"Wir wollten nicht schludern"
Florian Henckel von Donnersmarck über "Werk ohne Autor" – derzeit in den Kinos.
Für seinen Film "Das Leben der Anderen" gewann Florian Henckel von Donnersmarck 2007 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Sein neuer Film "Werk ohne Autor" geht für Deutschland wieder ins Oscar-Rennen.
OÖNachrichten: Ihren Kino-Erstling "Das Leben der Anderen" haben sie in einer Klosterzelle im Stift Heiligenkreuz geschrieben, wo Ihr Onkel Gregor lange Jahre Abt war. Wo entstand das Drehbuch diesmal?
Henckel von Donnersmarck: Nicht mehr im Kloster, weil ja der Onkel sein Amt abgegeben hat, und nach Ordensregeln muss man dann das Kloster verlassen. Er lebt heute im Heiligenkreuzer Hof in Wien und arbeitet an seiner Autobiographie "Der Spediteur Gottes". Er war ja einmal Direktor bei der Spedition Schenker. Ich jedoch interpretiere den Titel anders: Für mich ist mein Onkel einer, der die Seelen auf Erden in Richtung Himmel schickt.
Haben Sie zu Schauspieler Sebastian Koch eine besondere Beziehung?
Ja, und die besteht auch darin, dass ich weiß, was er alles kann. Entgegen meinen Prinzipien habe ich diesmal eine Rolle für ihn geschrieben. Er ist in der NS-Zeit ein Mann, der schlimmste Dinge tut, aber auch charmant sein kann. Solche muss es ja gegeben haben, sonst wären nicht solche Massen von den Nazis verführt worden.
Wie lange haben Sie an diesem Stoff gearbeitet?
Vier Jahre. Dieses Thema ergriff immer mehr von mir Besitz. Die Handlung führt nicht nur über drei Jahrzehnte deutscher Geschichte, es geht auch um eine Auseinandersetzung mit der Kunst dieser Zeit.
Wieso dieses Interesse für die Kunst?
Ich war neun, als mich meine Mutter zur Kunstausstellung "Zeitgeist" in den Gropius-Bau mitnahm. Von da an wurde mir Kunst eine Lebensliebe wie die Musik.
Ihr Film dauert mehr als drei Stunden. Hatten Sie wegen dieser Länge keine Angst?
Warum denn? Wenn ich einen Film liebe, ist er mir nie zu lang wie etwa "Titanic" oder "Schindlers Liste". Die älteren Generationen sind mit Filmen wie "Doktor Schiwago" und "Der Pate" aufgewachsen. Und die jungen Leute, glaube ich, haben genug Durchhaltevermögen, wenn ich daran denke, wie viel sie sich bei diesen Netflix-Serien hintereinander ansehen.
Gab es vier Jahre keine Ruhepausen?
Nun, ich war mit meiner Familie (Frau und drei Kinder; Anm.d.Red.) vier Jahre nicht in den Ferien. Aber gut Ding erfordert Zeit und Fleiß. Mein Team wollte nicht schludern, denn das sind wir nicht zuletzt unseren Eltern und Großeltern schuldig, die diese Zeit durchlebten und durchlitten.
Die Hauptrolle wird durch Tom Schilling verkörpert. Wie sind Sie auf ihn gekommen?
Er ist ein subtiler Mensch mit starker Wirkung. Er redet im Film nicht viel. Aber er hat die Qualität wie Ulrich Mühe, nämlich, dass er mit den Augen spielen kann. Im Film ist er Maler, und das wollte er selbst auch einmal werden. Mit ihm lässt sich subtil arbeiten, er ist nie holzschnittartig.
Stammt etwas von den Bildern im Film von Tom Schilling selbst?
Manchmal hat er etwas bis zu den Zwischenstufen gemalt, die Gesamtteile sind jedoch von Andreas Schön.