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Die Weihnachtszeit, vier Mal anders

Von OÖN, 18. Dezember 2017, 20:09 Uhr
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"Manneken Pis" als Weihnachtsmann Bild: oön

Vier OÖN-Korrespondenten berichten launig, was in ihrer Stadt vor, zu und nach Weihnachten los ist

Brüssel, London, Moskau, Washington - Weihnachten und die Vorweihnachtszeit unterscheidet sich regional sehr stark.

 

„Manneken Pis“ als Weihnachtsmann

Von Monika Graf aus Brüssel

Belgien ist ein säkulares Land. Das heißt nicht, dass die Belgier nicht religiös wären, aber im öffentlichen Leben ist die Religion kaum präsent. Für Nicht-Belgier überraschend: Hier ist der Nikolo zugleich eine Art Weihnachtsmann, der Geschenke bringt und daher für sie wichtiger ist als Weihnachten selbst. Vor dem 6. Dezember ist in den mit immer ausgefalleneren Lichtinstallationen beleuchteten Einkaufsstraßen deshalb fast mehr los als danach.

Zu Hause steht der Christbaum oft schon ab Mitte Dezember mit Lichterketten behängt im Wohnzimmer. Der 24. Dezember selbst ist in Belgien ein normaler Arbeitstag, sofern er nicht wie heuer auf einen Sonntag fällt. Nur der Christtag ist ein Feiertag, an dem die Familie zusammen kommt, nicht aber der 26. Dezember.

„Die Zeit der Winterfreuden“

Der Dezember ist für die Belgier „die Zeit der Winterfreuden“, was in einem Land, in dem Schnee selten ist, eigenartig anmutet. Abgesehen vom „Manneken Pis“, dem Wahrzeichen der Stadt, als Weihnachtsmann verkleidet, gibt es kaum spezielle Ansichtskarten für die Jahreszeit. Wohl auch mangels Nachfrage, denn die Wintermonate sind nicht die beste Reisezeit für einen Belgienbesuch. Die wenigen Touristen posieren neben dem kugelbehangenen Christbaum auf dem Großen Platz. Ansonsten wird in der Multi-Kulti-Stadt mit ihren vielen Muslimen das christliche Erbe nicht sehr hervorgekehrt.

Im Europaviertel bieten die Blumenhändler erst seit zwei, drei Jahren Adventkränze an – auch keine wirkliche Tradition der Belgier. Sie sind ein Importprodukt der Deutschen und Österreicher, die hier leben. Auch Weihnachtsbäckerei ist de facto unbekannt – abgesehen von Vanillekipferl, die da und dort Teil der hiesigen Weihnachtsfolklore sind. Österreichische „Expats“ importieren daher für Weihnachtsempfänge nicht selten in größeren Mengen Lebkuchen, Zimtsterne & Co. – sehr zur Freude ihrer Gäste.

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Grelle und schrille Vorweihnachtszeit   Bild: oön

Grelle und schrille Vorweihnachtszeit

Von Jochen Wittmann aus London

So idyllisch, wie es die Weihnachtskarte zeigt, hätten es die Londoner gern: Weihnachtsbaum vor mittelalterlicher Dorfkirche, roter Postkasten mit einem Rotkehlchen drauf – und das Ganze eingehüllt in tanzende Schneeflocken. So ist der Advent im Königreich aber nur in der Wunschvorstellung. Abgesehen davon, dass es so gut wie nie Schnee gibt, und, wenn er fallen sollte, sich in Nullkommanichts in grauen Matsch verwandeln würde: Die Vorweihnachtszeit in Großbritannien lässt sich nicht unbedingt als besinnlich bezeichnen. Und besonders in London fällt sie eher grell und schrill aus.

Was die Leute natürlich nicht davon abhält, sich gegenseitig idyllische Weihnachtskarten zu schicken. Da wird überkompensiert, was die Weihnachtszeit eigentlich bedeutet und alles in allem eine recht unheilige Affäre ist. Das fängt mit Einkaufsorgien ab Anfang November an, setzt sich mit wilden Büropartys in der Adventzeit fort und endet mit Suff und Völlerei am „Christmas Day“.

Es gibt einen Gegentrend

Kommerz und Konsum dominieren das Fest. Allerdings gibt es dazu auch einen Gegentrend. Zuletzt dämmerte es den Briten, dass ihnen inmitten all der Feierei etwas verloren ging. Weniger das Grelle, mehr das Besinnliche ist angesagt.

Und wohin schauen die Briten, um den Geist der Weihnacht wiederzuentdecken? Nach Bräuchen aus dem deutschsprachigen Raum. Immerhin haben sie den Deutschen ja den Christbaum zu verdanken: Prinz Albert, dem deutschen Gatten von Queen Viktoria, der den Brauch, einen Christbaum aufzustellen, 1841 einführte, worauf die Untertanen das Königshaus begeistert kopierten. Auch der Weihnachtsmarkt ist ein derartiger Erfolg, dass er aktuell in jeder größeren Stadt anzutreffen ist. Kein Zweifel: Glühwein, Bratwurst und Bier kommen bei den Briten an.

