"Es ist eine ewige Spielerei"
HELPFAU-UTTENDORF. Seltener Job: Severin Leingartner ist selbstständiger Tierpräparator.
Biologie, Kunst und Handwerk in einem vereint, das ist der Grob-Umriss des Berufsbildes von Severin Leingartner. "Eigentlich sind es tausend verschiedene Handwerksformen, die man hier beherrschen muss", sagt der 28-Jährige. Seit Anfang des Jahres kommen großteils Jäger zu ihm, die ihre Trophäen bearbeiten oder schöne Tiere präparieren lassen wollen. Das ganze Jahr über hat er Aufträge, je nach Saison sind es Füchse, Gämse, Murmeltiere oder Marder, die er bearbeitet. "Vögel gehen eigentlich das ganze Jahr", sagt der Uttendorfer. In seiner Lehrzeit sind ihm auch andere Tiere untergekommen. In Wien wurde ein Pferd in Auftrag gegeben, im Saarland sogar Hyänen, Büffel oder andere exotische Tiere aus Afrika.
Eine Seltenheit ist der Fischotter mit echtem Fisch im Maul
Steiniger Weg zum Traumberuf
Dass er seit Anfang des Jahres endlich seinen Wunschberuf ausüben kann, hätte er sich noch vor ein paar Jahren nicht träumen lassen. Denn schon in der Schule war sein Interesse für die Präparation von Tieren groß. In der unmittelbaren Nachbarschaft hatte er mit Josef Führer, der mittlerweile verstorben ist, ein Vorbild.
Broschen und andere Kleinigkeiten
Severin Leingartner wurde aber geraten, zuerst eine andere Lehre abzuschließen. "Ich bin dann Zimmermann geworden", sagt er. Eine Lehrstelle als Tierpräparator zu finden, war nicht leicht. "Ich war in Wien bei einer Firma. Aber Wien und ich, das passte einfach nicht. Ich bin eben ein Landbua", erinnert er sich zurück. Lange ruhte der Traum, bis sich der todkranke Josef Führer bei ihm meldete, um ihm sein Werkzeug zu vermachen. Bei einem Intensivkurs im Saarland lernte der Uttendorfer dann endgültig, wie sich Tiere präparieren lassen.
Aufwändig, mit Feingefühl
Leicht ist es nicht: Gleich nach dem Schuss werden die Tiere zu ihm gebracht. "Im Winter geht’s auch noch nach zwei Tagen, aber danach ist es zu spät", erklärt er. Dann nimmt er Maß, um zu wissen, wie das Tier eigentlich ausgesehen hat. Denn es folgt der Abzug des kompletten Felles. Danach wird das Fell mehrmals gewaschen und gegerbt.
Eine Schnepfe wird für die Präparation vorbereitet
Der Innenraum der Tiere besteht aus einem Komponentenschaum oder aus Holzwolle. Ein Körper wird gefertigt, der zu dem Tier passt. Die Modelle dazu können im Internet gekauft oder selbst geschnitzt werden. "Eine ewige Spielerei", nennt Severin Leingartner den nächsten Schritt: Die Spreizung der Augen, des Mundes und der Ohren am Fell. Mit Hilfe von Nadeln wird dafür gesorgt, dass die Augen nicht zuklappen. Fast drei Wochen muss das halbfertige Präparat dann trocknen, anschließend wird es mit ein wenig Airbrush noch aufgehübscht.
Wie Akupunktur sieht das Spreizen der Augen, des Mauls und der Krallen der Tiere beim Trocknen aus.
Das Podest, auf dem die Tiere stehen, baut Severin Leingartner auch. Die künstlerische Arbeit macht ihm sehr viel Spaß. Unter seinen Präparaten hat er auch ein seltenes Tier: Einen Fischotter. "Den haben sie zusammengefahren und hergebracht. Dann hab’ ich mir alle Papiere geholt, die ich brauche, und hab ihn präpariert", erzählt Severin Leingartner. Denn behördlich genehmigt müssen alle Tiere werden, die nicht geschossen werden dürfen.
Einmal hat der Uttendorfer auch einen Biber gemeldet. "Dann sind Mitarbeiter vom Naturhistorischen Museum aus Linz gekommen und haben ihn geholt, weil sie ihn brauchten. Ich hab’ also da keine Genehmigung bekommen", erzählt er.
Von "Pfui" bis "Wow"
Dass sein Beruf auch viele negative Stimmen mit sich bringt, daran ist er gewöhnt. "Es gibt zahlreiche Meinungen und die gehen wirklich auseinander. Von ‘Pfui’ bis hin zu ‘Wow’", sagt er. Doch er ist glücklich, seinen Traumberuf ausüben zu können. Mit Broschen aus Krallen und Zähen, die die Jäger gerne auf Hüten als Trophäen tragen, hat er sogar einen neuen Trend ausgelöst. Denn vor Severin Leingartner gab es diese kleinen Kunstwerke nicht so häufig im Bezirk.
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