Die Not der Flüchtlinge in Kirgistan wächst
Obwohl die Kämpfe zwischen Kirgisen und Usbeken in Südkirgistan abgeflaut sind, ist die Lage dort weiter katastrophal. Nach Schätzungen der UN sind etwa 100.000 Menschen, meist ethnische Usbeken, auf der Flucht. Über 70.
Obwohl die Kämpfe zwischen Kirgisen und Usbeken in Südkirgistan abgeflaut sind, ist die Lage dort weiter katastrophal. Nach Schätzungen der UN sind etwa 100.000 Menschen, meist ethnische Usbeken, auf der Flucht. Über 70.000 Menschen, zum großen Teil Frauen, Kinder und alte Leute, haben die Grenze ins benachbarte Usbekistan überquert, wo sie notdürftig in Zeltlagern und Schulen untergebracht wurden.
Die kirgisische Interimspräsidentin Rosa Otunbajewa gab zu, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer vermutlich viel höher sei. Nach Angaben des Nachrichtenportals fergana.ru sollen allein in der Stadt Osch 1526 Menschen umgekommen sein. Es wird befürchtet, dass es auch in der Nachbarregion Dschalal-Abad weit über 1000 Tote gegeben hat. Wie die Bürgerrechtlerin Tolekan Ismailowa erklärte, verhindern bewaffnete Banditen, die von korrupten Lokalpolitikern angeführt werden, eine Rückkehr der Flüchtlinge. Kirgisische und russische Medien vermuten, dass die Pogrome gegen die Usbeken vielfach von den Behörden unterstützt wurden, die der Clan des gestürzten Expräsidenten Bakijew kontrolliert. In mehreren Stadtteilen Oschs lauern weiter Scharfschützen.
Auf dem Bischkeker Flugplatz Manas landete gestern die erste Maschine mit russischen Hilfslieferungen. Russland will insgesamt 130 Tonnen Hilfsgüter liefern. Die USA leisten humanitäre Hilfe in Höhe von einer Million Dollar, die EU hat fünf Millionen Euro Soforthilfe bereitgestellt, versprach aber weitere Unterstützung. Allerdings mangelt es in Manas wie in Osch an Freiwilligen, um die Hilfsgüter zu entladen. Laut Medienberichten verteilte der Vorsitzende des Oscher Stadtrats zwölf Lkw-Ladungen mit humanitärer Hilfe unter den Abgeordneten.
Wie CNN unter Berufung auf einen hohen Beamten in Washington meldet, schließen die USA eine Beteiligung an einem Militäreinsatz in Südkirgistan nicht aus. Aber dieser sei nur in Kooperation mit Russland denkbar.
Russland wiederum macht die Entsendung einer Friedenstruppe von langwierigen Konsultationen mit den anderen Mitgliedsstaaten der postsowjetischen Militärallianz ODKB abhängig. (scholl)