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„Petersburg säuft“ und „Moskau brennt“   Bild: oön

"Petersburg säuft" und "Moskau brennt"

Von Stefan Scholl aus Moskau

Auch die russische Hauptstadt schmückt sich im Advent mit großem Aufwand. Aber richtige Feststimmung kommt hier erst später auf, und die ist wenig besinnlich.

Eigentlich ist Moskau bestens als Vorweihnachtsmetropole geeignet. Auch diesen Dezember ist es flächendeckend verschneit, Dutzende Eisflächen sind zum Schlittschuhlaufen freigegeben. Aber obwohl die Stadt für Festbeleuchtung und Schmuck jedes Jahr mehr als 40 Millionen Euro ausgibt, obwohl die großen Geschäfte und viele Restaurants wie im Westen schon mit Goldsternen und Kunsttannengrün dekoriert sind, kommt noch keine rechte Vorfreude auf. Auch weil das Fest noch fern liegt: das russisch-orthodoxe Weihnachten findet erst zwei Wochen nach dem europäischen statt, die Bescherung aber zu Neujahr.

Vor dem Universalkaufhaus am Kusnezki Most werden gerade die Holzböden des Weihnachtsmarktes montiert, ein Straßenmusikant singt sowjetische Balladen – und vor dem Rathaus schimmern einige Dekorationen zart wie Eisblumen.

Das Neujahrsfest besitzt mehr Schwung, dafür weniger Besinnlichkeit als die westlichen Weihnachten. Die Feierlichkeiten ballen sich in den letzten Dezembertagen. Und Moskauer Betriebs-Weihnachtsfeiern sind feuchtfröhliche Veranstaltungen, die gefragteste Band bei diesen „Kooperatiwkas“ ist die Rockgruppe Leningrad, die mit wenig weihnachtlichen Titeln wie „Petersburg säuft“ oder „Moskau brennt“ die Büro-Elite zum Tanzen auf die Tische treibt.

Russen mögen ihren Winter nicht

Bis dahin aber dominiert der Alltag, die ersten starken Schneefälle verursachen wie jedes Jahr Verkehrschaos. Alle zwei, drei Kilometer gerinnt die Moskauer Blechlawine vor dem nächsten Auffahrunfall.

Und viele Russen mögen ihren Winter nicht: Laut Reisebüros favorisieren die Hauptstädter heuer zu Weihnachten die Vereinigten Arabischen Emirate als Urlaubsziel.

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Winter-Wonderland für die Sinne   Bild: oön

Winter-Wonderland für die Sinne

Von Thomas Spang aus Washington

Von den „Holiday“-Partys in den Büros über die Konzerte unterm nationalen Weihnachtsbaum vor dem Weißen Haus bis hin zu den Lichterparaden in den Wohngebieten der Vororte – langweilig wird es in Washington in den Tagen vor Weihnachten nicht. Wobei die Familie des Präsidenten Mitleid verdient. Bis zum Heiligen Abend werden die Trumps mehr als 25.000 Besucher willkommen heißen, die das Privileg haben, das festliche Dekor im Weißen Haus bewundern zu dürfen.

Der Kongress schält sich zwar nicht so prachtvoll heraus, aber der gewaltige Nadelbaum auf dem Kapitolhügel kann sich allemal sehen lassen. Heuer kommt die fast 25 Meter hohe Fichte aus dem fernen Cowboystaat Montana. Wer zu späterer Stunde hierher kommt, hat an einem klaren Abend wohl den schönsten Blick über die Mall auf das hell erleuchtete Washington Memorial.

Unweit von hier verwandelt sich der Skulpturengarten der National Art Gallery in eine Schlittschuhbahn. Glühwein gibt es hier wie an allen öffentlichen Plätzen nicht, dafür wird das Publikum mit Weihnachtsmelodien unterhalten.

Akustische Dauerbeschallung

Vor der akustischen Dauerbeschallung gibt es kein Entkommen – nicht beim Einkauf, beim Bestellen eines festtäglich gewürzten Kaffees und schon gar nicht auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken rund um den „Metro-Center“.

Wer richtig „hip“ sein will, bricht in die 7. Straße auf, wo im ehemaligen Schwarzen-Viertel Shaw pünktlich zum Advent eine „Christmas-Bar“ aufgemacht hat, besser bekannt als „Miracle on 7th“. Von der Spielzeugeisenbahn über das Lebkuchenhaus-Dekor bis hin zu den schneeweißen Lampenbällen erwartet die Gäste ein „Winterwonderland“ für die Sinne. Wer sich nach Ruhe sehnt, muss auf „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ hoffen.

Nur ein Wintersturm schafft es, das geschäftige Treiben in Washington zum Erliegen zu bringen.

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