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"Nur etwa einer von zehn bleibt wirklich stehen"

Von Marina Mayrböck, 12. Oktober 2023, 00:04 Uhr
"Nur etwa einer von zehn bleibt wirklich stehen"
Vor einer Woche wurde dieser Lastwagen durch die Wucht des Zusammenstoßes entzweit. Bild: Manfred Fesl

MUNDERFING. "Zug schleuderte Lkw in Wohnhaus" – "Lkw von Zug zerrissen" – "Tanklaster prallte gegen Zug": Alles Schlagzeilen über Unfälle auf dem Bahnübergang in Achenlohe in der Gemeinde Munderfing. Dort kam es bereits mehrmals zu schweren Unfällen, zuletzt erst vor einer Woche. Die Bahnkreuzung ist mit Andreaskreuz und Stopptafel gesichert, diese werde allerdings kaum beachtet. "Manche werden zwar langsamer, aber dass jemand wirklich anhält, so wie es die Stopptafel vorsieht, das ist nur einer von zehn", sagt Feuerwehrmann Siegfried Winzer, der immer schnell am Einsatzort ist. Der frühere Kommandant wohnt Luftlinie etwa 100 Meter neben der Bahnkreuzung und das Unglück zuletzt, das hatte er bereits kommen gesehen.

Wegen der Straßensperre der B 147 in Friedburg werden Lastwägen großräumig umgeleitet. Viele Lkw-Fahrer seien ortsunkundig, ein Erklärungsversuch für das vermehrte Missachten der Stopptafel. "Erst ein paar Tage vor dem Unfall haben wir darüber gesprochen, dass es bald wieder einmal krachen wird, weil eben keiner stehen bleibt. Es fahren viele Auswärtige, ich weiß gar nicht, ob die die Bahnkreuzung überhaupt wahrnehmen. Jedenfalls hatte dieser Lkw-Fahrer Riesenglück, das könnte anders ausgehen", sagt Winzer.

Das ist passiert: Der Lkw-Fahrer aus dem Bezirk Grieskirchen dürfte den herannahenden Personenzug mit 18 Fahrgästen übersehen haben. Die Lokführerin konnte den Zusammenstoß nicht verhindern, der Lastwagen wurde durch die Wucht des Zusammenstoßes von dem Zug in der Mitte zerrissen. Der 51-jährige Lastwagenfahrer hatte viele Schutzengel, er überlebte den Unfall, wurde allerdings verletzt.

Winzer war auch bei dem Unfall im März 2019 sofort zur Stelle. Damals hatte ein Lkw-Fahrer einen Güterzug übersehen, durch die Kollision wurde der Lkw in das alte Bahnhaus geschleudert. Die Eheleute tranken gerade Kaffee, als der Lastwagen ins Wohnzimmer donnerte. Sie blieben unverletzt, das alte Bahnwärterhaus musste allerdings abgerissen werden.

Sofort sein Feuerwehrgewand angezogen und zum Unfallort gerannt ist der ehemalige Kommandant auch 2010, als ein Tanklaster gegen einen Güterzug geprallt ist. Aus dem Tanker flossen mehr als 5000 Liter Diesel aus, "da wurde sehr viel gebaggert", erinnert sich Winzer und hofft in Zukunft auf ruhigere Zeiten.

