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"Das alles ist uns nicht einfach in den Schoß gefallen"

Von Lisa Penz, Marina Mayrböck und Magdalena Lagetar, 16. Jänner 2020, 17:00 Uhr
Pfaffstätt hat beste Bonität im Bezirk: "Gemeinde ist wie Firma zu führen"
Wolfgang Gerner (ÖVP), Bürgermeister von Pfaffstätt Bild: Manfred Fesl

BRAUNAU. Pfaffstätt, Eggelsberg und Munderfing sind jene Gemeinden mit der höchsten Bonität im Bezirk Braunau. Die Bürgermeister im Gespräch.

"Gemeinde ist wie Firma zu führen"

Die beste Bonität im ganzen Bezirk hat die Gemeinde Pfaffstätt, oberösterreichweit liegt sie auf einem beachtlichen zweiten Platz. Bürgermeister Wolfgang Gerner (VP) im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Liegt die sehr gute Bonität der Gemeinde an einer bestimmten Strategie oder haben Sie einfach nur Glück?

Das hat nicht nur was mit Glück zu tun. Es steckt schon eine Strategie und harte Arbeit dahinter. Ich sage immer, eine Gemeinde ist wie ein Unternehmen zu führen. Man muss sparsam und konsequent wirtschaften. Nur so schafft man es an die Spitze.

Geschuldet ist diese gute Bonität nicht zuletzt einem erfolgreichen Unternehmen. Gibt es ein Abhängigkeitsverhältnis?

Das muss man etwas differenzierter betrachteten. Zum einen ist es richtig, dass ein großes Unternehmen natürlich einen hat. Zum anderen beruht der Erfolg aber nicht nur darauf. Wir haben viele mittelständische Betriebe und Bürger, die immer pünktlich ihre Steuern zahlen. Alles zusammen macht das Ergebnis aus.

Was wäre, wenn Hubers Landhendl in eine andere Gemeinde absiedelt?

Diese Frage stellt sich zurzeit nicht. Würde es soweit kommen, muss man sich den neuen Gegebenheiten stellen.

Was tut Ihre Gemeinde, um den Unternehmen einen guten Boden zu geben?

Bei uns werden alle Gewerbetreibenden, egal ob groß oder klein, gleich behandelt. Es gibt für alle die gleichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten, sich hier in der Gemeinde wohl zu fühlen und gut wirtschaften zu können.

Was wird konkret unternommen, um die Wirtschaft zu stärken?

Wir bieten, gemäß den Vorschriften des Landes, eine Kommunalsteuerförderung. Die haben wir bereits bei den meisten Unternehmen in der Gemeinde durchgeführt. Ansonsten achten wir darauf, dass wir die Unternehmen unterstützen, wenn sie etwas benötigen.

Was sind die Vorteile einer Gemeinde mit hoher Bonität?

Da müssen wir erst einen Schritt zurückgehen. Bonität und Finanzkraft einer Gemeinde sind nicht dasselbe. Wir sind bei der Bonität zwar die Nummer zwei im Land, bei der Finanzkraft liegen wir aber lediglich auf Platz 20. Der Unterschied zu einer Gemeinde mit einer niedrigeren Bonität ist, dass wir den Spagat zwischen Einnahmen und Ausgaben besser im Griff haben.

Was leistet sich Ihre Gemeinde, was sich eine ärmere nicht leisten kann?

Die Vorteile geben wir den Bürgern in den verschiedensten Formen weiter. Stichwort Infrastruktur, Kinderbetreuung, Schulen... Wir investieren zugunsten der Bürger, das schafft Erleichterungen. Wir können viel anbieten, was in anderen Gemeinden vielleicht nicht in dieser Form möglich ist.

Welche Projekte werden heuer noch umgesetzt?

Zum einen der Glasfaserausbau, zum anderen die längst überfällige Hochwasserverbauung. Die Gemeinde Pfaffstätt liegt ja direkt an der Mattig. Bei Hochwasser führt diese einen hohen Hochwasserstand. Unsere Bürger sind die vergangenen Jahre schon mehrmals in Mitleidenschaft gezogen worden. Nun wird viel Geld investiert, um die Gemeindebürger zu schützen.

