Ried ständig gewachsen. In der Grafik auf Seite 10 zeigen wir eine aktuelle Auflistung aller Geräte, die durch das Rote Kreuz bezogen und gewartet werden. Im Interview erklärt Primar Peter Hohenauer, er ist Leiter der Abteilung für Anästhesie, Palliativ- und Intensivmedizin, wie man auch als Laie relativ einfach Leben retten kann.

 

Ist der plötzliche Herztod eine häufige Todesursache?

Primar Peter Hohenauer: Die Statistik sagt, dass alle 30 Minuten ein Mensch in Österreich an plötzlichem Herztod stirbt.

Wie wichtig ist der Faktor Zeit?

Beim Herz-Kreislaufstillstand heißt es "Time is brain". Je schneller reagiert wird, desto besser kann man einen sauerstoffmangelbedingten Hirnschaden oder Hirntod verhindern. Die ersten drei Minuten sind entscheidend. Alles was binnen dieser Zeit an Reanimation passiert, geht meistens ohne gröberen Schaden aus. Entscheidend ist, dass so schnell wie nur möglich mit einer Herzdruckmassage oder Defibrillation begonnen wird.

Es gibt in vielen Gemeinden solche Geräte. Ist die Abdeckung ihrer Meinung nach ausreichend?

Ich glaube schon, dass es im Bezirk Ried eine gute Dichte an Geräten gibt.

Kann man bei der Verwendung eines Defis etwas falsch machen?

Die Geräte sind einfach und erklärend konstruiert, deshalb darf sie auch ein Laie jederzeit verwenden. Auch ohne Schulung. Die Ersthelfer können nichts falsch machen. Sie entscheiden auch nicht, ob die Defibrillation durchgeführt wird, das macht der Computer.

Haben die Menschen Angst, wenn sie einen Defi verwenden müssen?

Wir sind mittlerweile eine sehr technik-affine Gesellschaft geworden. Das Gerät nimmt den Leuten die Angst zu helfen. Es leitet und unterstützt die Ersthelfer.

Wissen die Helfer überhaupt, wo die Geräte stationiert sind?

Man darf hier auf das Know-how der Rot Kreuz-Leitstelle vertrauen. Die weiß ganz genau, wo der nächste Standort in einem Ort ist und wie lange die Strecke dorthin ist und wie viel Zeit man braucht. Wenn ich fünf Minuten benötige, um das Gerät zu holen, ist das schon zu viel.

Wie unterstützt die Notrufzentrale die Ersthelfer?

Sie leitet den Anrufer telefonisch an, bis Notarzt und Rettung eintreffen. Eine ausgesetzte Atmung heißt in 99 Prozent der Fälle Herz-Kreislaufstillstand. Dann muss sofort mit der Wiederbelebung begonnen werden. Oberkörper frei machen, in der Mitte des Brustkorbes drücken. Am Anfang ist es am wichtigsten, dass das Herz wieder schlägt. Man geht davon aus, dass das Blut in den ersten Minuten noch genügend Sauerstoff hat, um den Körper zu versorgen.

Wann löst ein Defi eigentlich einen Schock aus?

Nur bei einem eindeutigen Kammerflimmern.

Wie wird die Energie gemessen, die bei einem Schock freigesetzt wird?

Die Messung erfolgt in Joule und ist vom jeweiligen Gerät abhängig. Die Stärke und Intensität entscheidet das Gerät. Je nach Typ werden 150 bis 300 Joule abgegeben. Man darf nicht erschrecken. Das ist ein elektrischer Impuls, der nicht nur auf den Herzmuskel, sondern auch auf die Körpermuskulatur wirkt. Das ist keine Schmerzreaktion. Durch den Schock von außen werden die Muskeln synchronisiert. Empfohlen wird ein Schock im Abstand von drei Minuten. Meist werden ein bis zwei Schocks abgegeben, dann ist der professionelle Rettungsdienst zur Stelle.

Gibt es auch Situationen, in denen man keinen Defi verwenden darf/soll?

Gefährlich ist es, wenn der Patient im Wasser liegt und man sich selber gefährden würde. Ganz wichtig ist, dass niemand den am Boden liegenden Menschen berührt. Sonst könnte der Helfer auch einen elektrischen Schlag abbekommen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern?

Bei der Wiederbelebung eines Kindes ist ganz selten das Herz die Ursache. Die meisten Fälle sind Ertrinkungsunfälle im Schwimmbad. Da wird der Defi ganz selten rettend sein. Generell kann aber auch bei einem Kind nichts falsch gemacht werden.

Im Internet werden mittlerweile auch Defis für daheim angepriesen. Eine sinnvolle Investition?

Da steckt sehr viel Geschäftemacherei dahinter. Sie werden kaum das Gerät zum Einkaufen, beim Auto- oder Radfahren dabeihaben. Da müsste man sich das Gerät umhängen. Außerdem haftet der Betreiber für die Funktionsfähigkeit und ist für die Wartung zuständig. Ich sehe keinen großen Sinn in einer Anschaffung.

 

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Defi in Ried

PDF-Datei vom 27.03.2019 (1.577,04 KB)

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Autor
Josef Schuldenzucker
Lokalredakteur Innviertel
Josef Schuldenzucker
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