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Leben der Camper: "Man darf nicht alles sehen und hören"

Von Elisabeth Ertl, 08. Juli 2021, 00:04 Uhr

Walter Ehrentraut kann viele Geschichten erzählen – Er ist seit neun Jahren der "Chef" am Campingplatz in Pramet.

Barfuß, entspannt, kurze Hose, mit einer Zigarillo in und einer Lösung bei der Hand. So kennen die Camper am Prameter Badesee Walter Ehrentraut. Seit neun Jahren ist er der "Chef" am Campingplatz – ehrenamtlich. Der 72-jährige Waldzeller kam schon mit seinen Kindern an den Badesee, war einst selbst Gast am Campingplatz und hat 2012 dessen Leitung übernommen. Damals mit nur einer Handvoll Wohnwägen, einigen Zelten und einem Jahreumsatz von rund 7000 Euro. Neun Jahre später kann er sich vor Anfragen oft nicht retten, muss in puncto Wasser, Strom und Stellplätze manchmal improvisieren und behält trotzdem die Nerven. Immer. "Ich bin Phlegmatiker. Mich bringt nichts aus der Ruhe. Vielleicht auch deshalb, weil ich 37 Jahre lang als Justizwachebeamter gearbeitet habe. In diesem Beruf habe ich alles schon gesehen. Dagegen sind die Probleme am Campingplatz harmlos", sagt Ehrentraut.

Und Probleme gibt es immer. Für (fast) alle hat der Platzwart eine Lösung. "Irgendwer braucht ständig etwas. Werkzeug, eine Luftpumpe, Kabel oder einen anderen Stellplatz. Deshalb bin ich inzwischen sehr gut ausgerüstet", sagt Ehrentraut. Und was er selbst nicht hat, lässt sich meist bei einem der anderen Camper auftreiben. "Das ist das Schöne bei uns: Wir helfen alle zusammen. Egal ob Professor, Arzt oder Tischler – alle sind per Du und alle sind gleich." Identisch sind beim 72-Jährigen auch die morgendlichen Abläufe. Aufstehen, Kaffee trinken, eine rauchen und dann, gegen sechs Uhr früh, die Mistkübel rund um den See leeren, Zigarettenkippen auf- und achtlos Weggeworfenes einsammeln. Mit seinem motorisierten Dreiradler. "Ich nenne es mein Tuk Tuk. Es erleichtert mir die Arbeit, weil oft ganz schön viel Mist zusammenkommt. An einem Tag waren es 18 110 Liter große Müllsäcke. Müsste ich die alle händisch wegbringen, wäre das sehr mühsam", sagt der Waldzeller.

Frei und unkompliziert

Nach der morgendlichen Runde kehrt Ehrentraut zu seinem eigenen, 19 Jahre alten Wohnwagen zurück. Dort lebt er von Mitte Mai bis Mitte September. Bis auf wenige Ausnahmen. "Wenn es ein paar Tage durchgehend regnet, fahre ich heim. Ansonsten bin ich immer da." Für den 72-Jährigen ist das Leben auf dem Campingplatz ein freies, unkompliziertes. "Man kann den ganzen Tag in der Badehose herumlaufen, ist in der Natur, kann sich seine Zeit einteilen und muss sich an keine Essenszeiten halten", schwärmt der Platzwart. Apropos Essen: Auch darum kümmert sich der Innviertler selbst. "In unserer Familie können alle Männer kochen. Bei mir gibt es meistens das, was da ist. Heute zum Beispiel Spaghetti mit Meeresfrüchten."

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Am Siedepunkt

Beim Thema Essen fällt dem Waldzeller eine Anekdote ein, die ihn noch heute zum Schmunzeln bringt. "Vor ein paar Jahren, als man am Campingplatz noch offenes Feuer machen durfte, waren Mongolen da. Die haben in einer Art riesigen Milchkanne mit Bügelverschluss Fleisch und Gemüse gekocht und dabei ordentlich gebechert. Einer war derartig betrunken, dass er vorzeitig den Bügel dieser Milchkanne aufgemacht hat. Das gesamte Essen ist einmal quer über den Campingplatz gespritzt und alle haben darüber gelacht." So lustig sei es aber nicht immer. Vor allem dann, wenn das Wetter verrücktspielt. "Einmal hatten wir einen kleinen Tornado, der Möbel durch die Luft geschleudert und einen Wohnwagen umgeworfen hat. Der Besitzer hatte riesiges Glück, dass ihm nichts passiert ist", erinnert sich Walter Ehrentraut an den Vorfall.

Unvergesslich ist für den 72-Jährigen auch das Jahr 2020. "Das war Wahnsinn. Es gab Wochenenden, da sind wir überrannt worden. Die Leute sind sogar aus dem Salzkammergut zu uns gefahren, weil sie am Attersee und anderen beliebten Orten keinen Platz mehr bekommen haben." Zudem kommen seit vielen Jahren Deutsche, Niederländer und Einheimische nach Pramet. Viele von ihnen sind auf der Durchreise oder "Wiederholungstäter". "Fast jeder, der einmal da war, kommt wieder. Alle sind ganz begeistert von der schönen Lage und den netten Menschen", sagt Walter Ehrentraut, der dank seiner entspannten Art ("man muss einfach geduldig sein und darf nicht alles hören und sehen") und seiner Umsicht einen nicht unwesentlichen Beitrag zur familiären Stimmung leistet. Ruhigen Schrittes, barfuß und mit einer Zigarillo in der Hand.

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Campingplätze im Innviertel:

Bezirk Ried

Pramet: Der Badesee mit seinem großen Kinder- und Nichtschwimmerteil ist Mittelpunkt der Freizeitanlage mit Liege- und Spielwiesen samt Campingplatz.

Obernberg: Der ganzjährig geöffnete Campingplaz liegt am westlichen Ortsrand von Obernberg und direkt am Innradweg.

Bezirk Schärding

Eggerding: Das Öko-Camp Stumergut ist bei Campern aus ganz Europa beliebt. Auf der Badeanlage mit drei Seen gibt es auch einen separaten Abschnitt für FKK-Fans.

Vichtenstein: Der Campingplatz Kasten liegt direkt an der Donau am idyllisch angelegten Hafen.

Engelhartszell: Direkt mit dem Freibad in Engelhartszell verbunden ist „Camping an der Donau“. Eine Besonderheit ist ein „Holz-Schlafhaus“ mit drei Zimmern.

Bezirk Braunau

Lochen: Direkt am Mattsee liegt das Campingparadies der Familie Oberascher – allerdings nur für Dauercamper.

Franking: Familie Wimmer betreibt einen Campingplatz am Holzöstersee (siehe Artikel unten).

Perwang: Am Grabensee liegt ein schöner Camping- und Badeplatz, den die Gemeinde betreibt.

St. Pantaleon: Am Höllerersee campen ermöglicht der „Gaudiwirt“, dort ist auch ein großer Badeplatz.

Eggelsberg: Am Ibmer- oder Heratingersee wird Camping direkt im Naturschutzgebiet angeboten. Kontakt: Gasthaus Seewirt.

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Autorin
Elisabeth Ertl
Lokalredakteurin Innviertel
Elisabeth Ertl
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