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16-Jährige getötet: Jugendlicher bestreitet vor Gericht Mordabsicht

Von OÖN, APA, 08. Oktober 2019, 11:54 Uhr
Mordprozess Steyr
Der Angeklagte Saber A. Bild: Weihbold

STEYR. Unter großem Medieninteresse hat Dienstagvormittag am Landesgericht Steyr der Prozess gegen Saber A. begonnen: Der 18-Jährige, der im Dezember seine 16-jährige Freundin in ihrem Kinderzimmer getötet haben soll, bekannte sich des Mordes nicht schuldig. Die OÖN sind beim Prozess dabei.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch, Besucher mussten sich ausweisen und Mobiltelefone abgeben. Vor Prozessbeginn stand eine lange Schlange vor dem Landesgericht Steyr an. Im und vor dem Verhandlungssaal brachten sich zu Beginn zahlreiche Polizei- und Justizwache-Beamte in Stellung. Um 8:45 Uhr wurde der angeklagte Saber A. von drei Justizwache-Beamten in den Schwurgerichtssaal hereingeführt. Mit gesenktem Blick ließ der 18-jährige Afghane, der eine schwarze Lederjacke trug, das Blitzlichtgewitter über sich ergehen. Auch als ihm die Handschellen abgenommen werden und die Anklage verlesen wird, schaut er weiterhin starr zu Boden. Bei der Polizei sprach er von einem Unfall, vor Gericht schwieg er viel.

Video: Prozess im Mordfall Michelle hat begonnen:

Dem zum Tatzeitpunkt 17-Jährigen wird vorgeworfen, dass er am 8. Dezember 2018 seine 16-jährige Freundin durch einen Stich von hinten mit einem Küchenmesser in die Lunge getötet habe. Zur Tat kam es im Kinderzimmer des Mädchens, in dem sich beide alleine aufgehalten hatten. Laut Anklage existieren Audio- und Videoaufnahmen, die dokumentieren, wie die 16-Jährige die Beziehung mit A. beendet. Danach soll der damals 17-Jährige auf die Jugendliche eingestochen haben und durch das Fenster geflohen sein. Erst in der darauffolgenden Nacht fand die Mutter ihre tote Tochter in deren Zimmer, die Türe war mit einem Kasten verbarrikadiert. Der Angeklagte stellte sich nach Tagen auf der Flucht in Wien der Polizei. Er gab zu, seiner Freundin in den Rücken gestochen zu haben, behauptete jedoch, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe.

"Diese fürchterliche Geschichte findet endlich ein Ende": Die Trauer um Michelle war und ist groß.

Der Prozess begann mit ernsten Worten des Staatsanwalts: Es sei ein schwieriges Verfahren, weil "es scheint, dass das Urteil schon gefallen ist". Von Steyr müsse daher das Signal ausgehen, dass jeder einen "fairen Prozess" bekomme. Er appellierte an die Geschworenen, nach Fakten zu entscheiden, nicht nach der "Stimmungslage im Land".

Für Verteidiger Andreas Mauhart liegt kein Mord vor, wie die Staatsanwaltschaft die Tat wertet. Aus einem einzigen Stich einen Mordvorsatz abzuleiten sei "mutig", findet Mauhart. Dass dabei genau ein wichtiges Blutgefäß in der Lunge getroffen wurde, sei Pech gewesen. Er kündigte an, sein Mandant werde sich teilschuldig bekennen. Er sei "schuld am Tod des Mädchens", habe aber keinen Tötungsvorsatz gehabt. Der Angeklagte selbst bekannte sich dann aber nicht schuldig.

"Liebe auf den ersten Blick"

Dann schilderte Staatsanwalt Hans-Jörg Rauch die Beziehung des heute 18-jährigen Afghanen zu dem 16-jährigen Opfer.  A. war als Flüchtling nach Österreich gekommen und hatte ab Ende 2016 in einer Asylunterkunft in St. Pölten gewohnt. Der heute 18-Jährige, der gut Deutsch spricht, bekam kein Asyl, aber aufgrund seiner Jugend subsidiären Schutz. Mittlerweile wurde ihm dieser entzogen.Über Instagram lernte er Michelle aus Steyr kennen. Nach mehreren Telefonaten hatten sich beide im Juni 2017 am Linzer Bahnhof zum ersten Mal getroffen. Laut Aussagen des Angeklagten war es "Liebe auf den ersten Blick". Mehrere Male pro Woche habe er seine Freundin daraufhin besucht und oft bei ihr übernachtet. Michelles Mutter habe ihn bekocht und seine Kleider gewaschen. Sogar die Buchstaben "MILD" für "Michelle, ich liebe Dich" ließ sich der Jugendliche tätowieren. Saber A. betonte beim Prozess aber, dass es in der Beziehung immer "ein Auf und Ab" gegeben habe. So habe er gemerkt, dass seine Freundin immer wieder anderen Männern geschrieben hat - "mit Herzchen und 'Ich liebe dich'". Sie "spiele nur mit anderen Burschen", habe die 16-Jährige gesagt. Auch A. gab zu, mit anderen Mädchen geflirtet zu haben. Einen Monat vor der Tat soll Michelle mit einem Afghanen intensiver gechattet haben. Das habe ihn eifersüchtig gemacht, worauf er seiner Freundin den Kontakt zu dem anderen Mann verboten habe, sagte der Angeklagte aus. Das junge Paar sei übereingekommen, dass das Mädchen den Afghanen nicht mehr anruft. A. soll seine Freundin darauf mehr und mehr unterdrückt haben. 

Im Dezember 2018 hatten sich die beiden wieder einmal versöhnt. Er besuchte seine Freundin in der Wohnung ihrer Mutter und das Pärchen zog sich ins Zimmer des Mädchens zurück. Dort soll die 16-Jährige über ihre Gefühle gesprochen und gesagt gaben, dass sie nicht glücklich sei und ihn hasse. Daraufhin soll er ein Messer genommen und ihr in den Rücken gerammt haben. Sie verblutete. Er sei noch die ganze Nacht im Zimmer geblieben, habe die Leiche zugedeckt, die Tatwaffe versteckt und die Tür verbarrikadiert, so Rauch. Dann sei er aus dem Fenster gesprungen und nach Wien geflüchtet. Am 11. Dezember stellte er sich aufgrund des massive Fahndungsdrucks der Polizei.

Laut Staatsanwaltschaft habe der Afghane in seiner ersten Einvernahme behauptet, er habe seiner Freundin das Messer reichen wollen, sei schwindelig geworden und auf sie gefallen. Dabei sei es zu den tödlichen Verletzungen gekommen. Später verweigerte der Angeklagte jede Aussage und auch eine Tatrekonstruktion. Laut Auswertung seines Smartphones habe er die Tat in Videos in sozialen Medien aber zugegeben.

Im Laufe des Tages sollen der Angeklagte, der aber bereits angekündigt hat nichts sagen zu wollen, der gerichtsmedizinische Sachverständige Fabio Monticelli und Zeugen zu Wort kommen, am Tag darauf die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner. Laut deren Gutachten sei der junge Mann zurechnungsfähig und es liege auch kein Grund für eine Einweisung in eine Anstalt vor. Ein Urteil ist am Mittwoch zu erwarten.

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