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Man nannte ihn Darth Vader

Von Ludwig Heinrich aus Berlin, 23. Februar 2019, 00:04 Uhr
Man nannte ihn Darth Vader
Christian Bale als Dick Cheney: Jeder Drehtag begann mit vier Stunden in der Maske. Bild: Constantin

"Dick Cheney verstand es, die Politik wie Schach zu spielen", sagt Christian Bale, der in "Vice – Der zweite Mann" den einstigen US-Vize oscarreif mimt.

Dieser Film war eines der großen Ereignisse der Berlinale, wiewohl Adam McKays achtfach oscarnominierter Streifen "Vice – Der zweite Mann" außer Konkurrenz lief. Ex-"Batman" Christian Bale verkörpert in "Vice" – aktuell in unseren Kinos – den einst übermächtigen US-Vizepräsidenten Dick Cheney. Der Golden-Globe-Gewinner hat in der Nacht auf Montag Chancen auf den Oscar für den besten Hauptdarsteller.

Was waren Ihre ersten Gedanken, als Ihnen Adam McKay die Rolle anbot?

Christian Bale: Absolut unmöglich! Cheney sah ja total anders aus als ich! Sechs Monate arbeitete ich mit dem berühmten Make-up-Künstler Greg Cannom, um mein neues Erscheinungsbild in den Griff zu bekommen. Daneben studierte ich unzählige Videos und las alles, was ich über Cheney in die Hände bekam.

Christian Bale
Christian Bale Bild: Reuters

Außerdem legten Sie ordentlich Gewicht zu. Das haben andere Kollegen auch schon gemacht. Aber Sie sind wohl der Einzige, der für einen Film ("Der Maschinist") einst rund 20 Kilo abgenommen hat. Und jetzt mussten Sie 20 Kilo zulegen. Eine echte Tortur?

Schon. Aber das war es mir wert. Aber ich mache es sicher nicht noch einmal. Ich fühle, dass mir mein Körper dann sagen würde: Du wirst bald sterben. Schließlich bin ich 45 und beobachte mich dabei, dass ich manchmal durchs Haus hatsche wie ein alter Mann. Klar arbeitete ich mit einem Ernährungsberater und unter ärztlicher Kontrolle.

Wie hat Ihnen die Maske als Dick Cheney letztendlich getaugt?

Es war schon ein unglaublicher Augenblick, als ich mich erstmals in kompletter Maske – das dauerte jeden Morgen übrigens vier Stunden – vor einen Spiegel stellte und mich selbst nicht wiedererkannte.

Was war Dick Cheney für Sie? Bösewicht, Kriegstreiber?

So kann man an eine Rolle nicht herangehen. Der Mann hatte unglaublichen Einfluss und verstand es virtuos, auf der politischen Klaviatur zu spielen. Adam McKay und ich waren uns einig, dass ich mich dem Charakter positiv nähern musste. Ich musste Cheney umarmen – auf ernsthafte Art. Es durfte keine Vorhersehbarkeit entstehen, sonst hätte es ja keine Überraschungsmomente geben können.

Man nannte ihn Darth Vader
Dick Cheney Bild: Reuters

Was hat Sie an ihm besonders interessiert?

Natürlich die menschliche Seite. Wie war er als Ehemann, als Vater? Das Überraschende für mich war, wie sehr er von seiner Frau Lynne angetrieben wurde. Sie war eine Lady Macbeth im Hintergrund. Aber nachdem er in Yale rausgeschmissen wurde, versehentlich einen Menschen tötete, besoffen einen Autounfall verursachte und seinen Führerschein abgeben musste, stellte ihn Lynne, seine Highschool-Liebe, vor die Alternative: Mir reicht’s, mein Lieber. Entweder, du wirst was Besonderes, vielleicht sogar amerikanischer Präsident, oder… Und er hat auf sie gehört. Zugutehalten muss ich ihm auch, dass er sich an die Seite seiner jüngeren Tochter Mary stellte, als sich diese mit 17 zu Hause als Lesbe outete. Damals, im Jahr 1986, in den USA gar nicht so einfach. Dafür hat er sogar vorübergehend seine politischen Ambitionen zurückgestellt. Bis er als unglaublich mächtiger Vizepräsident von George W. Bush wieder auf den Zug aufsprang.

... und den Irak-Krieg ankurbelte.

Es gibt so viele Fragen, die ich ihm gern stellen würde. Darunter jene, ob er diesen völlig unethischen Krieg je bereut hat. Manche sagen: Ja, er habe sich einmal diesbezüglich geäußert. Ich glaube es nicht. Man nannte ihn ja auch, nach dem berühmten Bösewicht aus "Star Wars", Darth Vader.

Glauben Sie, dass ihm das gefallen hat?

Natürlich. Er nannte sich ja auch selbst so, und das taugte ihm.

