WHO kritisiert Nutzen neuer Antibiotika
Neue Mittel zielen nur wenig auf die resistenten Bakterien ab.
Die Entwicklung neuer wirksamer Antibiotika verläuft nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedrohlich langsam. Zurückgehende Investitionen und Mangel an echten Innovationen würden die Bemühungen zur Bekämpfung multiresistenter Infektionen untergraben.
Demnach würden derzeit 60 antibiotische Mittel an Menschen erprobt. Diese würden aber wenig zusätzlichen Nutzen bringen. Zudem zielten nur wenige auf die wichtigsten resistenten Bakterien ab. "Nie zuvor war die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen unmittelbarer und die Notwendigkeit von Lösungen dringender", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Es sei auch festzustellen, dass die Forschung und Entwicklung für Antibiotika in erster Linie von kleinen oder mittleren Unternehmen vorangetrieben werde, während große Konzerne das Feld verließen.
Der Blick auf die Situation bei Wirkstoffen, die sich noch in einer früheren Entwicklungsphase befinden, stimmt dagegen optimistischer. Dort gebe es 252 Mittel, die auf die größten von der WHO definierten Problemfelder abzielten. Erste Medikamente dieser Generation kämen aber wohl frühestens in zehn Jahren auf den Markt.
Resistenzen können sich entwickeln, wenn bei einem Antibiotikaeinsatz einige Bakterien überleben. Besonders besorgniserregend ist laut WHO die Ausbreitung von Keimen wie Acinetobacter, Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, die oft in Krankenhäusern zirkulieren. Sie könnten Lungenentzündung, Blutvergiftung und Wundinfektionen verursachen.