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Diese Ärztin schickt der Himmel

Von Marlies Czerny, 13. Juni 2016, 00:04 Uhr
Diese Ärztin schickt der Himmel
Brigitte Dorner geht für andere in die Luft, um sie zu retten. Bild: Czerny

UNTERACH/ATTERSEE. Gelber Engel: Zu mehr als 2000 Notrufen kam Flugretterin Brigitte Dorner helfend aus der Luft. Ihr Standbein hat sie als Landärztin am Attersee. Ein Interview aus zwei Perspektiven.

Die 41-jährige Allgemein- und Notfallmedizinerin aus Unterach am Attersee bringt nichts so schnell aus der Ruhe. In die Luft geht sie trotzdem – privat mit ihren eigenen Fluggeräten oder beruflich im ÖAMTC-Hubschrauber. An den vier Stützpunkten Niederöblarn (Steiermark), Kitzbühel, St. Anton (Tirol) und Patergassen (Kärnten) ist Brigitte Dorner seit acht Jahren als Notärztin mit an Bord.

OÖNachrichten: Sie müssen lebensnotwendige Entscheidungen blitzschnell treffen – fällt das manchmal schwer?

Dorner: Das ist nicht immer einfach. Aber das ist unser Beruf. Man muss sich immer wieder neu und rasch einstellen. Es ist spannend, weil ich mit verschiedensten Einsätzen konfrontiert werde: internistische wie chirurgische, Verkehrs- und Alpinunfälle, es betrifft Kinder wie Ältere. Beim Anflug bekommen wir eine grobe Beschreibung, da hab ich ein paar Minuten Zeit, mich darauf einzustellen, was kommen könnte. Auch wenn das vor Ort oft anders ist.

Gibt es ein Recht auf Rettung?

Es gibt kein Recht auf Flugrettung. Wir setzen von der Berg- und Flugrettung unser Leben aufs Spiel. Wenn ich helfen kann, nehme ich das Risiko bewusst auf mich. Es sind super ausgebildete Piloten an Bord, sie brauchen einige 100 bis 1000 Stunden, damit sie Bergungen durchführen können.

Nehmen das manche Bergsteiger leichtfertig als gegeben hin?

Manche bestimmt, aber ich würde das nicht generell sagen. Manches kann man nicht beeinflussen – ein verstauchter Knöchel bringt mich am Berg in eine alpine Notlage. Wenn ich bei Gewitterneigung in eine lange Klettertour einsteige, dann finde ich das fahrlässig. Ich kenne sowohl die Retter- als auch die aktive Bergsteigerseite.

Wo beginnt es für Sie, gefährlich zu werden?

Gefährlich wird es, wenn das Können überschätzt wird. Jeder muss sich selber einschätzen können, die Tour auswählen, die zu einem passt. Ich würde nicht behaupten, dass Anfänger gefährlicher unterwegs sind als Routinierte. Da können Schlampigkeitsfehler entstehen. Heikel wird es vor allem, wenn Skifahrer eine Woche Urlaub haben, schlecht trainiert sind und die Liftkarte voll ausnützen wollen. Da passiert am meisten.

Mehr als 51 Prozent aller Einsatzflüge ins alpine Gelände landen nach Ski-Unfällen ...

Nicht umsonst gibt’s manche Hubschrauber-Stützpunkte nur im Winter. In St. Anton oder Patergassen fallen 90 Prozent aller Einsätze durch Pisten-Skifahrer an. Das ist ein zu großer Wirtschaftsfaktor, das wird nicht an die große Glocke gehängt, wie viel wirklich passiert. Aber jeder abgestürzte Paragleiter steht in der Zeitung.

Die Kosten für einen Einsatz des Polizeihubschraubers übernimmt der Staat. Rückt der ÖAMTC zu einem Opfer aus, muss es bzw. seine Versicherung selber zahlen. Finden Sie das okay?

Ein heikles Thema. Fakt ist, dass dieses System immer wieder ausgenützt wird. Das kostet den Steuerzahler pro Flug Tausende Euro. Ich verstehe nicht ganz, warum der Einsatz mit einem Polizeihubschrauber nicht verrechnet wird.

Was war Ihr grenzwertigster Einsatz?

Schwer zu sagen. In bleibender Erinnerung ist ein vierjähriger Junge, der auf der Piste gelegen ist, ein anderer Skifahrer ist über eine Schanze direkt auf ihn gesprungen. Der Junge hatte offensichtlich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, ich habe ihn erstversorgt und wir haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Mit Kindern sind es immer spezielle Notfälle.

Ist der Einsatz für Sie abgeschlossen, wenn Sie den Verletzten im Spital abliefern?

Mir ist es oft ein Anliegen, weiterhin zu wissen, wie es ihm geht. Wir fragen teilweise nach. Aufgrund des Datenschutzes ist das nicht einfach. Es wäre für mich ein gutes Feedback, ob sich meine Verdachtsdiagnostik bestätigt hat.

Wie attraktiv finden Sie den Job als Landärztin?

Mir gefällt es nach wie vor sehr gut. Wie in der Flugrettung habe ich hier eine große Variabilität aller Fälle. Dadurch, dass die Krankenhäuser und Spezialisten weit entfernt sind, kommen die Patienten mit allem zuerst zu uns. Wir erledigen viel selbst in der Ordination, auch die Wundversorgung, was in städtischen Ordinationen kaum noch gemacht wird. Ich kann jungen Ärzten nur raten, Landarzt zu werden. Der Kontakt zu den Patienten ist viel besser als in Krankenhäusern, da erfüllt man nicht nur medizinische, sondern auch soziale Aufgaben. Das einzige Negative ist die Bürokratiewelle, die auf uns zukommt und immer mehr wird.

Sie sind auch Mitglied bei der Bergrettung in Steinbach/Attersee. Oberösterreich bildet beim Frauenanteil im Land das Schlusslicht. Warum?

Tendenziell werden wir mehr. Es gibt nur noch vereinzelt Ortsstellen, die keine Frauen nehmen wollen. Vielleicht haben manche Männer Angst, dass Frauen einfach besser sind. Die Frauen, die der Bergrettung beitreten wollen, sind alpinistisch sehr gut und interessiert. Manche männliche Kollegen sind nicht so gut drauf wie sie. Manche trauen den Frauen wohl auch zu wenig zu.

Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen in Männerdomänen mehr behaupten müssen?

Viele Frauen machen das wohl ein bisschen. Aber vielleicht kommt das gar nicht so gut an. Man sollte sich einfach normal verhalten – und ist noch immer gut genug.

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