2020 wird erfolgreich, wenn...

... wir den Glasfaserausbau abgeschlossen haben.

 

„Haben keine goldenen Türschnallen“

"Haben keine goldenen Türschnallen"
Bürgermeister Christian Kager Bild: JOSEF KAMMERSTETTER

Laut der Gemeinde-Bonitätsbewertung liegt die Gemeinde Eggelsberg bezirksweit auf Platz zwei, oberösterreichweit auf dem achten Platz. Bürgermeister Christian Kager (VP) spricht im Interview über die Vorzüge der gefüllten Gemeindekasse.

Ihre Gemeinde steht finanziell gut da. Liegt das an einer bestimmten Strategie oder haben Sie einfach nur Glück?

Dem Tüchtigen wird immer nachgesagt, er hätte Glück gehabt. Natürlich, ein bisschen Glück war dabei. Aber die Gemeinde hat vor 35 Jahren einen großen Beitrag dazu geleistet. Die Gründer von B&R haben sich bei uns niedergelassen. Die Gemeinde hat versucht, ihnen in der Entwicklung ihrer Firma zu helfen. Es gab damals Entscheidungen, die politisch auch angezweifelt wurden. In den 80ern wurde tief in die Tasche gegriffen, man hat Grund angekauft für die Firmenansiedlung.

Was tut denn die Gemeinde heute, damit B&R eine gute Basis hat, um erfolgreich zu sein?

Wir kümmern uns um die Infrastruktur in der Gemeinde, wir versuchen, Bauland und Wohnraum verfügbar zu machen und genug Kindergarten- und Schulplätze anzubieten. Die Infrastruktur der Gemeinde muss dem Wachstum angepasst werden.

Ist der angekündigte Bildungscampus von B&R eine Herausforderung in dieser Hinsicht?

Ja. Eine Gemeinde muss sich gut überlegen, in welche Richtung sie die Entwicklung fördert und zulässt. Wir sind momentan auf einem guten Weg. Es ist aber vielleicht sogar Zeit, die Entwicklung ein bisschen zu verlangsamen. Es soll uns nichts überrollen. Ich habe aber keine Angst, dass gleich morgen tausend Leute mehr kommen.

Sie sind in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis mit B&R. Wie schaffen Sie den Spagat von Bürgerinteressen und den Interessen der Firma?

Wir sind in keinem Abhängigkeitsverhältnis. Die Interessen der Firmen laufen nicht konträr zu jenen der Gemeinde. Wir haben Glück, dass die Firma keine Emissionen hat. Das Arbeiten funktioniert leise. Dem stetigen Zuzug, der durch diese große Firma entsteht, dem muss man aber Rechnung tragen. Bei uns ist deshalb verstärkt Wohnbau angesagt.

Was sagen die Bürger dazu?

Prinzipiell hat jeder Bürger Interesse in einer Region zu wohnen, in der es aufwärts geht. Wenn jetzt mehr Verkehr entsteht, mehr Bautätigkeit, mehr Bewegung, da gibt es schon welche, die keine Freude damit haben. Aber die positiven Auswirkungen von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung begrüßt grundsätzlich jeder.

Nehmen wir an, B&R siedelt ab...

Finanziell wäre es natürlich ein Einschnitt. Wir haben aber auch schon gut mit einem Budget gearbeitet, das nur halb so groß war. Ein Malheur wäre eine Absiedelung in erster Linie für die Familien. Das wäre ein Verlust an Wohlstand. Die Gemeinde selbst muss nicht im Wohlstand leben. Es gibt aber gar keine Anzeichen für eine Absiedelung, ganz im Gegenteil.

Was leistet sich Ihre Gemeinde, was sich eine ärmere nicht leisten kann?

Was bei uns anders ist, ist die Möglichkeit der Gestaltung. Wir müssen nicht vorher mehrmals beim Geldgeber fragen, ob wir das umsetzen können. Natürlich brauchen wir auch Geld vom Land, aber in vielen Bereichen haben wir es da leichter und sind freier. Einen besonderen Luxus leisten wir uns aber nicht. Wir haben jetzt keine goldenen Türschnallen oder so.

Was bedeutet Ihnen persönlich Geld?

