Frisches Geld: Anger kann Mitarbeiter bezahlen
TRAUN. Die Jännergehälter können jetzt verspätet überwiesen werden. Völlige Entwarnung in der Krise gibt es aber nicht: Ein Fünftel der Belegschaft wurde zur Kündigung angemeldet, ein Übernehmer soll noch im ersten Quartal kommen.
Eine erste Entwarnung gibt es vom Maschinenbauer Anger Machining in Traun. Die ausstehenden Jänner-Entgelte für die Belegschaft dürften heute, Mittwoch, überwiesen werden. Einer der wichtigsten Kunden, der deutsche Automobilzulieferer ZF hat für Maschinen, die schon fast fertig gebaut sind, weitere Anzahlungen geleistet und ein Vorort-Lager übernommen. "Damit ist der Liquiditätsengpass beseitigt. Sogar ohne weitere Auftragseingänge ist das Unternehmen bis zum Sommer abgesichert", sagt Klaus Dirnberger, einer der beiden Geschäftsführer des Sondermaschinenbauers.
Wie berichtet, sind im November die Gespräche über einen Einstieg der UIAG geplatzt. Weitere Gründe für die Krise: In den vergangenen beiden Jahren blieb – nach einem Orderhoch zuvor – der Auftragseingang hinter den (zu) hohen Erwartungen. Gleichzeitig wurde die Struktur des Unternehmens auf Wachstum aufgebaut, die Mannschaft entsprechend aufgestockt.
Im Jänner blieb die Firma dann den 180 Mitarbeitern in der Gruppe die Gehälter schuldig. Die Hausbanken Oberbank und Sparkasse Oberösterreich haben aufgrund des erhöhten Ausfallsrisikos auch die Finanzierungslinien gekappt.
Mit den Zahlungen von ZF sei zwar die Insolvenzgefahr gebannt, dennoch habe Kostensparen oberste Priorität, sagt das Management. 30 der 160 Mitarbeiter in Traun wurden beim Arbeitsmarktservice per Frühwarnung zur Kündigung angemeldet. "Wir müssen die Kapazität an die Auftragseingänge der letzten beiden Jahre anpassen und in die Strukturen hineinschneiden", sagt Dirnberger.
Weiters wird es bei einem Teil der Belegschaft zu Gehaltskürzungen kommen. "Es kommt zu einer Neuregelung des Gehaltssystems. Überzahlungen von bis zu 60 Prozent gegenüber dem Kollektivvertrag werden angepasst", sagt Dirnberger.
Noch im ersten Quartal erwartet das Management den Abschluss der erneut gestarteten Investorensuche. Man sei mit mehreren Interessenten im Gespräch, sagt Vertriebschef Dietmar Bahn. Ein neuer Mehrheitseigentümer wird ebenfalls frisches Geld bringen. "Es muss wieder Ruhe einkehren im Unternehmen", sagt Bahn.
Kurzfristig ist als möglicher Übernehmer der Gurtener Maschinenbauer Fill aufgetaucht. Diese liefern ebenfalls Sondermaschinen in die Automobilindustrie. Fill investiert aber in den eigenen Ausbau und hat abgewunken.
Ein weiterer Verhandlungspartner ist die Management Trust Holding (MTH) von Josef Taus. Zu dem Reich gehört die Maschinenbau-Gruppe Kraus & Mauser, die wie Anger Anlagen für den Motoren- und Getriebebau liefert. Auch mit börsenotierten Unternehmen werde verhandelt, heißt es.
Zu dünne Eigenkapitaldecke
Das Problem des Maschinenbauers Anger ist, dass aufgrund des kapitalintensiven Innovations- und Wachstumskurses nie Eigenkapital aufgebaut werden konnte. Bahn und Dirnberger sind seit 2005 an Bord. Der Personalstand hat sich von 2006 auf 2014 verdoppelt. Seit 2013 sind die beiden Manager Alleineigentümer. Damals haben sie die Anteile des Finanzinvestor Michael Tojner übernommen.
Produktseitig steht Anger unmittelbar vor der Markteinführung eines Transferzentrums, das die Kundenliste verbreitern soll. "Wir haben bisher zu große Projekte mit zu wenigen Kunden", sagt Bahn selbstkritisch. Auf Anger Maschinen werden Motoren- und Getriebeteile höchstpräzise bearbeitet.
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Mein lieber Freund von der
O
spielen eine nicht unwesentliche Rolle. Geht' s doch letztlich nur darum, genannte Firma billigst zu bekommen.