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Die Angst geht um an den Börsen

Von Hermann Neumüller, 24. Februar 2018, 00:04 Uhr
Die Angst geht um an den Börsen
Bild: Reuters

Abstürze, wie sie die New Yorker Börse schon lange nicht mehr erlebt hat, haben Anfang Februar die Anleger verschreckt. Geht es jetzt bergab?

Seit 2009 stiegen die Aktienkurse an der New Yorker Börse in einem scheinbar endlosen Aufwärtstrend. In der zweiten Februarwoche gab es dann "Korrekturen" von jeweils rund vier Prozent beim Leitindex Dow Jones Industrial. Wie meistens, wenn es in New York bergab geht, pflanzten sich die Schockwellen über Asien bis nach Europa fort. Ist das die Trendwende nach unten? Die Angst ist groß bei den Anlegern. Hier die wichtigsten Fragen zum Börsegeschehen:

 

Was war der Auslöser für diese Kurseinbrüche?

Gute Arbeitsmarktdaten waren der Auslöser. Das mag seltsam klingen, aber dahinter steckt die Angst vor Inflation und damit rasch steigenden Leitzinsen. Die Geldschwemme und Niedrigzinsen der großen Notenbanken halten die Anleger seit Jahren bei Laune, während traditionelle Sparer darunter leiden. Die niedrigen Zinsen zwingen die Anleger geradezu, Aktien zu kaufen. Steigende Zinsen würden auf die Unternehmensgewinne drücken. Außerdem wären dann Anleihen wieder eine brauchbare Alternative für Aktien.

Aber gilt das auch für Europa?

"Die Zinsängste kommen klar aus den USA", sagt Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment GmbH. Die Arbeitslosigkeit in den USA sei extrem gering, die Wirtschaft laufe solide. "Jetzt kommt obendrauf die Steuerreform von Trump. Die Inflationssorgen in den USA haben zugenommen", sagt Wögerbauer. In Europa sei noch keine Zinswende in Sicht. "Es wäre höchst an der Zeit, dass in der besten Konjunktur seit Jahren die ,Minuszinsen’ endlich verschwinden würden", sagt Wögerbauer.

Warum fallen die "Korrekturen" in den USA gar so heftig aus?

"Wir machen uns Sorgen wegen der Marktstruktur", sagt Wögerbauer. Indexfonds hätten die Märkte nach oben getrieben – und zwar undifferenziert, sagt Wögerbauer. Und diese Indexfonds verstärkten auch die Abwärtswelle, weil ein Indexfonds alle seine Wertpapiere bestens auf den Markt werfe, wenn der Anleger verkaufe. Alle Statistiken würden zeigen, dass es in der Woche der starken Kursrückgänge massive Abflüsse aus diesen Fonds gegeben habe. "Der Computerhandel tut das seinige dazu", sagt Wögerbauer.

Sind fallende Kurse in Europa also eine Aufforderung zum Nachkaufen von Aktien?

Wer starke Nerven hat, kann das tun. Europa habe einen anderen Konjunktur- und Zinszyklus, sagt Friedrich Mostböck, Chefanalyst der Erste Group. Die Unternehmensbewertungen seien weniger hoch als in den USA. "Europa sollte sich eigentlich besser entwickeln", sagt Mostböck.

Dass Europa bei der Korrektur mitmache, sei eigentlich paradox, sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International. Europa habe die jüngste Aufwärtsentwicklung nicht mitgemacht. Europa sei in einer besseren Balance, was Unternehmensbewertungen und Konjunkturzyklus angehe. Für den US-Aktienmarkt erwartet Brezinschek heuer eine "breite Seitwärtsbewegung" mit starken Kursschwankungen. "Einen Abwärtstrend halte ich für wenig wahrscheinlich, weil die Wirtschaftsindikatoren nach wie vor auf eine markante Aufwärtsbewegung hindeuten."

Was bedeutet das für den österreichischen Aktienmarkt?

Für Europa gebe es wenige Auswirkungen durch die Entwicklung in den USA, "für Österreich und Osteuropa fast gar keine", sagt Erste-Analyst Mostböck.

Was ist in den nächsten Monaten an den Börsen zu erwarten?

Analysten rechnen vorerst nicht mit einem lang anhaltenden Absturz an den Börsen. "Korrektur ja, Crash und Bärenmarkt nein", sagt der Chef-Volkswirt der deutschen Dekabank, Ulrich Kater. "Die Korrektur muss morgen nicht gleich wieder vorbei sein, sie wird aber wieder Käufer anlocken, die vorher aus dem Markt ausgestiegen waren." Experten der deutschen Berenberg Bank sehen die Finanzmärkte auf dem Weg zur Normalisierung. Der Kurseinbruch sei bisher nicht mehr als eine Korrektur nach der Übertreibung der vergangenen Monate. "Der Anstieg der Anleihenrenditen spiegelt eine Rückkehr zur Normalität bei Wirtschaftswachstum und Inflation." Über den weiteren Börsenverlauf in diesem Jahr werden im April die ersten Quartalsergebnisse Aufschluss geben, sagt Raiffeisen-Analyst Brezinschek. "Es kommt schon auf das Gewinnwachstum in den ersten Monaten an."

Muss man jetzt seine Anlagestrategie ändern?

"Nein", sagt Wögerbauer. Vorerst sollte man abwarten und keinesfalls rein- und rausspringen. In schwankungsintensiven Märkten zu agieren, sei selten sinnvoll. "Ich würde die Märkte auspendeln lassen, fundamental gibt es keine großen neuen Erkenntnisse", sagt Wögerbauer. Aber die Anleger müssten sich wieder an größere Schwankungen gewöhnen – und auch daran, "dass die Notenbanken nicht immer für Ruhe an den Märkten sorgen".

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