Das alleinige Glück sehe ich im Geld nicht. Was aber nicht heißt, dass es schlecht ist, wenn man Geld hat (lacht). Man sollte Geld schon schätzen. Wenn man ein zufriedener Mensch ist, dann kann Geld sicher einen Anteil daran leisten, dass man zufrieden bleibt. Aber Zufriedenheit kannst du dir damit trotzdem nicht kaufen.

 

„Das alles ist uns nicht einfach in den Schoß gefallen“

Munderfings Bürgermeister Martin Voggenberger: "Das alles ist uns nicht einfach in den Schoß gefallen"
Martin Voggenberger Bild: mahu

Die 3100-Einwohner Gemeinde Munderfing ist bezirksweit jene Gemeinde mit der drittbesten Bonität – mit dem Betriebsbaugebiet hat sie vor Jahren Erfolg gesät, seit Jahren fährt sie eine satte Ernte ein
Martin Voggenberger ist seit zwölf Jahren VP-Bürgermeister von Munderfing. „Nicht jammern, sondern machen“, ist sein Motto. In der Gemeinde ist in den vergangenen Jahren tatsächlich viel passiert.

Herr Voggenberger, Glück oder Strategie? Was hat Ihre Gemeinde zum Erfolg geführt?

Bei uns ist vor 25 Jahren durch den damaligen Leitbetrieb Thurnberger das Gewerbegebiet gewachsen. Das ist uns nicht in den Schoß gefallen, sondern das war damals harte Arbeit für meinen Vorgänger und Erwin Moser (ehemaliger, langjähriger Amtsleiter, Anm.), die das entwickelt, mit mehr als 30 Grundbesitzern verhandelt haben und dadurch das nahezu 40 Hektar große Gewerbegebiet Nord aufgeschlossen werden konnte. Um auf KTM zu kommen: Als die Firma in Mattighofen keinen Grund mehr hatte, haben wir natürlich Gewehr bei Fuß gestanden mit unseren Flächen. Und so hat sich Munderfing in den vergangenen 20 Jahren enorm entwickelt.

Wie lässt sich der Erfolg beziffern?

2001 hatten wir 700 Arbeitsplätze, heute sind es 2400. Die Kommunalsteuer betrug damals 250.000 Euro, heute sind es 2,4 Millionen Euro.

Bürger werden beim Neubau von Betrieben viel kritischer. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Bürger- und Wirtschaftsinteressen?

Das stimmt, vor 20 Jahren war das noch wesentlich einfacher. Freilich, es gibt immer Widersprüche. Man kann sagen, „Wahnsinn was da verbaut wird“. Aber was wollen wir denn? Wir können nicht immer nur sagen, wir möchten gut leben, Wohlstand haben und jeder eine Arbeit. Die muss es halt auch wo geben. Heuer übersiedelt wegen Platzmangel das Autohaus Reibersdorfer von Mattighofen zu uns ins Gewerbegebiet. Das bringt 30 Arbeitsplätze. Manche sind der Meinung, wir brauchen keinen Betrieb mehr. Es ist eine Herausforderung, die Bürger verlangen mehr Dialog und Informationen. Natürlich gibt es immer kritische Stimmen, aber ich denke, im Großen und Ganzen funktioniert dieser Spagat ganz gut.

Man beißt nicht die Hand, die einen füttert – sind Sie in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu den Betrieben?

Es ist ein Geben und Nehmen. Wobei das Geben Unterstützungen in Form von Service- und Dienstleistungen sind. Und wir sind Ansprechpartner für die Firmen. Also unterstützender und nicht finanzieller Art. Es geht nicht einfach zu sagen: „Juhu, jetzt haben wir die Arbeitsplätze“. Es ist auch eine Herausforderung für eine Gemeinde, sie muss die Infrastruktur schaffen. Man darf nicht vergessen, Arbeitsplätze bedeuten Zuzug. Munderfing ist in den vergangenen zwölf Jahren um 400 Leute gewachsen. Krabbelstube, Kindergarten, Schule: überall gibt es Anforderungen.

Wenn KTM absiedeln würde...