Der technisch nicht gesicherte Bahnübergang sollte in naher Zukunft Geschichte sein. Entlang der Mattigtalbahn von Friedburg bis Braunau gab es 57 Eisenbahnkreuzungen. Mit der Attraktivierung der Bahnstrecke werden 34 Übergänge mit einer Ampel und/oder Schrankenanlage ausgestattet, 23 Kreuzungen aufgelassen. Im Zuge der Bahnhofsumbauten Munderfing, Mattighofen und Mauerkirchen wurden bereits sieben Kreuzungen modernisiert und eine aufgelassen. Sieben Bahnkreuzungen werden oder wurden in diesem Jahr gesichert oder gesperrt. "Aufgrund der großen Anzahl an Eisenbahnkreuzungen, der engen Abstimmungen mit den Gemeinden sowie des laufenden Bahnbetriebs können viele Schritte nur nacheinander erfolgen. Die Modernisierung der Eisenbahnkreuzung Achenlohe ist im Jahr 2024 vorgesehen", sagt ÖBB-Pressesprecher Klaus Baumgartner. Bis 2027/28 werde die Strecke durchgehend elektrifiziert und zugleich die Sicherheit erhöht: 2022 gab es entlang der Mattigtalbahn 13 dokumentierte Vorfälle an Eisenbahnkreuzungen, ein Unfall endete tödlich, eine Person wurde schwer verletzt. "Die langfristigen Trends der Unfallstatistik an Eisenbahnkreuzungen in Österreich zeigen deutlich, dass Maßnahmen und Schließungen von Eisenbahnkreuzungen der richtige Weg sind. Die Modernisierung und Elektrifizierung der Mattigtalbahn ist damit sowohl eine wichtige Klimaschutz- als auch eine Sicherheitsinitiative", sagt Baumgartner.

"Haben Sie gehört?", fragt Winzer. Dieses "Tuuuuuut" war nicht zu überhören. "Da ist bestimmt wieder einer nicht stehen geblieben. An einem unbeschrankten Bahnübergang muss meines Wissens nach der Lokführer zwar immer ein Hupsignal geben, aber meistens erkennen wir schon an der Intensität, dass es wieder einmal knapp war".

Autorin
Marina Mayrböck
Redaktion Innviertel
Marina Mayrböck
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2  Kommentare
2  Kommentare
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mynachrichten1 (15.445 Kommentare)
am 16.10.2023 10:51

Österreich hätte es als relativ reiches und technisches Land mit vielen Technikbegabten nicht verdient, dass man solch gefährliche Bahnübergänge nicht SCHNELLSTENS mit Schranken ausstattet.

Wenn man Sicherheit WIRKLICH ernst nimmt, so muss insbesondere dort, wo jedes Kind mit Modelleisenbahnerfahrung sofort erkennt, was abgeht wenn Zug und Auto gespielt wird, dem Grundsatz des Staates für die Sicherheit der Bürger auch spontan Rechnung getragen werden.

Sicherheit für das ganze Land kann mit wenigen eingesparten sinnlosen etwa Kampfpflugzeugen für Jahrzehnte finanziert werden.

OK, man wird ja noch von besserer intelligenterer Sicherheitspolitik träumen dürfen, und den Glauben daran, dass es Politiker gibt, die endlich dieses Thema tatkräftig angehen.

Merksatz für Politiker: genauso wie extrem beißkräftige Hunde einen Beißkorb tragen sollten, so gehören gefährliches Bahnübergänge mit BAHNSCHRANKEN SOFORT nachgerüstet.

Es gilt für Alle die Unschuldsvermutung.

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mynachrichten1 (15.445 Kommentare)
am 16.10.2023 10:12

Schön und ausführlich beschriebener Artikel, übertragbar auf viele andere Orte mit dann hohem Unfallrisiko
Dazu kommt noch, dass es ein kompliziertes Mitbeteiligungsmodell der Gemeinden bei Erneuerungen gesetzlich vorgegeben ist und was dabei herauskommt ist in vielerlei Hinsicht ungeeignet.
Nachdem nun überall an unbeschrankten Bahnübergängen laut gehupt wird, geht dieses Signal vielen Anrainern auf die Nerven, auch an Verschub Bahnhöfen findet man dieses Phänomen, da wo mit Schritttempo der Zug daher rollt.

Oder der prächtige Kastanienpark in Bad Goisern entlang dem Bahngleis musste auch einer geänderten B- Verordnung, weichen, nach "Furschrift" !

Herauskommen tut vielfach nur das Auflassen oder wo nicht anders geht, sind Bahnkreuzungen dann schrankenlos, mit dem immensen Unfallpotential der dort schnellen Züge einhergehend!

Technik geht aber auch anders und Sicherheit kostet.

Es ist schwer mit Paragraphen, Geld sinnvoll effektiv einzusetzen.

Es gilt für Alle die UV.

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