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Von Kennedy zu Trump: Wie ist das passiert?

Von Thomas Spang, Washington, 29. Mai 2017, 00:04 Uhr
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Bildergalerie John F. Kennedy: Das war sein Leben
Bild: Reuters

Wie konnte das passieren? Hätte John Fitzgerald Kennedy den hundertsten Geburtstag am heutigen 29. Mai noch erlebt, würde er sein Amerika nicht wiedererkennen.

Der Optimismus JFKs ist dem Zynismus Donald Trumps gewichen.

Die Worte des jugendlichen Präsidenten bei seiner Amtseinführung am 20. Jänner 1961 kann vermutlich jedes Schulkind zitieren. "Frage nicht, was dein Land für dich, sondern was du für dein Land tun kannst", appellierte Kennedy an die Amerikaner, die ihm mit denkbar knapper Mehrheit den Vorzug über Richard Nixon gegeben hatten.

Der jüngste Präsident in der Geschichte der USA verbreitete mit seiner glamourösen Frau Jackie Aufbruchstimmung in einer Nation, die sich im Kalten Krieg mit der Sowjetunion auch innerlich aufgerieben hatte. Kennedy wandte sich den "Mitbürgern in der ganzen Welt" zu, die er als Verbündete im Ringen um "die Freiheit der Menschen" sah. Die Ausführungen Donald Trumps zur Amtseinführung genau 56 Jahre später könnten nicht unterschiedlicher sein. An einem regnerischen Tag beschwört der älteste US-Präsident einen düsteren Ethno-Nationalismus. Wo Kennedy Hoffnung säte, beklagt Trump den Untergang der USA und erhebt das Streben nach Dominanz zur Staatsdoktrin – "Von nun an gilt nur noch ‘Amerika zuerst, Amerika zuerst".

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Grenzen überschreiten

Das Versprechen JFKs im Wahlkampf, durch das Überschreiten immer neuer Grenzen ("New Frontiers") Fortschritt zu bringen, kontrastiert Trump damit, eine 2000 Meilen lange Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen, den Freihandel aufzugeben und die Verbündeten der USA für die gewährte Sicherheit Tribut zahlen zu lassen. Trump stellt Kennedys Appell, nach dem Gemeinwohl zu streben, auf den Kopf. Der Narzisst im Weißen Haus hinterlässt den Eindruck, als ginge es in erster Linie darum, sein persönliches Wohl zu fördern.

Der am 29. Mai 1917 als zweites von neun Kindern von Joe und Rose Kennedy in Brookline, Massachusetts, in privilegierten Verhältnissen zur Welt gekommene John saugte den Gedanken, an die Gesellschaft freiwillig etwas zurückzugeben, mit der Muttermilch auf.

Der ebenfalls in Reichtum groß gewordene Trump sah sich dagegen zeitlebens als Opfer – der Eliten in Manhattan, in Hollywood und Washington, die ihn wie einen Außenseiter behandelten.

Trumps emotionales Bindeglied zu seinen überwiegend weißen Anhängern besteht in dieser gemeinsam empfundenen Opferrolle. Daraus leiten sie das Recht ab, sich über andere zu erheben: fremde Staaten, Einwanderer und die demokratischen Institutionen.

Kennedy riss nicht nur seine Fans, sondern alle Amerikaner mit seinem Fortschritts-Optimismus mit. Dieser fand in der Mondmission ein greifbares Symbol der Entgrenzung.

Von Kennedy zu Trump: Wie ist das passiert?
Eine Ehre für Österreich, aber als Gipfeltreffen kein Erfolg waren die äußerst harten Gespräche zwischen Kennedy und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow im Frühsommer 1961 in Wien. Bild: Reuters

Eine Ehre für Österreich, aber als Gipfeltreffen kein Erfolg waren die äußerst harten Gespräche zwischen Kennedy und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow im Frühsommer 1961 in Wien.    

Pläne nur teilweise realisiert

So klar sich die Gegensätze skizzieren lassen, so komplex bleiben die Antworten auf die Frage, wie der idealistische Aufbruch der Kennedy-Jahre in der Sackgasse der Präsidentschaft eines selbstverliebten Kleinkrämers enden konnte, der sich im wahrsten Sinne des Wortes "antiamerikanisch" verhält? Ein Stück weit ist die Antwort in dem tragischen Ende Kennedys am 22. November 1963 in Dallas angelegt. Die sichtbare Trauer über seinen Tod illustrierte die Popularität JFKs, der mit Zustimmungswerten um die 70- Prozent-Marke so beliebt war wie kein anderer Präsident vor ihm und danach.

