Ein Haus reist mit dem Lkw an den Traunsee

Der Goldwörther Ortsteil Hagenau wird in den kommenden Jahren beinahe vollständig verschwinden. Um die Bewohner vor dem immer wiederkehrenden Hochwasser zu schützen, hat das Land Oberösterreich nach dem Hochwasser 2013 beschlossen, den Anrainern ein Absiedlungsangebot zu unterbreiten. Während sich einige verbissen gegen diese Absiedlungen wehren, hat sich die Mehrheit der Hagenauer scheinbar inzwischen damit abgefunden. Von etwa 40 betroffenen Familien wollen nur fünf oder sechs auf jeden Fall bleiben. Die anderen werden die Absiedlungsangebote des Landes annehmen. Sie müssen ihre Häuser abreißen und sollen sich anderswo eine neue Existenz aufbauen.

Ein Haus geht auf Reisen

Ein Hausbesitzer hat für den Abriss nun eine kreative Lösung gefunden. Er bot sein Fertigteilhaus – für das er vom Land bereits eine Entschädigung erhalten hat – im Internet um nur 30.000 Euro feil. Innerhalb weniger Minuten fand er einen Käufer. Johannes Loidl (26) aus Ebensee wird das Haus in Hagenau in seine Bestandteile zerlegen, es auf Lastwagen verladen und ins Salzkammergut bringen, um es dort an den Ufern des Traunsees wieder aufzubauen. Was im ersten Moment absurd klingt, ergibt durchaus Sinn, wenn Loidl vorrechnet, wie viel Geld er sich dadurch ersparen kann: "Insgesamt kostet mich die ganze Aktion wohl nicht mehr als 120.000 Euro. Für ein vergleichbares neues Haus müsste ich mindestens das Doppelte zahlen." Gemeinsam mit einem Freund, dem Tischler Michael Schreier, begann er gestern, die Holzterrasse abzubauen. In ein paar Wochen wird das Haus fertig zerlegt sein. Spätestens im Oktober möchte Loidl in seinem neuen Zuhause am Traunsee die Seele baumeln lassen. Der ehemalige Besitzer des Hauses hat ebenfalls ein gutes Geschäft gemacht. Er erspart sich den Abriss. Die 30.000 Euro sollen dafür verwendet werden, den Keller des Hauses, den Loidl nicht nach Ebensee mitnehmen kann, abzureißen.

Keine günstigen Grundstücke

Während Loidl sich über sein Eigenheim-Schnäppchen freut, suchen viele Hagenauer noch immer verzweifelt nach Grundstücken, um ein neues Haus bauen zu können. Viele fühlen sich dabei vom Land im Stich gelassen. Der Hagenauer Dieter Prischl suchte gemeinsam mit seiner Partnerin lange, bevor er einen passenden Grund in Walding fand. Ein Schnäppchen sei der aber nicht gewesen: "Das Land hat versprochen, sie helfen uns günstige Gründe zu finden. Da ist aber nix passiert."