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10 Tipps für eine Balkanreise

Von Elisabeth Prechtl, 03. November 2019, 00:04 Uhr
Tipps für eine Balkanreise
Mostar – die geteilte Stadt: Zwei Fußballvereine, zwei Universitäten, eine Straße, die Mostar in West und Ost, in kroatisch und bosniakisch, trennt: Mostar im Süden Bosniens wird durch eine unsichtbare Grenze geteilt. Die „Alte Brücke“, im Jugoslawienkrieg gesprengt, wurde mit finanzieller Hilfe aus dem Ausland wieder errichtet. Bild: prel

Mit dem Minibus in zehn Tagen durch die Länder Ex-Jugoslawiens sowie Albanien: Neben Spuren des Krieges offenbaren sich wunderschöne Plätze, reizvolle Landschaften, köstliches Essen und die Freundlichkeit der Bewohner.

"Ich regiere ein Land mit zwei Alphabeten, drei Sprachen, vier Religionen und fünf Nationalitäten, die in sechs Republiken leben, von sieben Nachbarn umgeben sind und mit acht Minderheiten auskommen müssen."

Es ist Josip Broz, genannt Tito, dem dieser Satz zugeschrieben wird – jenem Partisanenführer, der zwischen 1945 und 1980 Jugoslawien regierte: Ein Land, das in dieser Form seit 1991 nicht mehr existiert. Zwischen 1991 und 1999 tobte in Jugoslawien ein blutiger Krieg, das Konglomerat zerfiel in der Folge in sechs, heute unabhängige Staaten: Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Nordmazedonien und Montenegro (der Status des Kosovo ist strittig).

Heute herrscht Frieden am Westbalkan. Doch mit dem Ruf dieser Region steht es nicht zum Besten, sind doch die Spuren des Krieges an manchen Stellen nicht zu übersehen. Namen wie "Srebrenica" oder "Sarajevo" stehen für Kriegsverbrechen.

Und doch ist der Westbalkan ein wunderschönes Reiseziel: Da gibt es kulinarische Höhepunkte, von Burek über Cevapcici bis hin zu Ajvar. Und es gibt beliebte Orte wie Dubrovnik und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten und Plätze. Hier zehn Orte dieses "Rohdiamanten", die einen Besuch wert sind:

Sozialistische Platten- und gründerzeitliche Prachtbauten, Kopfsteinpflaster und Prachtboulevards, Hipster-Geschäfte und altehrwürdige Cafés: Die serbische Hauptstadt Belgrad ist ein Ort vieler Gegensätze. Das Stadtbild ist geprägt von den beiden Flüssen Donau und Save und den acht Brücken, die den Verkehr über sie regeln. Belgrad ist ein bedeutender europäischer Verkehrsknotenpunkt – und gleichzeitig auch ein Ort, der zum Spazieren einlädt: Im Park Kalemegdan rund um die Festung etwa oder im Viertel Skadarlija, dem "Montmartre Belgrads". Die Kirche des Heiligen Sava, eine der weltgrößten orthodoxen Bauten, ist für ihre mächtige Kuppel und die schöne Krypta bekannt.

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Mazedonischer Zirkus: Eine Reiterstatue von Alexander dem Großen, eine Kopie des Triumphbogens, Kitschfassaden: Die Innenstadt von Skopje wurde in den vergangenen Jahren runderneuert, was teilweise kurios anmutet. Man findet dort aber auch eine schöne Altstadt, zahlreiche Moscheen und türkische Bäder. Bild: prel

Der Triumphbogen, rote Doppeldeckerbusse und elegante Kutschen in einer Stadt? Skopje, die Hauptstadt Nordmazedoniens, macht es möglich: 2009 hat die Regierung das Projekt "Skopje 2014" ausgerufen und die Innenstadt komplett erneuert: Bekannte Sehenswürdigkeiten wurden kopiert, Gebäude hinter Kitschfassaden versteckt. Im Zentrum erhebt sich ein steinerner Krieger auf einem Pferd: Es ist eine Statue von Alexander dem Großen, der von einem Löwen bewacht wird. Vom anderen Ufer des Flusses Vardar grüßt sein Vater Philipp II. Umgerechnet rund 7,5 Millionen Euro soll allein die Alexander-Statue gekostet haben – und das in einem Land, in dem es Dörfer ohne fließendes Wasser gibt. Einen wunderbaren Gegensatz dazu bildet die Altstadt. Auch das Geburtshaus der berühmten Ordensschwester Mutter Teresa befindet sich in Skopje.