Trotzdem kam seine politische Agenda zu Lebzeiten nicht richtig voran. Die Überwindung der Rassentrennung stockte ebenso wie die versprochene Steuer- und Einwanderungsreform. Außenpolitisch erwies sich die gescheiterte Invasion der Schweinebucht als Blamage, wie nicht wenige die Raketenkrise auf Kuba als Ergebnis einer zu kompromissbereiten Politik gegenüber Moskau sahen.

Erst der Kennedy-Mord brachte Nachfolger Lyndon B. Johnson in die Position, die Gesetze durch den Kongress zu bringen. Doch damit brachen auch viele Gegensätze wieder offen zutage. Es folgten schwere Rassenunruhen und Studentenproteste, die Ermordung von Martin Luther King und Kennedys jüngerem Bruder Bobby.

Die von Ronald Reagan eingeleitete Privatisierungspolitik und die Entfesselung der Weltmärkte, die Bill Clinton mit voller Kraft ungebremst fortführte, verhalf der Globalisierung nirgendwo so dramatisch zum Durchbruch wie in den USA. Die Nachfolger Kennedys vergaßen die Mahnung, dass "eine freie Gesellschaft, die vielen Armen nicht helfen kann, die wenigen Reichen nicht retten wird".

Barack Obama verstand das und führte die universale Krankenversicherung ein. Danach sah er sich einer Totalblockade durch den republikanischen Kongress ausgesetzt. Trump beutete die Situation aus.

JFK baute mit seinem Optimismus, der Behauptung von Menschen- und Bürgerrechten und dem Glauben an ein besseres Morgen für alle ein Bollwerk der Freiheit gegen den Anspruch der Sowjets. Trump ließ sich von den Autokraten im Kreml im Wahlkampf mutmaßlich helfen. Sein Amerika ist der Gegenentwurf zu der Vision Kennedys.

 

Präsidenten nach JFK

1963 Lyndon B. Johnson: regierte nach dem Attentat bis 1968.

1968 Richard Nixon: Der Republikaner trat wegen der „Watergate-Affäre“ 1974 zurück.

1976 Jimmy Carter: Nixon-Nachfolger Gerald Ford verlor 1976 gegen den Demokraten aus Georgia.

1980 Ronald Reagan: Der Ex-Gouverneur regierte zwei Perioden. Der Republikaner zwang die Sowjetunion in ein Rüstungswettrennen.

1988 George Bush: Der Republikaner führte den ersten Irak-Krieg.

 

1992 Bill Clinton: Skandale und Aufschwung in acht Amtsjahren.

2000 George W. Bush: Begann nach 9/11 Krieg im Irak und in Afghanistan.

2008 Barack Obama: erster schwarzer Präsident. Die Gesundheitsreform wird von Nachfolger Donald Trump zurückgenommen.

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4  Kommentare
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Gugelbua (31.935 Kommentare)
am 29.05.2017 11:43

...wo bleibt eigentlich ein Artikel über Merkels Rede von enttäuschten Freunden ? grinsen

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houseknew (535 Kommentare)
am 29.05.2017 07:19

Ein etwas "merkwürdig" recherschierter Artikel. Unabhängig davon, dass ich den aktuellen Präsidenten auch unsymphatisch und peinlich finde, ist auch Jonny F. weit weg eines Heiligen oder gar Wunderwuzzis gewesen. Mag sein,dass er charismatisch war ( zumindest für damalige Verhältnisse) aber ich bin überzeugt davon dass wir nicht mal 10 % der Skandale und Machenschaften des K.-Familienclans wissen. War halt wie bei einem Popstar der früh stirbt... auch hier bleibt immer ein etwas verklärtes Bild zurück... obwohl nüchtern betrachtet deren Leben weit weg von Vorbild ist (Drogen, Alk, usw)

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Orlando2312 (22.320 Kommentare)
am 29.05.2017 10:37

Ist schon richtig, dass bei JFK im Nachhinein alles ein wenig verklärt erscheint.

Aber Tatsache ist, dass er im Vergleich zu seinem damaligen Kontrahenten Nixon fast eine Lichtgestalt war und dass er Aufbruchstimmung und Optimismus verbreitete. Na ja, vielleicht lag es ja auch am Kontrast zu Nixon.

Das Gegenteil ist bei Trump der Fall, wo ist da etwas von Aufbruchstimmung zu spüren? Der schwere Kater mit viel Kopfweh wird kommen, wahrscheinlich sehr rasch.

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jago (57.723 Kommentare)
am 29.05.2017 15:17

Damals war der WK2 in den Köpfen der Erwachsenen noch viel, viel näher als heute.

In Linz hat es noch das Amerikahaus gegeben, das ist heute undenkbar.

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