Polizei prüft Betrugsvorwürfe gegen Wirecard
ASCHHEIM. Deutscher Zahlungsdienstleister weist Verdächtigungen zurück – Aktie erholte sich nach Absturz etwas
Die Berichte über angebliche Betrugsfälle beim deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard haben die Polizei in Singapur auf den Plan gerufen. Die Behörde prüfe die Angelegenheit, sagte gestern ein Polizeisprecher.
Hintergrund sind, wie berichtet, vergangene Woche erschienene Artikel der britischen Zeitung "Financial Times" über Unregelmäßigkeiten bei Wirecard. Das Unternehmen mit dem Wiener Chef Markus Braun wies die Vorwürfe zurück.
Den "Financial Times" lagen demnach Dokumente von Anwälten vor, die Wirecard selbst beauftragt hatte. Die Juristen sollen Belege für "schwere Vergehen" wie Urkundenfälschung gefunden haben. Es gebe Grund zur Annahme, dass diese Fälschungen andere Taten verdecken sollten: etwa Betrug, Untreue, Korruption, Geldwäsche.
Wirecard wandte sich gestern ein weiteres Mal gegen die Berichterstattung. Die Sache gehe auf Beschuldigungen zurück, die ein Mitarbeiter in Singapur im April 2018 gegen einen Kollegen erhoben habe. Dabei sei es um angebliche millionenschwere Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung gegangen. Einer internen Untersuchung zufolge habe es einen Streit zwischen den Mitarbeitern gegeben.
Chef: "Es gibt keinerlei Risiko"
Trotzdem sei eine in Singapur ansässige Anwaltskanzlei mit einer weiteren Untersuchung beauftragt worden. Diese sei inzwischen fast abgeschlossen. Hinweise auf kriminelle Vorgänge hätten die Anwälte bisher nicht gefunden. "Wir haben alles aufgearbeitet. Es gibt keinerlei Risiko", sagte Firmenchef Braun dem "Handelsblatt". Die Wirecard-Aktionäre "werden 2019 ein starkes Jahr erleben", kündigte er an. Rechtliche Schritte gegen die "Financial Times" und den Autor des Textes schloss Braun nicht aus.
An der Börse gingen die vergangenen Tage nicht spurlos vorbei. Die Wirecard-Aktie hatte in der vergangenen Woche fast 35 Prozent an Wert verloren. Gestern erholte sie sich und legte um 16 Prozent auf rund 123 Euro zu.