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Ohrid: Der Ohridsee gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Kirche des Heiligen Johann von Kaneo ist ein bekanntes Fotomotiv. Bild: prel

365 Kirchen – eine für jeden Tag und jeden Heiligen – hat es in Ohrid, dem "Jerusalem des Balkan", einst gegeben: 40 sind es heute noch, die die Stadt am Ohridsee im Südwesten Nordmazedoniens zieren. Der See ist einer der tiefsten und ältesten in Europa, berühmt auch für seine schmackhafte Forelle: Sie schmeckt in den Restaurants im Fischerdorf Kaneo direkt am Seeufer besonders gut. Von dort hat man auch einen guten Blick auf die Kirche des Heiligen Johann von Kaneo, ein berühmtes Fotomotiv.

Tipps für eine Balkanreise
Basarstraße und Festung in Krujë, Albanien: Wer Krujë nicht gesehen hat, hat Albanien nicht gesehen, heißt es: Einst das Zentrum des Widerstandes gegen die Osmanen, kommen heute viele, um die aufwendig restaurierte Basarstraße und das dem Nationalhelden Skanderbeg gewidmete Museum zu besichtigen. Bild: prel

Albanien war zwischen 1945 und 1990 eines der isoliertesten Länder der Welt, das nicht einmal Kontakt zu seinen sozialistischen Bruderstaaten pflegte. Unter Diktator Enver Hoxha sollte das "Land der Gebirge und Adler" zudem zum ersten atheistischen Staat der Welt werden. Albanien ist heute ein armes, aber lebendiges Land: Neben Tirana sind Krujë und die Festung von Shkodër einen Besuch wert.

Tipps für eine Balkanreise
Pyramide von Tirana – Spuren eines Personenkults: Als der albanische Diktator Enver Hoxha 1985 starb, wurde nach den Plänen seiner Tochter Pranvera das pyramidenförmige Enver-Hoxha-Museum gebaut: Nach dem Zusammenbruch des Regimes wurde es Kulturzentrum, sogar eine Disco war darin untergebracht. Jetzt soll es ein Jugendzentrum werden. Bild: Reuters

Montenegro bietet auf knapp 14.000 Quadratmetern alles, was das Urlauberherz begehrt: Strände, Olivenhaine, Granatapfelbäume – und hohe Berge. Die Bucht von Kotor, von vielen auch als einziger Fjord Südosteuropas bezeichnet, wird die "Schönste der Schönen" genannt: Der Legende nach soll sie vom Meeresgott Poseidon persönlich erschaffen worden sein.

Tipps für eine Balkanreise
„Die Schönste der Schönen“: Die Bucht von Kotor schneidet sich wie ein Fjord in die dalmatinische Küste, sie besteht aus insgesamt vier Becken. Kotor ist das bekannteste und namensgebend. Die Altstadt von Kotor ist berühmt für ihre dreieckige Form. Eine Stunde entfernt, eine Serpentinenstraße hoch, gibt es tolle Fotogelegenheiten. Bild: prel

Feuer, Erdbeben und der Jugoslawienkrieg konnten der Schönheit Dubrovniks nichts anhaben: Die Altstadt zählt heute zum Unesco-Weltkulturerbe, der Spaziergang auf der Stadtmauer ist toll. Hier noch ein Tipp: Da rund 400 Kreuzfahrtschiffe jährlich hier anlegen, sollte man besser zeitig am Morgen dorthin aufbrechen.

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Dubrovnik: Feuer, Erdbeben und der Jugoslawienkrieg konnten der Schönheit der Altstadt nichts anhaben. Die Touristenmassen hier sind gewaltig. Bild: prel

Von Serben, Kroaten und Bosniaken bewohnt, von einem dreiköpfigen Staatspräsidium regiert, in Frieden lebend, aber doch gespalten: Bosnien-Herzegowina ist ein hochkomplexes, interessantes und landschaftlich reizvolles Land.

