Junges Theater: Zwergenspaß auf dem anarchischen Weg zur Lebendigkeit
Studiobühne Promenade: "Frerk, du Zwerg!" ab acht Jahren als freches Stück.
"Frerk, du Zwerg!", das bekommt er in der Schule oft zu hören: Außenseiter Frerk, Sohn aus gutem Haus, in dem Ruhe und Ordnung großgeschrieben sind, wie auch im steril weißen Bühnenbild von Daniel Angermayr, das zudem als große Mal-Tafel dient. Frerks Mutter treibt als weiblicher "Meister Proper" im weißen Petticoat – wie einer Putzmittelwerbung der 50er Jahre entstiegen – den Sauberkeitsfimmel auf die Spitze (ein Frauenbild, das selbst als Persiflage schmerzt). Frerks Vater schweigt männlich zu allem, auch zur täglichen MüsliQual, die er mit dem Sohnemann teilt (eine der besten Szenen).
Bis Frerks Fund eine ganze Familie verwandelt: ein Ei, aus dem – Zwerge schlüpfen! Sehen können sie nur Frerk und seine zwei lässigen, Cocktail schlürfenden Uhr-Agenten im Hawaiihemd. Und sicher auch das junge Publikum, das seine Freude hat, wenn die kleinen Wesen ihr Unwesen treiben. Sie erobern die verhasste Müsli-Schüssel, um das zu tun, was Frerk so gerne würde: drauf sch… Ein Ekel-Spiel zur Freude der jungen Zuseher. Fanny Brunner hat das 2012 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Kinderbuch von Finn-Ole Heinrich (36) frech bis anarchisch inszeniert, mit einem spielwütigen Ensemble.
Lukas Weiss wandelt sich vom verzagten Außenseiter zum selbstbewussten Helden. Steven Cloos ist schweigsam-phlegmatischer Vater wie lässiger Agent Riddle. Karina Pele gibt einen Widersacher zum Fürchten und Agent Torch. Anna Katharina Fleck ist die Putzikone mit Mona-Lisa-Lächeln (nettes Kostüm-Detail: ihr finales Spiegeleier-Kleid als Zeichen ihrer überwundenen "Popo-Eier"-Phobie). Bühnenmusiker Jan Preißler hat ihr unter anderem eine Ode auf die Sauberkeit in den Mund gelegt.
Viele Lacher, auch von den Großen im Publikum. An Letztere richtete sich nach dem kräftigen Premierenapplaus ein engagiertes Statement zur geplanten Auflösung des Theatervertrags. Verständlich, doch das eigentliche Publikum sind diesmal die Kinder. Sie sollten ihre Aufführung unbehelligt von den ihnen fremden Sorgen der Großen erleben dürfen (mögliche Alternative: Flugblätter?). (kasch)
Fazit: Ein heiter-turbulentes Theatererlebnis für alle ab acht Jahren.
Nächste Termine: 21.11., 1., 2., 15., 16., 22. 23. 12., Karten: 0800 218 000, landestheater-linz.at