Falls man Ihnen anbietet, den gegenwärtigen Präsidenten Donald Trump in einem Film zu verkörpern, wie würden Sie reagieren?

Uninteressant. Denn: Cheney hat verstanden, dass im Verschweigen wahre Macht liegt. Das kann man Mister Trump bestimmt nicht nachsagen.

Ist Trump Ihrer Meinung nach gefährlicher als Cheney?

Jemand kann umso gefährlicher sein, je intelligenter er ist. Auch das kann man Trump nicht nachsagen. Cheney verstand es, die Politik wie Schach zu spielen. Glauben Sie, dass Trump Schach spielen kann…?

Sind Sie ihm je begegnet?

Ja, in einem seiner Trump-Towers, im Batman-Kostüm. Hat ihn sehr amüsiert.

Gibt es Menschen, die Sie bewundern?

Wenn, dann sicher keinen Politiker. Ich habe mir da einen gewissen Zynismus bewahrt. Obwohl es sicher diesen oder jenen gibt, der sich sehr bemüht.

Bei der Oscar-Verleihung haben Sie beste Chancen. Genießen Sie das?

Sie gestatten mir, nicht zu heucheln. Applaus und Beifall zu genießen, ist doch menschlich. Doch bei allem bleibe ich realistisch. Ich erinnere mich nicht nur an die guten Filme, die ich gemacht habe, sondern auch an die schlechten. Dass "Vice" so viel Aufmerksamkeit gefunden hat und achtfach nominiert ist, finde ich deswegen wunderbar. Aber eines ist mir klar: Jeder Kollege, der auch auf der Liste steht, hat eine tolle Leistung geboten und würde sich den Oscar verdienen.

Durften Ihre Kinder die "Batman"-Filme sehen?

Ich habe es ihnen nicht verboten, aber sie wollen nicht. Sie sehen lieber jeden Tag das Original.

Wie haben sie reagiert, als Sie sich in Dick Cheney verwandelten?

Sie haben sich amüsiert und mich Buddha-Bär genannt.

Wie haben Sie selbst reagiert, als Sie den fertigen Film zum ersten Mal gesehen haben?

Da musste ich immer an den Dreh denken. Damals habe ich mich gefühlt wie ein Ochsenfrosch oder ein Walross. Oder wie ein Bulldozer, eine nicht aufzuhaltende Naturgewalt.

Und was hat Ihre Frau Sibi gesagt, als Sie plötzlich monatelang einen so "fetten" Ehemann neben sich hatte?

Die hat das genossen. Ich zitiere sie: "Je fetter du bist", hat sie gesagt, "umso dünner sehe ich neben dir aus."

Zum Abschluss noch einmal zurück zur Politik. Sie haben einen amerikanischen und einen britischen Pass. Was sagt der Brite zum Brexit?

Christian Bales Antwort: ein Schluchzen. Ebenfalls oscarreif.

 

> Der Trailer zum Film:

 

Christian Bale

Der Schauspieler: Wie Dick Cheney kam Christian Bale an einem 30. Jänner zu Welt – allerdings erst 1974 in Haverfordwest in Wales. Er brach mit 16 die Schule ab und zog nach der Scheidung der Eltern mit seinem Vater als 17-Jähriger nach Kalifornien. Bereits 1987 hatte ihn Steven Spielberg für die Rolle der jugendlichen Hauptfigur in „Das Reich der Sonne“ engagiert. 2005 schlüpfte er für Christopher Nolans Comicverfilmung „Batman Begins“ zum ersten Mal in die Maske des Fledermaushelden, als der er auch in „The Dark Night“ (2008) und in „The Dark Knight Rises“ (2012) erfolgreich war. Als cracksüchtiger Ex-Boxer Dicky Eklund erspielte er sich 2011 in „The Fighter“ einen Nebenrollen-Oscar. Der Doppelstaatsbürger (USA, GB) hat mit seiner Frau Sibi eine Tochter und seinen Sohn.

 

Dick Cheney

Der Politiker: Der am 30. Jänner 1941 in Lincoln, Nebraska, geborene Richard „Dick“ Cheney war von 2001 bis 2009 unter George W. Bush 46. Vizepräsident der USA. Unter George Bush sen. diente der Republikaner von 1989 bis 1993 als Verteidigungsminister. Cheney galt nicht nur als mächtigster Vize in der Geschichte der Vereinigten Staaten, sondern auch als einer der umstrittensten. Er zog im Hintergrund die Fäden im Krieg gegen den Terrorismus, kampagnisierte faktenfrei gegen das Regime von Saddam Hussein und wurde so zum treibenden Architekten des Irak-Krieges.
Der einstige Kettenraucher hatte mit 37 Jahren den ersten von fünf Herzinfarkten. Er ist seit 1964 mit Lynne verheiratet, die beiden haben zwei Töchter und sieben Enkelkinder.

 

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