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Sarajevo – Perle mit grässlicher Geschichte: Die bosnische Hauptstadt Sarajevo ist vor allem für drei Dinge bekannt: die Olympischen Winterspiele 1984, die vierjährige Belagerung während des Bosnienkrieges und die Ermordung des habsburgischen Thronfolgers Franz Ferdinand 1914. Am Ort des Attentats befindet sich heute ein Museum. Bild: prel

Es ist zu 60 Prozent von Wald bedeckt, Höhepunkte unter den Städten sind Mostar und die Hauptstadt Sarajevo: Hier nahm das Unheil des Ersten Weltkrieges mit dem Attentat auf den habsburgischen Thronfolger Franz Ferdinand seinen Lauf. Inmitten des Dinarischen Gebirges fanden 1984 Olympische Winterspiele statt. Und Sarajevo wurde zwischen 1992 und 1996 von der Jugoslawischen Volksarmee belagert.

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An der Adriaküste: Das montenegrinische Budva ist einer der meistbesuchten Badeorte an der Adria. Aber auch Bar mit seinen Granatapfelbäumen, süßen Feigen, Olivenbäumen (der älteste ist 2260 Jahre alt) und der Altstadt ist einen Besuch wert. Berühmt ist auch die Fährverbindung ins italienische Bari. Bild: prel

Sechs Länder des Westbalkans, bereist mit dem Minibus. Nach zehn Tagen endet die Reise dort, wo sie ihren Ausgang nahm: Am Flughafen von Belgrad. Sechs Länder in zehn Tagen, das sind: Sechs Grenzübertritte, bei denen man Zeit einplanen sollte; sechs unterschiedliche Währungen (einmal, in Montenegro, sogar der Euro), baden in der Adria, die vielen Bunker und Befestigungsanlagen in Albanien und die Fahrt durch die dichten, dunklen Wälder der Herzegowina. Das sind die immer noch sichtbaren Spuren des Krieges und die Gräben zwischen den unterschiedlichen Völkern und Ethnien – und die Narben, die noch Generationen brauchen werden, um zu verheilen. Das sind aber auch freundliche Menschen, die sich über das Interesse an ihren Ländern freuen und stets ein freundliches "Dobro (j)utro" ("Guten Morgen") auf den Lippen haben.

Anreise und Kulinarik

 

Als Ausgangspunkt einer Rundreise ist Belgrad gut geeignet: Die serbische Hauptstadt ist mit dem Flugzeug von Wien aus in rund einer Stunde zu erreichen. Das Auto bietet sich als Fortbewegungsmittel an, viele Reiseveranstalter haben geführte Balkan-Studienreisen im Programm.

Die Küche in den Ländern ist gut und unterschiedlich: Kaum ein anderes Gericht ist so sehr mit dem Balkan verbunden wie Cevapcici. Auch Raznjici, Schopska-Salat und das Paprikamus Ajvar sollten unbedingt probiert werden. An der Küste gibt es ausgezeichneten Fisch. In Albanien und Mazedonien ist die Nähe zur Türkei spürbar.

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Autorin
Elisabeth Prechtl
Redakteurin Wirtschaft
Elisabeth Prechtl
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2  Kommentare
2  Kommentare
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loewenfan (5.471 Kommentare)
am 06.11.2019 11:21

wenn man Anfang der 80 Jahre Richtung Split fuhr lagen teilweise noch ausgebrannte Urlauberautos in den Schluchten die von Schurken geplündert wurden, allein zu reisen war gefährlich

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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 03.11.2019 04:00

Ein lobenswerter Kommentar.
Folgende Anmerkungen:
- "Und Sarajevo wurde zwischen 1992 und 1996 von der Jugoslawischen Volksarmee belagert" - nur am Anfang, dann von der serbisch-bosnischen Armee. Der Krieg in Bosnien endete 1995, nicht 1996.

- Dobro jutro" ("Guten Morgen") - in Albanien und im Kosovo würde ich so freiwillig nicht grüßen, ich hätte nur zu verlieren.

- Die Nähe zum Osmanischen Reich (gefühlt: "Türkei") ist überall dort spürbar, wo sich die osmanische Herrschaft besonders lange hielt - somit überall von Bosnien südostwärts, auch in Serbien.

- Die Kultur(en) am Balkan verstehen zu wollen, ist ohne gewisse Beschäftigung mit historischen Vorgängen schlicht gesagt: Ein sinnloses Unterfangen, die Materie ist in jedem dieser Länder viel zu komplex. Auch Peter Handke ist episch gescheitert - glauben wir daher nicht, in zwei Wochen klüger als dieser Narr zu sein.
- In Teilen Kroatiens und vor allem in Bosnien würde ich mich ohne aktuelle Minenkarte nicht frei bewegen wollen.

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