Verein der Milchproduzenten liefert 200 Millionen Liter Milch nach Bayern
INNVIERTEL. Rund 700 Mitglieder verkaufen jährlich Milch im Wert von rund 63 Millionen Euro.
Im Jahr 2001 beschlossen drei Personen, die Vermarktung der Milch selber in die Hand zu nehmen. "Wir wollten nicht nur liefern und warten, wieviel Geld wir von der Molkerei bekommen, sondern den Preis vorher wissen und dann liefern", sagt Martin Detzlhofer, der Geschäftsführer des Vereins der Milchproduzenten und Co. KG. Die Mitgliederzahl der "VDMP-Milchliefergemeinschaft" ist mittlerweile auf zirka 700 Landwirte angestiegen. 300 weitere werden von den Innviertlern noch "mitbetreut".
"In Österreich wurde damals um rund 80 Groschen weniger für den Liter Milch bezahlt als in Bayern. Dazu kam, dass damals auch noch die Molkerei in Taufkirchen/Pram zugesperrt wurde. Schnell haben sich bei uns fast 350 Bauern gemeldet, die bei uns mitmachen wollten. Im ersten Jahr sind dann 179 zu uns gewechselt. Mittlerweile sind es mehr als 700", freut sich Obmann Alois Hamminger über den großen Zulauf.
"Bei uns ist die Molkereiwirtschaft in Genossenschaften organisiert. In Bayern sind 60 Prozent der Molkereien in privater Hand Dort gibt es 77 Molkereien mit 100 Standorten. Das ist bei unseren Nachbarn ein großer Wirtschaftsfaktor. Bei uns läuft viel schief. In Österreich will man nur die besten Labels, tritt gegenüber dem Handel aber nicht gemeinsam auf. Alleine in Salzburg werden sechs verschiedene Milchsorten angeboten. Das heißt sechsmal Abholung mit dem Tankwagen. Die Transportkosten zahlt der Landwirt", sagt Martin Detzlhofer.
"Außerdem sind die zusätzlichen Vorschriften und Auflagen fast nicht mehr zu finanzieren. Da darf man sich nicht wundern, wenn viele Landwirte den österreichischen Markt verlassen oder ganz aufhören", sieht Kassier Johannes Holzinger in den nächsten Jahren große Probleme auf die Molkereien zukommen.
"Wir wissen jetzt schon, dass im Rayon Gurten, St. Georgen und Weilbach im nächsten Jahr wieder zehn Betriebe aufhören werden. Immer mehr Landwirte werfen das Handtuch", sagt Martin Detzlhofer. Dass in Österreich insgesamt 77 verschiedene Milcharten auf dem Markt sind, hält er für einen völligen Nonsens: "Das braucht eigentlich kein Konsument!"
"Bei uns sind die Auflagen und Kontrollen ein Wahnsinn. Wir gehen in der Bürokratie unter. An einem Tag kommt der Tiergesundheitsdienst, am nächsten ein Kontrolleur der Molkerei. Immer höhere Standards werden verlangt, in der Brieftasche des Bauern ist das aber nicht zu spüren", sagt Kassier Johannes Holzinger.
63 Millionen Jahresumsatz
Der VDMP ist mittlerweile ein mittelgroßes Wirtschaftsunternehmen geworden. 200 Millionen Liter Milch werden jährlich nach Bayern geliefert. Das entspricht einem Umsatz von rund 63 Millionen Euro. Eine große Herausforderung für die Zukunft wird sein, dass wir möglichst viel Milch auf einem kleinen Fleck produzieren. "Es ist zu befürchten, dass die Milch in abgelegenen Regionen bald nicht mehr abgeholt wird", zeichnet Martin Detzlhofer ein düsteres Bild.
Gelobt wird von den Vereinsverantwortlichen das gute Verhältnis zu den Bayern. "Probleme werden immer gemeinsam gelöst, das war in Österreich nicht so einfach", sagt Obmann Alois Hamminger. Bestens bewährt hat sich auch das "Milchwagerl", mit dem Milchprodukte der jeweiligen Molkereien und Produkte regionaler Herstellung an die Milchlieferanten und Kunden verkauft werden.
„Bei uns gibt es zu viele Labels, die nur Kosten verursachen. Viele Bauern werden in unserer Region noch das Handtuch werfen. Das wird kritisch!“
Alois Hamminger, Obmann des VDMP
„Ich weiß nicht, ob der Konsument ständig bereit ist, die höheren Preise für die verschiedenen Milch-Labels zu bezahlen. Bio-Milch lässt sich momentan nur schwer verkaufen!“
Martin Detzlhofer, Geschäftsführer
„Einen Tag kommt der Tiergesundheitsdienst, am nächsten kontrolliert die Molkerei dasselbe. Der Bürokratismus ist nicht mehr zu ertragen!“
Johannes Holzinger, Kassier
Leider sind diese Bauern sehr kurzsichtig und nur auf einen kurzfristigen Erfolg aus.
Das Genossenschaftsprinzip, in welchem keine Gewinne abgezogen werden, haben sie leider nicht kapiert.
Privatmolkereien wie sie in Deutschland vorherrschen sind logischerweise immer so ausgerichtet, dass sie auch eine entsprechende Dividende an die Eigentümer ausschütten können.
Bin schon gespannt wie bald diese Liefergemeinschaft auf die Nase fällt - so wie vor kurzem jene im Mühlviertel.
Die zahlen eben fairere Preise für ein gutes Produkt.
31,5 cent ist für dich fair?
Mich würde interessieren wo das ganze Geld hinkommt Milch in BRD 0,69 /3,5% -AT 0,99 / 3,6% - wer kassiert da ??? - sicherlich net die Bauern die bekommen da -vielleicht 2-3 Cen mehr !!
Hoffentlich bricht ihnen der deutsche Markt nicht einmal weg, weil sonst können sie zu den österr. Molkereien durch den Breifschlitz zurückkriechen, wie es anderen schon ergangen ist. Die anderen hat man dann gnadenhalber wieder zurückgenommen, obwohl man dazu nicht verpflichtet gewesen wäre. Ob o was noch einmal geschieht, das ist freilich offen.
Briefschlitz