Hautprobleme? Arzt und Patient treffen sich bei einer Videokonferenz
Pilotprojekt in Oberösterreich lotet Möglichkeiten und Chancen der Telemedizin aus.
Es klingt so einfach: Die Ärztin sitzt vor dem Computer. Kilometer entfernt hält ein Patient den Arm mit seinem Ausschlag in die Kamera und bespricht via Videokonferenz mit der Medizinerin, was jetzt zu tun ist. Doch wie geht es dem Patienten bei dieser Art der Behandlung? Sieht die Ärztin alles, was sie für ihre Diagnose braucht? Und wie funktioniert das alles technisch – damit die Dermatologin aussagekräftige Bilder bekommt?
All diese Fragen soll ein Pilotprojekt zwischen dem Landeskrankenhaus Kirchdorf und dem Ordensklinikum Linz klären. Für die Überprüfung der Qualität der Video-Ergebnisse fährt Oberärztin Birgit Weindl vom Ordensklinikum dann auch regelmäßig in das Spital der Gesundheitsholding, um die Patienten ein zweites Mal live in Augenschein zu nehmen. "Normalerweise stellen wir die Diagnose mit allen Sinnen. Erste Erfahrungen zeigen, dass in einem Großteil der Fälle in unserem Pilotprojekt auch über Video alle relevanten Daten erhoben werden konnten", sagt Weindl. Direkt mit dem Patienten via Video zu kommunizieren sei ein Quantensprung, meint der Dermatologie- Primar des Ordensklinikums, Norbert Sepp. "Da sitzen Patienten vor der Kamera und der Arzt ist nicht da. Bisher war es etwa bei Tumor-Boards oder der Übermittlung von Röntgenbildern nur üblich, Befunde zu beurteilen." Nicht vorstellen könne er sich diese Art der Telemedizin auf der Intensivstation, dort könne man nicht mit einer Kamera zum Patienten kommen. "Und es wird auch in Zukunft bei uns keine Digitalisierung ohne Arzt geben", zerstreut der Mediziner Befürchtungen.
Keine Krebsdiagnose via Video
Und es gibt noch weitere Einschränkungen: So sei es laut Experten zur Zeit unseriös, via Video bei Muttermalen Krebs auszuschließen. Um das zu beurteilen, seien nicht nur die richtigen Lichtverhältnisse, sondern manchmal auch das Ertasten der jeweiligen Stelle unerlässlich. Eine der Grundvoraussetzungen für das Projekt zwischen Kirchdorf und Linz ist bestens ausgebildetes Personal an beiden Enden des Kanals. So braucht es nicht nur die Fachärztin an einer Stelle, sondern auch geschultes Pflegepersonal am anderen Ende. Denn der Patient muss gut auf die Situation vorbereitet werden, auch um Ängste abzubauen. Und die Technik muss tadellos funktionieren.
"Mit diesem Projekt kommen wir dem Wunsch der Bevölkerung nach, in der Region versorgt zu werden", sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander. "Wir schauen bewusst nicht nur auf die Chancen, sondern auch auf die Risiken", so Ordensklinikum-Geschäftsführer Raimund Kaplinger. "Telemedizin ist nicht nur die Zukunft, sondern schon Realität. Bei Tumorboards sind schon jetzt Experten von bis zu elf Standorten zugeschaltet. Sie besprechen die jeweiligen Befunde", sagt Karl Lehner, Geschäftsführer der OÖ. Gesundheitsholding. Weitere Bereiche, in denen Telemedizin bereits gut funktioniert, sind die Überprüfung von implantierten Defibrilatoren und Telepathologie. (dh)