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Krakau – die "K-Stadt"

Von Roswitha Fitzinger, 21. Mai 2022, 14:00 Uhr
Krakau – die "K-Stadt"
Die Krakauer Marienkirche besitzt zwei unterschiedlich hohe Türme (69 und 81 Meter), Turmbläser und einen eindrucksvollen Altar. Bild: rofi

Lange haben wir uns mit 3G herumgeschlagen. Um diese Zeit hinter sich zu lassen, ist ein Besuch in Krakau zu empfehlen – auch weil in Polens alter Königsstadt im Süden des Landes eindeutig die Ks das Leben bestimmen.

Keine Maske, nirgends. Weder im Bahnhofgebäude noch in der Straßenbahn oder in der Apotheke. Das ist Krakau, das ist Polen. Noch maskiert erfolgt allerdings der Ausstieg frühmorgens aus dem Nachtzug von Österreich, um danach gleich einmal ins Bahnhofsklo zu stolpern und – überrascht zu werden: Armaturen von Villeroy & Boch, die Fliesen blitzen, die angenehme Spiegelbeleuchtung ist Balsam für die müden Augen und schmeichelt auch noch dem Teint. Wo sind wir da gelandet …?

… In einer Stadt, die 500 Jahre polnische Hauptstadt war, die die zweitälteste Universität Mitteleuropas besitzt, die im 18. Jahrhundert zu Österreich gehörte, in der Johannes Paul II., bevor er Papst wurde, fast sein ganzes Leben verbracht hatte und deren gesamte Altstadt als eines der ersten Weltkulturdenkmäler auf die Unesco-Liste gesetzt wurde. Spätestens auf dem Krakauer Hauptmarkt weiß man, warum – weil das Auge nicht weiß, wo es als Erstes hinblicken soll: zum Rathausturm, der seit 700 Jahren hier steht, zu den 40 mittelalterlichen Bürgerhäusern und Adelspalästen, die sich auf 200 mal 200 Metern aneinanderreihen, oder zu den Tuchhallen, die sich mit ihren Arkaden über eine Länge von mehr als 100 Meter erstrecken.

Das Königsschloss auf dem Wawel am Ufer der Weichsel Bild: rofi

Bereits im Mittelalter wurde hier mit Stoffen, Gewürzen und Seide gehandelt. Heute kann man sich mit Mitbringseln und Kunsthandwerk eindecken oder hinabsteigen in das unterirdische, mittelalterliche Krakau, das bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt wurde. Alles zu seiner Zeit. Derweil richtet sich der Blick nach oben zu den zwei unterschiedlich hohen Türmen der Marienkirche. Seit 200 Jahren öffnet sich dort zu jeder vollen Stunde ein Fenster und ein Mann mit Trompete bläst das "Hejnal", das Signal des Triumphes, vom Turm.

Weltstadt der Kaffeehäuser und Kirchen

Doch auch für den Turmbläser ist es noch zu früh. Vorerst braucht es einen Muntermacher anderer Art. Das erstbeste Café, das Einlass gewährt, ist recht, und erneut folgt Staunen. Hohe Räume, von denen Jugendstil-Kronleuchter baumeln, eine Holztheke auf alt gezimmert, gemütliche Samtsofas und Ledersessel zum Versinken. Wie sich herausstellen sollte, pflegen die Krakauer eine besondere Kaffeehauskultur, behaupten sogar felsenfest, der Cappuccino sei in ihrer Stadt entstanden. Er hält ebenso Italienvergleichen stand wie der Espresso, und auch das Ambiente in den Kaffeehäusern überzeugt: Es gibt die traditionellen, wie das Café Europejska (Café Europa), das an die Eleganz Wiener Kaffeehäuser erinnert, und die Künstlercafés, wie das fensterlose Jama Michalika (Michaliks Höhle), in dem Ende des 19. Jahrhunderts Krakaus Poeten und Schauspieler ein und aus gingen.

Charmante Kaffeehäuser wie das Camelot gibt es viele. Bild: rofi

Wer Glück hat, ergattert im romantischen Camelot mit seinen in Rosa getünchten Wänden einen erhöhten Fensterplatz. Laut Washington Post gibt es hier den besten Kaffee der Welt, aber wer den Glühwein mit Himbeeren und Vanilleeis probiert, wird es nicht bereuen. 150 Kaffeehäuser mit besonderer Note soll es in Krakau geben. Dem steht die Zahl der Kirchen um nichts nach. Im Gegenteil. "Zweites Rom" wird die 780.000-Einwohner-Stadt, in der es 360 denkmalgeschützte Kirchen geben soll, auch genannt.

