Nach der Schwangerschaft: Nicht nur der Beckenboden braucht Training
Expertinnen vom Landeskrankenhaus Schärding erklären, warum gezieltes Bauchmuskeltraining für junge Mütter so wichtig ist.
Der weibliche Körper leistet in der Schwangerschaft und während der Geburt Schwerstarbeit. Umso wichtiger ist es für frischgebackene Mütter, den Bauch- und Beckenraum bei der Rückkehr in die Normalität zu unterstützen. Dass der Beckenboden spezielle Aufmerksamkeit braucht, ist inzwischen recht bekannt. Eine andere Begleiterscheinung vieler Schwangerschaften ist aber die sogenannte Rektusdiastase, bei der die geraden Bauchmuskeln auseinanderweichen. Rektusdiastase zeigt sich bei Frauen nach der Geburt als eine kleine Vorwölbung im Bauch, besonders beim Aufsetzen. Am stärksten ausgeprägt ist die Beule im Bereich des Nabels. Manchmal reicht sie aber vom Rippenbogen bis zum Schambein.
60 Prozent sind betroffen
Betroffen sind laut einem Bericht des British Journal of Sports Medicine sechs Wochen nach der Geburt knapp 60 Prozent der Frauen, 32 Prozent beschäftigt die Gewebeschwäche ein Jahr oder sogar länger. Dabei handelt es sich nicht nur um ein optisches Problem. "Die Bauchmuskulatur übernimmt eine wichtige Stützfunktion für den Körper. Bei einer Überdehnung der Muskulatur wird auch die Bauchwand anfälliger für Verletzungen. Sämtlicher Druck, der im Alltag auf den Bauchraum kommt, zum Beispiel beim Husten oder Niesen, kann schlechter gemindert werden", erklären Karin Scharinger und Sylvia Zaffke vom Landeskrankenhaus Schärding. Weitere Folgen sind Schmerzen im unteren Rücken und Instabilität in der Lendengegend. Bei Betroffenen kommt es auch häufiger zu Bauchwand- und Narbenbrüchen. Manchmal tauchen im Zusammenhang mit einer Rektusdiastase auch Verdauungsprobleme auf.
Training nach der Geburt
Man kann gegen den Spalt im Bauch mit Training viel tun. Nur in sehr seltenen Fällen müsse operiert werden. Einfach mit Bauchmuskelübungen loszulegen, ist aber keine gute Idee.
Übungen, die die Bauchmuskulatur im Vierfüßerstand aktivieren, sind günstig. „Generell raten wir aber, sich die Bewegungen richtig zeigen zu lassen. Es sind häufig Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, ob eine Übung effektiv ist oder sogar eher schadet“, sagen die Physiotherapeutinnen Karin Scharinger und Sylvia Zaffke. Unbedingt vermieden werden sollten Aufrollbewegungen in Rückenlage, wie es bei den klassischen Sit-ups der Fall ist. Das könne das Problem zusätzlich verschlimmern.
Bei jüngeren Frauen oder nach der ersten Geburt scheine sich der Körper von selbst zu regenerieren, das sei aber ein Trugschluss. „Rückbildung ist in jedem Alter sinnvoll und erspart in späteren Jahren viele Probleme“, so die Expertinnen, die im LKH Schärding eine Rückbildungsgruppe anbieten.