... dann würde es mit einem Schlag ganz anders aussehen, keine Frage. Von den insgesamt 2400 Arbeitsplätzen in Munderfing hat KTM rund 1700. Aber auch darüber muss man sich Gedanken machen. Ich denke an die Wirtschaftskrise 2009. Da haben wir schauen müssen, ob wir unseren Haushalt überhaupt ausgleichen können. Aber dann ist die absolute Erntezeit gekommen. Es wird auch wieder wirtschaftliche Einschnitte geben, da brauchen wir uns nichts vormachen.

Munderfing ist bekannt als innovative Gemeinde. Erneuerungen, Veränderungen sind halt auch oft eine Frage des Geldes, das andere Gemeinden nicht haben...

Das stimmt, es gibt Einiges, das wir uns aufgrund unserer Situation leisten können. Aber auch hier muss man wieder sagen: Wir lehnen uns nicht zurück, sondern machen etwas – sehr viel davon nachhaltig. Um Beispiele zu nennen: der Windpark. Der ist im sechsten Jahr in Betrieb und die Jahre sind sehr positiv verlaufen. Die Stromerzeugung ist noch effizienter geworden, wir schreiben Gewinn. Oder Glasfaser: Das haben wir selber auf die Beine gestellt und ist nachhaltig. Dieses Glasfaser, also die Hardware gehört der Gemeinde und dadurch haben wir Einnahmen. Langfristig ist das ein Selbstläufer.

Was bedeutet Ihnen Geld?

Gut wenn man eines hat, aber es steht bei mir nicht im Vordergrund.

 

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5  Kommentare
5  Kommentare
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Weltliner (424 Kommentare)
am 19.01.2020 17:57

Schönes Bild vom Louis Hofbauer. Trotzdem ist das Ortsbild von Munderfing trostlos. Die Umfahrung hat auch eine recht eigenartige Streckenführung. Da werden sich in Zukunft auch noch die selbstfahrenden PKW wundern.

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pepi1 (813 Kommentare)
am 16.01.2020 18:03

Dass es den Gemeinden gut geht, ist unbestritten, dass aber hundertausende Quadratmeter landwirtschaftlicher Grund zubetoniert - zB KTM Munderfing - wurden, ist auch unbestritten. Werden diese Firmen später auch Heu und Milch erzeugen? Auf der einen Seite werden wir einer ständigen Gehirnwäsche - Klimawandel - unterzogen, auf der anderen Seite fördern wir zB mit KTM genau das Gegenteil. Das sei dem Bürgermeister, Gemeindesekretär und Gemeinderäten ins Stammbuch geschrieben.

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Wosisdolos (711 Kommentare)
am 16.01.2020 18:07

Stimme ihnen zu, und dann noch die super Umfahrung.

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reibungslos (14.490 Kommentare)
am 16.01.2020 22:20

Wenn sich aber die Bürgermeister für eine ruhige Gemeinde einsetzen und keine Gewerbeflächen widmen, dafür aber die Leute 50 Kilometer zur Arbeit pendeln müssen und die Jungen wegziehen, ist es auch nicht recht.

Außerdem braucht es Bauern, die Gründe verkaufen. Und solche Bauern gibt es mehr als genug, weil sich die Landwirtschaft in der gegenwärtigen Form oft nicht mehr rentiert. 1970 waren in Österreich 23 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, heute sind es 4 Prozent.

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pepi1 (813 Kommentare)
am 17.01.2020 17:40

sg Fr./Hr. Reibungslos

ich gebe ihnen in gewisser Weise recht, aber muss wirklich alles dem Profit - um was anderes geht es hier nicht - geopfert werden. Kennen sie den Spruch: Weniger ist mehr!
Wir bauen eine Riesenhalle nach der anderen, wir bauen Hotels speziell für KTM Leute, wir bauen eine Riesenumfahrung , die Munderfinger fangen natürlich an, die Gemeinden Mattighofen und Schalchen, die es eigentlich bräuchten, machen gar nichts, sie weigern sich.
Zur Industrie in diesen Gebieten und anderswo gefällt mir immer wieder, wenn sich die Politiker, Bürgermeister etc damit rühmen, wieviele Arbeitsplätze sie geschaffen haben. Ich kenne ganz wenige dieser Herren die einen Betrieb haben und damit Arbeitsplätze geschaffen haben.

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