In Krakau befinden sich 200 Buntglasfenster, das bekannteste trägt den Namen „Gott Vater – Werde!“ in der Franziskanerkirche. Bild: rofi

Zeit für einen Besuch von Krakaus wichtigstem Gotteshaus. Das reich verzierte und farbenprächtige Innere der Marienkirche enttäuscht nicht. Der Blick wandert unweigerlich empor, in den blauen (Kirchen-)Himmel, von dem Hunderte goldene Sterne glänzen – und nach vorne: Knapp 200 Figuren zählt der geschnitzte Altar, die größte gotische Skulptur dieser Art weltweit. Ein Meisterwerk der Bildhauerkunst, an dem der deutsche Veit Stoß zwölf Jahre schnitzte. Für die zwei unterschiedlich hohen Türme der Basilika sind laut Legende zwei Brüder verantwortlich. Als der eine merkte, dass der andere seinen Turm viel schneller baut, tötete er aus Eifersucht den Bauleiter, der Turm wurde nie vollendet.

Stiefmütterchen an der Kirchenwand

Von außen unscheinbar mutet hingegen die Franziskanerkirche an, während man sich in ihrem Inneren von einer Blumenwiese umgeben fühlt. Der Jugendstilkünstler Stanislaw Wyspianski (1869–1907) bemalte Querschiff und Chor mit geometrischen Motiven und typischen polnischen Blumen, wie Stiefmütterchen. Damals ein Skandal. Dennoch wurde Wyspianski später mit dem Entwurf der Kirchenfenster beauftragt. Wer davor steht, kann ob der Farbenpracht nur eines denken: Er hat sich selbst übertroffen. "Gott Vater – (es) werde (Licht)!" heißt das berühmte Buntglasfenster und zeigt Selbigen im Augenblick der Schöpfung der Welt.

Der Kosciuszko-Hügel – ein symbolträchtiger Aussichtspunkt Bild: rofi

Unweit, im Czartoryski-Museum, zeigt sich ein anderes berühmtes Kunstwerk der Welt. Um einen Blick auf die "Dame mit dem Hermelin", eines der vier von Leonardo da Vinci gemalten Frauenporträts, zu werfen, muss man erst durch 21 Ausstellungsräumlichkeiten. Aber ein Besuch lohnt schon deshalb, weil das altehrwürdige Gebäude nach zehnjähriger Renovierungszeit nun einer Augenweide gleicht und man sich im ältesten Museum Polens befindet. Gegründet wurde es 1796 von einer Frau – Fürstin Izabela Czartoryska. Sie nannte es "Tempel der Erinnerung".

Wissenswertes

  • Anreise: Mit dem Nightjet täglich (22.10 Uhr) ab Wien Hauptbahnhof
  • Währung: Polen ist seit 2004 EU-Mitglied, jedoch nicht in der Europäischen Währungsunion. Zahlungsmittel ist deshalb nach wie vor der Zloty (1 Zloty = 0,21 Euro). Bezahlen mit der Bankomatkarte (auch Kleinstbeträge) ist jedoch Usus.
  • Essen: Zapiekanki, polnischen Fast Food, wenn es schnell gehen soll. Ein mit Käse überbackenes Baguette mit Champignons, Zwiebeln und Gewürzen – und viel Ketchup, wer mag.
    Unbedingt probieren sollte man Pierogi (Piroggen). Die Teigtaschen werden traditionell mit einer Kartoffel-Käse-Mischung serviert. Obwohl die polnische Küche als sehr deftig und fleischlastig gilt, gibt es viele Alternativen, vor allem im jüdischen Viertel: Im „Kolanko No 6“ gibt es ein Frühstücksbuffet (9-12 Uhr) um 30 Zloty pro Person; im „Alchemia“ und im „Kuchni“ vegane und vegetarische Gerichte, aber nicht nur. Traditionell polnisch gekocht wird im „Zalewajka“, und Hummus-Fans sollten ins „Hummus Amamamusi“.
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Autorin
Roswitha Fitzinger
Roswita Fitzinger
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