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Papst will Diakonat für Frauen prüfen lassen

Von nachrichten.at/apa, 12. Mai 2016, 17:10 Uhr
Papst Franziskus Bild: (AFP)

VATIKANSTADT. Papst Franziskus will die Zulassung von Frauen zum Amt des Ständigen Diakons prüfen.

Der Vorschlag kam ganz unerwartet aus den Reihen von 900 Ordensoberinnen: "Könnte nicht eine offizielle Kommission eingerichtet werden, die die Frage des Diakonenamtes für Frauen prüft?" Der Papst, der die Oberinnen zu einer Audienz im Vatikan empfangen hatte, wurde hellhörig, nachdenklich. "Ich glaube schon. Es wäre gut, wenn die Kirche diesen Punkt klärt", sagte er dann. "Ich bin einverstanden."

Und wegen dieser wie eine Randnotiz wirkenden Bemerkung steht die katholische Kirche plötzlich womöglich vor einer grundlegenden Umwälzung.

Der Kurie treibt Franziskus schon lange den Schweiß auf die Stirn. Kaum ein Thema ist ihm zu heiß, kaum eine seit Jahrhunderten eingefleischte Regel zu unumstößlich. Dabei führt sich der 79-Jährige aber nicht wie ein Alleinherrscher auf, der die Dinge eigenmächtig in die Hand nimmt - der Argentinier delegiert lieber, lässt diskutieren und prüfen, um dann zu einem Schluss zu kommen.

"Wenn es um Frauen geht, dann setzt sich dieser Papst mit ganzem Herzen dafür ein, Hindernisse zu überwinden und gleichzeitig der Kurie, die starken Widerstand leistet, nicht auf die Füße zu treten," zitierte die Nachrichtenagentur Ansa die Historikerin Lucetta Scaraffia, die ein Frauen-Magazin der Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano" leitet. "Alle Verbote für Frauen - auch das Verbot, zu predigen - gehören zum kanonischen Recht, das heißt, sie sind nicht unumstößlich und können sich ändern", fügte sie hinzu.

Der wichtigste Punkt dieser unerwarteten Öffnung sei aber, dass Frauen sich endlich getraut hätten, dem Papst ganz offen unbequeme Fragen zu stellen, weil sie es satt hätten, weiterhin ausgegrenzt zu werden. "Und der Papst hat gesagt: Ihr habt Recht!", so Scaraffia.

Papst hält nicht an starren Formen fest

Franziskus scheint ein Händchen dafür zu haben, Bewegung in scheinbar festgefahrene Dogmen, Grundsätze und Leitlinien der Kirche zu bringen, Dinge anzuschieben, ins Rollen zu bringen - ohne das Grundgerüst der Kirche freilich in Frage zu stellen. Das hatte er jüngst bei der Veröffentlichung seines Schreibens zu Ehe und Familie "Amoris Laetitia" bewiesen, als er offen und ganz menschennah über Zweisamkeit und Sex schrieb, statt sich in päpstlichen Anordnungen zu verlieren. Franziskus beweist immer wieder, dass er nicht an starren, Formen festhält, sondern die Bedürfnisse der Menschen des 21. Jahrhunderts kennt und versteht.

So weiß er auch um den Priestermangel und um die Probleme der Kirche, für junge Gläubige überhaupt noch attraktiv zu sein. Der ständige Diakonat, der auch verheirateten Männern offen steht, ist nach Angaben von Radio Vatikan derzeit die einzige Form der Berufung in der katholischen Kirche, die in Europa noch Zuwächse verzeichnet. Frauen zuzulassen wäre ein deutliches Signal, das der Kirche viele neue weibliche Anhänger einbringen könnte. Die Familiensynode hatte sich zuletzt hingegen nur am Rande mit dem Thema beschäftigt.

Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hatte sich bereits 2013 für ein Diakonat für Frauen ausgesprochen - und war mit dem Vorstoß vielerorts auf Ablehnung gestoßen. Dabei hatte Zollitsch damals noch dafür geworben, Frauen als Diakone in einem speziellen neuen Amt zuzulassen. Also ohne Weihe.

Der Papst geht mit der Idee zu der Studienkommission noch weiter, denn hier geht es um eine Prüfung des ständigen Diakonenamtes. Aber was sind Diakone überhaupt? Ihre Weihe ist die unterste der drei Weihstufen in der Kirche, danach können die Priester- und die Bischofsweihe folgen - aber sie müssen es nicht. Diakone dürfen bestimmte Sakramente spenden, etwa die Taufe, nicht aber die Eucharistie oder die Beichte.

Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hatte sich erst kürzlich für ein Diakonenamt für Frauen eingesetzt. "Leider dauert es schon zu lange, bis in Rom eine Entscheidung fällt über einen Ständigen Diakonat der Frau", beklagte er. Eine Entscheidung ist auch jetzt noch nicht gefallen, und auch der Zeitrahmen für die Einrichtung der Kommission war zunächst unklar. Sicher ist nur: Eine leise Randnotiz des Papstes hat sich einmal mehr zum Paukenschlag entwickelt.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Silentiarius (697 Kommentare)
am 13.05.2016 11:59

Schon der einleitende Satz "Papst Franziskus will die Zulassung von Frauen zum Amt des Ständigen Diakons prüfen" ist grundfalsch. Bei einem Treffen mit Oberinnen verschiedener Frauenorden hat Franziskus lediglich die Einrichtung einer Studienkommission zugesagt, welche die bislang nicht wirklich geklärten Funktionen der "Diakoninnen" IN DEN ANFÄNGEN der Kirche wissenschaftlich untersuchen soll. Diese Studienkommission hat also KEINESWEGS zu prüfen, ob HEUTE Frauen zum Ständigen Diakonat zugelassen werden können oder sollen.

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observer (22.226 Kommentare)
am 12.05.2016 17:58

Man kann für so was sein oder auch dagegen - aber dieser Papst ist ein Nichtentscheider, eine auf die kange Bank Schieber und ein Ankündiger und in Aussicht Steller. In meinen Augen der absolut falsche auf diesem Posten. Gerade bei der r.k. Kirche hat der Papst eine unbeschränkte und absolute Macht - er kann praktisch alles und sofort entscheiden. Dieser Papst ist aber zögerlich - in meinen Augen ist er unfähig. Ist mir zwar im Prinzip wurst, weil ich sowieso den krampfhaft konstruierten Alleinvertetungsanspruch der r.k. Kirche in der Nachfolge Christi nicht teile - aber trotzdem meine Meinung.

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( Kommentare)
am 12.05.2016 22:28

ein gewisser observer findet überall ein haar in der suppe. ich würde vorher den text etwas genauer lesen.

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